Leo Jacob

Verlegeort
Waitzstr. 6
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
23. Oktober 2019
Geboren
16. Mai 1878 in Preußisch Holland / Pasłęk
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 23. September 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
25. Dezember 1942 in Theresienstadt

Leo Jacob wurde am 16. Mai 1878 geboren und war der älteste Sohn des Kaufmanns Nathan Jacob. Er wuchs mit fünf (Halb-)Geschwistern in Preußisch Holland (heute: Pasłęk / Polen) auf, bis die Familie um die Jahrhundertwende herum nach Berlin zog.<br />
Leo Jacob heiratete am 9. Oktober 1909 in Berlin Rosa Paechter, geboren am 5. Mai 1883 in Crossen/Oder, die eigenes Vermögen in die Ehe einbrachte und Kunst sammelte. Am 13. August 1910 wurde die Tochter Ilse geboren. Die Geburtsurkunde nennt als Wohnanschrift der Familie die Pestalozzistraße 50. Später wohnte die Familie in (Berlin-)Charlottenburg, Waitzstraße 6. Der Sohn Fritz wurde am 6. November 1912 geboren, und am 27. Juni 1916 als jüngstes Kind sein Bruder Alfred. Die Wohnung in der Waitzstraße umfasste sechs Zimmer und war gutbürgerlich eingerichtet. Im Bauernzimmer wohnte die Mutter von Rosa, Friederike Paechter, geb. Meyer (*28.5.1860). <br />
Leo war Teilhaber der Firma Jacob & Mannheim OHG, zusammen mit seinem Bruder Julius Jacob und Julian M. Mannheim. Es handelte sich um eine Textil-Großhandelsfirma, die zugleich die Fabrikation von Wäsche, Schürzen und Badeartikel betrieb. Sitz der Firma war in der Heiligengeiststraße 15. Die Firma hatte an der Straßenfront einen größeren Geschäftsraum. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde die Firma „von heute auf morgen“ geschlossen. <br />
Rosa Jacob hatte am 31. März 1939 ihrer Bank zwei Couverts mit Schmuckgegenständen zur Verwahrung gegeben. Nach der Abgabepflicht von Juwelen und Schmuck wies Rosa die Bank am 26. Oktober 1939 an, die verschlossenen Einlagen dem städtischen Leihhaus zu übergeben und den Erlös ihrem Konto gutzuschreiben; ob das geschehen ist, ist nicht mehr nachprüfbar. <br />
Leo und Rosa Jacob verfügten über ein Konto bei der Deutschen Bank, von dem im Mai und Juni 1942 Beträge an die Jüdischen Kultusvereinigung Berlin überwiesen wurden sowie im September 1942 der Betrag von 400 RM mit dem Vermerk „Altersheim-Verpflegung“. Es wird sich dabei um Zahlungen für die „Unterkunft“ in Theresienstadt gehandelt haben. Der Restbetrag ihres Kontos in Höhe von 1.046 RM wurde am 15. Oktober 1942 auf das Sonderkonto „H“ der Reichsvereinigung der Juden überwiesen.<br />
Leo und Rosa Jacob sowie die 82-jährige Friederike Paechter wurden am 23. September 1942 mit dem „65. Alterstransport“ in das KZ Theresienstadt deportiert. Rosa Jacob verstarb dort bereits am 26. Oktober 1942; Leo starb zwei Monate später am 25. Dezember 1942. Friederike Paechter erlag den unmenschlichen Lebensumständen im Lager am 23. September 1943.<br />
Den Kindern Ilse, Fritz und Alfred Jacob gelang es, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Als Alfred, dem jüngsten der Geschwister, eine weitere berufliche Tätigkeit in Deutschland verwehrt wurde, konnte er im Jahr 1934 im Alter von 17 Jahren nach Johannesburg auswandern. Auch sein Bruder Fritz konnte sich nach Südafrika durchschlagen. Im Jahr 1946 folgte schließlich Ilse, die 1936 nach Basel gegangen war, ihren Brüdern aus der Schweiz nach Südafrika. Die drei Kinder hatten vergeblich versucht, ihre Eltern zur Emigration aus Deutschland zu bewegen. Leo und Rosa Jacob sollen geäußert haben, schlimmer könne es gar nicht mehr kommen; womöglich wollten sie aber auch Leos Mutter nicht im Stich lassen, die zu gebrechlich für die Emigration war. <br />
Alfred Jacob zog 1961 nach England und wurde 1964 britischer Staatsbürger.<br />

