Siegfried Engel

Verlegeort
Eisenacher Str. 29
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
22. Februar 2020
Geboren
27. Dezember 1893 in Konitz / Chojnice
Verhaftet
05. April 1941 in Sachsenhausen
Ermordet
30. Januar 1942 in Sachsenhausen

Der Kaufmann Siegfried Engel wurde am 27. Dezember 1893 in Konitz (poln. Chojnice) in Westpreußen geboren. Sein Vater Louis Engel (11. Dezember 1860 in Schlagenthin, Polen – um 1919 vermutlich in Konitz, Polen) war Bildhauer. Seine Mutter Dora Selma Engel geb. Blumenthal (20. Juli 1864 in Schlochau, Polen) zog, vermutlich nach dem Tod ihres Mannes, nach Berlin. Am 9. März 1942 meldetet sie die Beisetzung ihres Sohnes Siegfried Engel an. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie im Altersheim in der Artilleriestr. 31 in Berlin. Von hier wurde Dora Selma Engel geb. Blumenthal am 17. August 1942 mit dem ersten großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Sie verstarb dort vermutlich am 27. August 1942.<br />
Die Schwester von Siegfried Engel, Rosa Engel, wurde am 5. Juni 1896 ebenfalls in Konitz, Polen, geboren. Sie heiratete am 22. August 1919 in Stettin den am 8. Dezember 1879 in Hammerstein (poln. Czarne) geborenen Kaufmann Leo Falkenberg. Das Ehepaar Falkenberg verließ Deutschland im Juni 1939 in Richtung Chile via Liverpool. Über ihren weiteren Lebensweg ist bisher nichts bekannt.<br />
Siegfried Engel nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde im Jahr 1917 schwer verwundet. Am 8. November 1929 heiratete Siegfried Engel die am 19. Januar 1906 in Sankt Goar (Rheinland-Pfalz) geborene Berta Maria Margareta Barbara Gödert. Ein Trauzeuge war der in Stettin lebende Leo Falkenberg, der Schwager von Siegfried Engel. Seine Ehefrau war katholisch, und so fühlte sie das Ehepaar Engel lange sicher.<br />
Bereits am 15. Januar 1923 hatte Siegfried Engel mit seinem Geschäft für Getreide und Futtermittel begonnen. Sein Geschäftslokal befand sich zunächst in der Kanonierstr. 1 (heute Glinkastraße) bei Ernst Sochaczewer. Der deutsch-jüdische Schriftsteller José Orabuena (1892 in Berlin – 1978 in Ascona, Schweiz), unter dem Namen Hans Sochaczewer geboren, war ein Bruder von Ernst Sochaczewer.<br />
Von 1923 bis 1936 werden in den Adressbüchern der Stadt Berlin für die Geschäfte von Siegfried Engel zwei Adressen aufgeführt. In der Lützowstr. 80 (Tiergarten) befand sich das Unternehmen für Getreide und Futtermittel und Am Friedrichshain 9 der im August 1928 gegründete Großhandel für Häute und Felle. In einem Schreiben vom 10. November 1937 teilte die IHK dem Amtsgericht Berlin mit, dass „die unter Nr. 81726 in das Handelsregister, Abt. A. eingetragene Firma Siegfried Engel Häute und Felle Inh. derselbe, Berlin NO 43, Am Friedrichshain 9“ den Betrieb am 5. April 1937 eingestellt hat. Von der Geschäftsstelle des Amtsgerichts Berlin N 65 erhielt Siegfried Engel ein auf den 23. November 1937 datiertes Schreiben, auf welches er schriftlich antwortete: „Unter dem 16. November ds. erhielt ich die gerichtliche Aufforderung, die handelsgerichtliche Eintragung meiner Fa. (Siegfried Engel, Häute u. Felle) löschen zu lassen. Infolge Erkältung (Grippe) kann ich das Haus nicht verlassen, ich bitte höflichst mir mein persönliches Erscheinen vor Gericht in circa 14 Tagen gestatten zu wollen.“ Mit Datum vom 16. Dezember 1937 war die Firma Häute und Felle, die ab 1937 in der Petersburger Str. 22 (Friedrichshain) residierte, erloschen.<br />
