Emma Fabian geb. Lewin

Verlegeort
Motzstr. 82
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
Februar 2020
Geboren
08. Mai 1870 in Krone an der Brahe / Koronowo
Deportation
am 22. September 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
03. November 1942 in Theresienstadt

Emma Fabian wird am 8. Mai 1870 als Emma Lewin in Krone an der Brahe (heute Koronowo) bei Bromberg geboren, das heute zu Polen gehört. Emma wächst in gut bürgerlichen Verhältnissen in einer assimilierten jüdischen Familie auf. Später heiratet sie den Geschäftsmann Isidor Fabian, der am 22. Mai 1865 in Schrotz im Landkreis Deutsch Krone (heute Skrzatusz) in Westpreußen geboren wird, das heute ebenfalls zu Polen gehört. Wann und unter welchen Umständen Emma nach Berlin zog, wo sie Isidor kennenlernte, wann sie heirateten, ist nicht bekannt.
Am 5. November 1902 kommt die Tochter Ilse zur Welt und am 25. Oktober 1905 der Sohn Fritz. Die Familie lebt in Berlin am Schleswiger Ufer 6a. Emma mochte Berlin sehr, sie war eine "echte" Berlinerin.
1912 trifft die Familie ein schwerer Schicksalsschlag: Isidor stirbt mit 47 Jahren und Emma ist mit ihren beiden 9- und 7-jährigen Kindern Ilse und Fritz allein auf sich gestellt. Sie entschließt sich, die Unterstützung einer jüdischen Hilfeeinrichtung - des "Baruch Auerbch`schen Waisenhauses" in der Schönhauser Allee 162 - in Anspruch zu nehmen. Dort können beide Kinder als Jugendliche einen Beruf erlernen: Fritz wird Handwerker, Ilse Sekretärin. Und weil sie die klassische Musik über alles liebt und musisch sehr begabt ist, gelingt es ihr, sich trotz prekärer finanzieller Situation zur klassischen Sängerin ausbilden zu lassen.
Im Januar 1924 heiratet Ilse den am 13. August 1890 in Lodz (Polen) geborenen Michael Tennenbaum. Seine Eltern sind Salomon (Szlama) *1851 geboren in Czestochowa und Anna (Chana) *1858, geb. Gottheimer in Sieradz. Michael ist studierter Chemiker und spricht mehrere Sprachen. In Berlin ist er als pharmazeutischer Berater tätig und erforscht und entwickelt Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen.Am 1. Juli 1931 wird Steffa geboren. Die Familie wohnte damals in der Bamberger Straße 52. Als assimilierte Juden fühlen sich die Familienmitglieder der deutschen Kultur eng verbunden. So wird bei ihnen Zuhause - wie sich Steffa erinnert- im Dezember weder Weihnachten noch Chanukka sondern "Weihnukka" gefeiert. Dass sie Jüdin ist, erfährt sie erst durch antisemitische Anfeindungen gegen sie und ihre Mutter.
Den Adressbüchern Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre ist zu entnehmen, dass Emma - mit und ohne ihre Familie - in der Motzstraße 38 (heute 82) gewohnt hat. Dort sind abwechselnd Emma, Ilse und Fritz Fabian als Bewohnen verzeichnet. Auch Michael Tennenbaum, der Schwiegersohn, gab in den Entschädigungsakten an, dass seine Schwiegermutter dort eine vollständig möblierte 3,5 Zimmerwohnung bewohnt hat. 
Als die Nazis an die Macht kommen, flieht Michael Tennenbaum im November 1933 nach England. Frau und Tochter folgen 1938. Großmutter Emma, zu krank für die Emigration und ihr Sohn Fritz bleiben in Berlin. 1936 in muss Emma ein Leerzimmer im Haus Heilbronner Straße 5; das Haus wird 1939 zu einem "Judenhaus". Bis zu ihrer Deportation am 22. September 1942 mit dem 64. Alterstransport nach Theresienstadt lebt sie hier. Zwei Möbelstücke aus ihrer großen Wohnung in der Motzstraße 38 hatte man ihr gelassen - Reste ihres alten Lebens, die in ihrer Entschädigungsakte aufgeführt sind. Nur wenige Wochen nach ihrer Deportation, am 3. November 1942, stirbt sie in Theresienstadt.
Über ihren Sohn Fritz ist aus den Entschädigungsakten nur zu erfahren, dass er vermutlich bis 1933 als Polsterer und Dekorateur tätig war und nach Verlust dieser Anstellung keine weitere Arbeit mehr ausüben durfte. Die letzten drei Monate vor seiner Deportation bewohnt er in der Coubiérestraße 1 - ebenfalls ein sogenanntes "Judenhaus" ein möbliertes Zimmer. 