Leo Jacob wurde am 16. Mai 1878 geboren und war der älteste Sohn des Kaufmanns Nathan Jacob. Er wuchs mit fünf (Halb-)Geschwistern in Preußisch Holland (heute: Pasłęk / Polen) auf, bis die Familie um die Jahrhundertwende herum nach Berlin zog.
Leo Jacob heiratete am 9. Oktober 1909 in Berlin Rosa Paechter, geboren am 5. Mai 1883 in Crossen/Oder, die eigenes Vermögen in die Ehe einbrachte und Kunst sammelte. Am 13. August 1910 wurde die Tochter Ilse geboren. Die Geburtsurkunde nennt als Wohnanschrift der Familie die Pestalozzistraße 50. Später wohnte die Familie in (Berlin-)Charlottenburg, Waitzstraße 6. Der Sohn Fritz wurde am 6. November 1912 geboren, und am 27. Juni 1916 als jüngstes Kind sein Bruder Alfred. Die Wohnung in der Waitzstraße umfasste sechs Zimmer und war gutbürgerlich eingerichtet. Im Bauernzimmer wohnte die Mutter von Rosa, Friederike Paechter, geb. Meyer (*28.5.1860).
Leo war Teilhaber der Firma Jacob & Mannheim OHG, zusammen mit seinem Bruder Julius Jacob und Julian M. Mannheim. Es handelte sich um eine Textil-Großhandelsfirma, die zugleich die Fabrikation von Wäsche, Schürzen und Badeartikel betrieb. Sitz der Firma war in der Heiligengeiststraße 15. Die Firma hatte an der Straßenfront einen größeren Geschäftsraum. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde die Firma „von heute auf morgen“ geschlossen.
Rosa Jacob hatte am 31. März 1939 ihrer Bank zwei Couverts mit Schmuckgegenständen zur Verwahrung gegeben. Nach der Abgabepflicht von Juwelen und Schmuck wies Rosa die Bank am 26. Oktober 1939 an, die verschlossenen Einlagen dem städtischen Leihhaus zu übergeben und den Erlös ihrem Konto gutzuschreiben; ob das geschehen ist, ist nicht mehr nachprüfbar.
Leo und Rosa Jacob verfügten über ein Konto bei der Deutschen Bank, von dem im Mai und Juni 1942 Beträge an die Jüdischen Kultusvereinigung Berlin überwiesen wurden sowie im September 1942 der Betrag von 400 RM mit dem Vermerk „Altersheim-Verpflegung“. Es wird sich dabei um Zahlungen für die „Unterkunft“ in Theresienstadt gehandelt haben. Der Restbetrag ihres Kontos in Höhe von 1.046 RM wurde am 15. Oktober 1942 auf das Sonderkonto „H“ der Reichsvereinigung der Juden überwiesen.
Leo und Rosa Jacob sowie die 82-jährige Friederike Paechter wurden am 23. September 1942 mit dem „65. Alterstransport“ in das KZ Theresienstadt deportiert. Rosa Jacob verstarb dort bereits am 26. Oktober 1942; Leo starb zwei Monate später am 25. Dezember 1942. Friederike Paechter erlag den unmenschlichen Lebensumständen im Lager am 23. September 1943.
Den Kindern Ilse, Fritz und Alfred Jacob gelang es, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Als Alfred, dem jüngsten der Geschwister, eine weitere berufliche Tätigkeit in Deutschland verwehrt wurde, konnte er im Jahr 1934 im Alter von 17 Jahren nach Johannesburg auswandern. Auch sein Bruder Fritz konnte sich nach Südafrika durchschlagen. Im Jahr 1946 folgte schließlich Ilse, die 1936 nach Basel gegangen war, ihren Brüdern aus der Schweiz nach Südafrika. Die drei Kinder hatten vergeblich versucht, ihre Eltern zur Emigration aus Deutschland zu bewegen. Leo und Rosa Jacob sollen geäußert haben, schlimmer könne es gar nicht mehr kommen; womöglich wollten sie aber auch Leos Mutter nicht im Stich lassen, die zu gebrechlich für die Emigration war.
Alfred Jacob zog 1961 nach England und wurde 1964 britischer Staatsbürger.