Am 5. April 1941 wurde Siegfried Engel verhaftet und kam als „Schutzhäftling“ in das KZ Sachsenhausen. Er wurde im Häftlingsblock 38 gefangen gehalten, seine Häftlingsnummer lautete 37312. Mit einem Formular, datiert vom 26. August 1941, beantragte Siegfried Engel beim Amtsgericht Abteilung Handelsregister Berlin-Schöneberg „ergebenst die Löschung“ seiner „Firma Siegfried Engel, Berlin W 30, Eisenacherstr. 29“. Aus welchen Gründen er diese Löschung aus dem KZ Sachsenhaus heraus beantragte, ist unbekannt. Da der Antrag dem Amtsgericht in dieser Form nicht genügte, wurde am 8. September 1941 ein Beamter ins KZ Sachsenhausen entsendet, um den Verwaltungsvorgang im Beisein des Lagerkommandanten zu protokollieren. Die Löschung der Getreide- und Futtermittelhandlung wurde mit Eintrag ins Handelsregister am 11. September 1941 vollzogen. Der Kostenbescheid für diesen Verwaltungsvorgang über 15,68 RM wurde Siegfried Engel nur wenige Tage nach der Löschung seines Geschäfts zugestellt und am 1. Oktober 1941 beglichen.<br />
Siegfried Engel starb am Morgen des 30. Januar 1942. Als Todesursache wird in der Sterbeurkunde Herzschwäche angegeben. Die von seiner Mutter Dora Selma Engel geb. Blumenthal angemeldete Beisetzung fand am 16. März 1942 auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee statt. Seine Asche wurde im Feld G 7, Abteilung VII, in Reihe 35a/34 mit der Grab-Nummer 107850 beigesetzt. Siegfried Engel wurde 49 Jahre alt.<br />
Seine Frau Berta Engel geb. Gödert verstarb 1944 bei einem Bombenangriff der Amerikaner auf Berlin. Sie wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Apostel-Paulus-Str. 25.

Der Kaufmann Siegfried Engel wurde am 27. Dezember 1893 in Konitz (poln. Chojnice) in Westpreußen geboren. Sein Vater Louis Engel (11. Dezember 1860 in Schlagenthin, Polen – um 1919 vermutlich in Konitz, Polen) war Bildhauer. Seine Mutter Dora Selma Engel geb. Blumenthal (20. Juli 1864 in Schlochau, Polen) zog, vermutlich nach dem Tod ihres Mannes, nach Berlin. Am 9. März 1942 meldetet sie die Beisetzung ihres Sohnes Siegfried Engel an. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie im Altersheim in der Artilleriestr. 31 in Berlin. Von hier wurde Dora Selma Engel geb. Blumenthal am 17. August 1942 mit dem ersten großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Sie verstarb dort vermutlich am 27. August 1942.
Die Schwester von Siegfried Engel, Rosa Engel, wurde am 5. Juni 1896 ebenfalls in Konitz, Polen, geboren. Sie heiratete am 22. August 1919 in Stettin den am 8. Dezember 1879 in Hammerstein (poln. Czarne) geborenen Kaufmann Leo Falkenberg. Das Ehepaar Falkenberg verließ Deutschland im Juni 1939 in Richtung Chile via Liverpool. Über ihren weiteren Lebensweg ist bisher nichts bekannt.
Siegfried Engel nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde im Jahr 1917 schwer verwundet. Am 8. November 1929 heiratete Siegfried Engel die am 19. Januar 1906 in Sankt Goar (Rheinland-Pfalz) geborene Berta Maria Margareta Barbara Gödert. Ein Trauzeuge war der in Stettin lebende Leo Falkenberg, der Schwager von Siegfried Engel. Seine Ehefrau war katholisch, und so fühlte sie das Ehepaar Engel lange sicher.