Seine Vermögenserklärung ist auf den 5. Januar 1943 datiert. In einem sog. Schätzungsblatt des Hauptgerichtsvollziehers, in dem das Inventar einer Wohnung aufgelistet und bewertet wird, heißt es: "Es ist nichts vorhanden. Die vorhandenen Sachen sollen dem Hauptmieter P., nach Angaben des Poitiers gehören". "Die Schlüssel befinden sich beim Portier". 
Fritz Fabian wird am 12. Januar 1943 mit dem 26. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Zum 8. Mai (das offizielle Datum des Kriegsendes)1945 wird er für tot erklärt.
Für Michael; Ilse und Steffa Tennenbaum ist das Leben im englischen Exil sehr schwer. Als Flüchtling darf der Vater nur noch als Apotheken-Aushilfe arbeiten. Er leidet sehr darunter, dass er nicht in seinen Beruf zurückkehren kann. Die Mutter verdient ein wenig als Handelsvertreterin für Frauenbekleidung. Dies bedeutet, viele Stunden am Tag zu Fuß unterwegs zu sein und schwere Musterkoffer tragen zu müssen. Als Ilse 1944 schwer an Krebs erkrankt, übernimmt Michael ihre Arbeit. Ilse ist es nicht vergönnt, ihren Traum Sängerin zu werden, zu verwirklichen. Sie stirbt nur wenige Tage nach der Befreiung am 22. Mai 1945 im Exil in Liverpool.
Die 13-jährige Steffa, nun allein mit ihrem schwer arbeitenden und chronisch kranken Vater, schafft es ihren Weg zu gehen: nach Gymnasium und Studium (Französisch, Kunst und klassische Gitarre) heiratet sie, gründet eine Familie und geht mit ihr 1957 nach Israel. Steffa Reis wird eine international anerkannte Künstlerin, die die Liebe der Mutter zu klassischen Musik selbst in sich trägt und in ihrer Kunst weiterleben lässt. 
Berlin, der Stadt, die sie als Siebenjährige verlassen musste, ist sie noch heute verbunden. 
1989 widmete ihr das Kunstamt Tempelhof eine umfassende Retrosektive, das Jüdische Museum zeigte ihre Bilder und die Berliner Galerie Sievi in der Kreuzberger Gneisenaustraße vertritt sie bis heute.
Über das Schicksal der Familie von Michael Tennenbaum in Lodz (Litzmannstadt) - seinen Bruder Adolf, dessen Frau Eugenia und deren Kinder - ist nur bekannt, dass sie 1942 in Majdanek ermordet wurden.

Emma Fabian wird am 8. Mai 1870 als Emma Lewin in Krone an der Brahe (heute Koronowo) bei Bromberg geboren, das heute zu Polen gehört. Emma wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen in einer assimilierten jüdischen Familie auf. Später heiratet sie den Geschäftsmann Isidor Fabian, der am 22. Mai 1865 in Schrotz im Landkreis Deutsch Krone (heute Skrzatusz) in Westpreußen geboren wird, das heute ebenfalls zu Polen gehört. Wann und unter welchen Umständen Emma nach Berlin zog, wo sie Isidor kennenlernte, wann sie heirateten, ist nicht bekannt.
Am 5. November 1902 kommt die Tochter Ilse zur Welt und am 25. Oktober 1905 der Sohn Fritz. Die Familie lebt in Berlin am Schleswiger Ufer 6a. Emma mochte Berlin sehr, sie war eine "echte" Berlinerin.
1912 trifft die Familie ein schwerer Schicksalsschlag: Isidor stirbt mit 47 Jahren und Emma ist mit ihren beiden 9- und 7-jährigen Kindern Ilse und Fritz allein auf sich gestellt. Sie entschließt sich, die Unterstützung einer jüdischen Hilfeeinrichtung - des "Baruch Auerbch`schen Waisenhauses" in der Schönhauser Allee 162 - in Anspruch zu nehmen. Dort können beide Kinder als Jugendliche einen Beruf erlernen: Fritz wird Handwerker, Ilse Sekretärin. Und weil sie die klassische Musik über alles liebt und musisch sehr begabt ist, gelingt es ihr, sich trotz prekärer finanzieller Situation zur klassischen Sängerin ausbilden zu lassen.
Im Januar 1924 heiratet Ilse den am 13. August 1890 in Lodz (Polen) geborenen Michael Tennenbaum. Seine Eltern sind Salomon (Szlama) *1851 geboren in Czestochowa und Anna (Chana) *1858, geb. Gottheimer in Sieradz. Michael ist studierter Chemiker und spricht mehrere Sprachen. In Berlin ist er als pharmazeutischer Berater tätig und erforscht und entwickelt Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Am 1. Juli 1931 wird Steffa geboren. Die Familie wohnte damals in der Bamberger Straße 52. Als assimilierte Juden fühlen sich die Familienmitglieder der deutschen Kultur eng verbunden. So wird bei ihnen Zuhause - wie sich Steffa erinnert- im Dezember weder Weihnachten noch Chanukka sondern "Weihnukka" gefeiert. Dass sie Jüdin ist, erfährt sie erst durch antisemitische Anfeindungen gegen sie und ihre Mutter.
Den Adressbüchern Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre ist zu entnehmen, dass Emma - mit und ohne ihre Familie - in der Motzstraße 38 (heute 82) gewohnt hat. Dort sind abwechselnd Emma, Ilse und Fritz Fabian als Bewohnen verzeichnet. Auch Michael Tennenbaum, der Schwiegersohn, gab in den Entschädigungsakten an, dass seine Schwiegermutter dort eine vollständig möblierte 3,5 Zimmerwohnung bewohnt hat. 
Als die Nazis an die Macht kommen, flieht Michael Tennenbaum im November 1933 nach England. Frau und Tochter folgen 1938. Großmutter Emma, zu krank für die Emigration und ihr Sohn Fritz bleiben in Berlin. 1936 in muss Emma ein Leerzimmer im Haus Heilbronner Straße 5; das Haus wird 1939 zu einem "Judenhaus". Bis zu ihrer Deportation am 22. September 1942 mit dem 64. Alterstransport nach Theresienstadt lebt sie hier. Zwei Möbelstücke aus ihrer großen Wohnung in der Motzstraße 38 hatte man ihr gelassen - Reste ihres alten Lebens, die in ihrer Entschädigungsakte aufgeführt sind. Nur wenige Wochen nach ihrer Deportation, am 3. November 1942, stirbt sie in Theresienstadt.
Über ihren Sohn Fritz ist aus den Entschädigungsakten nur zu erfahren, dass er vermutlich bis 1933 als Polsterer und Dekorateur tätig war und nach Verlust dieser Anstellung keine weitere Arbeit mehr ausüben durfte. Die letzten drei Monate vor seiner Deportation bewohnt er in der Coubiérestraße 1 - ebenfalls ein sogenanntes "Judenhaus" ein möbliertes Zimmer. 
Seine Vermögenserklärung ist auf den 5. Januar 1943 datiert. In einem sog. Schätzungsblatt des Hauptgerichtsvollziehers, in dem das Inventar einer Wohnung aufgelistet und bewertet wird, heißt es: "Es ist nichts vorhanden. Die vorhandenen Sachen sollen dem Hauptmieter P., nach Angaben des Poitiers gehören". "Die Schlüssel befinden sich beim Portier". 
Fritz Fabian wird am 12. Januar 1943 mit dem 26. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Zum 8. Mai (das offizielle Datum des Kriegsendes)1945 wird er für tot erklärt.
Für Michael; Ilse und Steffa Tennenbaum ist das Leben im englischen Exil sehr schwer. Als Flüchtling darf der Vater nur noch als Apotheken-Aushilfe arbeiten. Er leidet sehr darunter, dass er nicht in seinen Beruf zurückkehren kann. Die Mutter verdient ein wenig als Handelsvertreterin für Frauenbekleidung. Dies bedeutet, viele Stunden am Tag zu Fuß unterwegs zu sein und schwere Musterkoffer tragen zu müssen. Als Ilse 1944 schwer an Krebs erkrankt, übernimmt Michael ihre Arbeit. Ilse ist es nicht vergönnt, ihren Traum Sängerin zu werden, zu verwirklichen. Sie stirbt nur wenige Tage nach der Befreiung am 22. Mai 1945 im Exil in Liverpool.
Die 13-jährige Steffa, nun allein mit ihrem schwer arbeitenden und chronisch kranken Vater, schafft es ihren Weg zu gehen: nach Gymnasium und Studium (Französisch, Kunst und klassische Gitarre) heiratet sie, gründet eine Familie und geht mit ihr 1957 nach Israel. Steffa Reis wird eine international anerkannte Künstlerin, die die Liebe der Mutter zu klassischen Musik selbst in sich trägt und in ihrer Kunst weiterleben lässt. 
Berlin, der Stadt, die sie als Siebenjährige verlassen musste, ist sie noch heute verbunden. 
1989 widmete ihr das Kunstamt Tempelhof eine umfassende Retrospektive, das Jüdische Museum zeigte ihre Bilder und die Berliner Galerie Sievi in der Kreuzberger Gneisenaustraße vertritt sie bis heute.
Über das Schicksal der Familie von Michael Tennenbaum in Lodz (Litzmannstadt) - seinen Bruder Adolf, dessen Frau Eugenia und deren Kinder - ist nur bekannt, dass sie 1942 in Majdanek ermordet wurden.