Bereits am 15. Januar 1923 hatte Siegfried Engel mit seinem Geschäft für Getreide und Futtermittel begonnen. Sein Geschäftslokal befand sich zunächst in der Kanonierstr. 1 (heute Glinkastraße) bei Ernst Sochaczewer. Der deutsch-jüdische Schriftsteller José Orabuena (1892 in Berlin – 1978 in Ascona, Schweiz), unter dem Namen Hans Sochaczewer geboren, war ein Bruder von Ernst Sochaczewer.
Von 1923 bis 1936 werden in den Adressbüchern der Stadt Berlin für die Geschäfte von Siegfried Engel zwei Adressen aufgeführt. In der Lützowstr. 80 (Tiergarten) befand sich das Unternehmen für Getreide und Futtermittel und Am Friedrichshain 9 der im August 1928 gegründete Großhandel für Häute und Felle. In einem Schreiben vom 10. November 1937 teilte die IHK dem Amtsgericht Berlin mit, dass „die unter Nr. 81726 in das Handelsregister, Abt. A. eingetragene Firma Siegfried Engel Häute und Felle Inh. derselbe, Berlin NO 43, Am Friedrichshain 9“ den Betrieb am 5. April 1937 eingestellt hat. Von der Geschäftsstelle des Amtsgerichts Berlin N 65 erhielt Siegfried Engel ein auf den 23. November 1937 datiertes Schreiben, auf welches er schriftlich antwortete: „Unter dem 16. November ds. erhielt ich die gerichtliche Aufforderung, die handelsgerichtliche Eintragung meiner Fa. (Siegfried Engel, Häute u. Felle) löschen zu lassen. Infolge Erkältung (Grippe) kann ich das Haus nicht verlassen, ich bitte höflichst mir mein persönliches Erscheinen vor Gericht in circa 14 Tagen gestatten zu wollen.“ Mit Datum vom 16. Dezember 1937 war die Firma Häute und Felle, die ab 1937 in der Petersburger Str. 22 (Friedrichshain) residierte, erloschen.
Am 5. April 1941 wurde Siegfried Engel verhaftet und kam als „Schutzhäftling“ in das KZ Sachsenhausen. Er wurde im Häftlingsblock 38 gefangen gehalten, seine Häftlingsnummer lautete 37312. Mit einem Formular, datiert vom 26. August 1941, beantragte Siegfried Engel beim Amtsgericht Abteilung Handelsregister Berlin-Schöneberg „ergebenst die Löschung“ seiner „Firma Siegfried Engel, Berlin W 30, Eisenacherstr. 29“. Aus welchen Gründen er diese Löschung aus dem KZ Sachsenhaus heraus beantragte, ist unbekannt. Da der Antrag dem Amtsgericht in dieser Form nicht genügte, wurde am 8. September 1941 ein Beamter ins KZ Sachsenhausen entsendet, um den Verwaltungsvorgang im Beisein des Lagerkommandanten zu protokollieren. Die Löschung der Getreide- und Futtermittelhandlung wurde mit Eintrag ins Handelsregister am 11. September 1941 vollzogen. Der Kostenbescheid für diesen Verwaltungsvorgang über 15,68 RM wurde Siegfried Engel nur wenige Tage nach der Löschung seines Geschäfts zugestellt und am 1. Oktober 1941 beglichen.
Siegfried Engel starb am Morgen des 30. Januar 1942. Als Todesursache wird in der Sterbeurkunde Herzschwäche angegeben. Die von seiner Mutter Dora Selma Engel geb. Blumenthal angemeldete Beisetzung fand am 16. März 1942 auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee statt. Seine Asche wurde im Feld G 7, Abteilung VII, in Reihe 35a/34 mit der Grab-Nummer 107850 beigesetzt. Siegfried Engel wurde 49 Jahre alt.
Seine Frau Berta Engel geb. Gödert verstarb 1944 bei einem Bombenangriff der Amerikaner auf Berlin. Sie wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Apostel-Paulus-Str. 25.