Max Zickel

Verlegeort
Zimmerstraße 48 a
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
26. Februar 2020
Geboren
01. Juli 1898 in Berlin
Beruf
Kaufmann
Verhaftet
03. Januar 1939 bis 26. April 1940 im Gefängnis Säckingen und Gefängnis Waldshut
Deportation
im Dezember 1943 nach Auschwitz
Ermordet
24. Januar 1944 in Auschwitz

Max Zickel kam am 1. Juli 1898 als drittes Kind des jüdischen Kaufmanns Elias Zickel und seiner Frau Janette, geb. Strelitz, in Berlin zur Welt. Er hatte zwei Schwestern: Margarethe (geb. 1894) und Flora (geb. 1896). Über seine Kindheit und Jugend, die er wahrscheinlich in Berlin verbrachte, ist nichts bekannt. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und übersiedelte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Säckingen, heute Bad Säckingen, am Hochrhein, an der Grenze zur Schweiz gelegen, etwa 35 km flussaufwärts von Basel.<br />
Er heiratete dort am 1. Juli 1931 Charlotte Marie Elisabeth Bohn, geb. am 31.05.1906 in Stargard/Pommern, evangelischer Religion. Die Ehe blieb kinderlos.<br />
Max Zickel war Vertreter mehrerer deutscher Textilfirmen für die Schweiz und verdiente gut. Er bereiste laut Aussage seiner Frau die Schweiz ganzjährig mit dem Auto und unterhielt für verschiedene große Firmen auch Lager, so dass der Versand gleich von dort aus vorgenommen werden konnte.<br />
Ab 1938 ging der Umsatz wegen seiner jüdischen Abstammung zurück, mehrere Firmen konnten oder wollten ihn nicht mehr als Vertreter beschäftigen. Das Ehepaar bereitete deswegen seine Auswanderung in die Schweiz vor. Ende Dezember 1938 hatten sie bereits die Genehmigung der deutschen Behörden erhalten, nach Stein in den Kanton Aargau zu ziehen. Stein liegt am Ufer des Rheins, genau gegenüber von Bad Säckingen. Der Antrag auf Aufenthaltserlaubnis in der Schweiz war gestellt.<br />
Am 3. Januar 1939 wurden Max und Charlotte Zickel wegen angeblichen Devisenvergehens im Gefängnis Säckingen in Schutzhaft genommen. Charlotte hatte im Gegensatz zu ihrem Mann die Möglichkeit, sich einen Rechtsanwalt zu nehmen und kam mithilfe des Rechtsbeistandes am 29. März 1939 aus der Untersuchungshaft frei. Max Zickel blieb weiter in Haft. Er wurde am 17. Oktober 1939 durch das Landgericht Waldshut wegen angeblichen Vergehens gegen das Devisengesetz zu einem Jahr Gefängnis abzüglich 9 Monaten Untersuchungshaft sowie zu einer Geldstrafe von insgesamt 3000 RM verurteilt. Seine Strafe hatte er am 17. Januar 1940 verbüßt. Anschließend wurde eine Gefängnisstrafe von 100 Tagen verhängt, da er die 3000 RM nicht zahlen konnte oder wollte und er so für je 30 RM eine weitere Strafe von je einem Tag Gefängnis verbüßen musste. Am 26. April 1940 wurde er aus der Haft entlassen.<br />
Während das Ehepaar Zickel in Haft war, hatten die Schweizer Behörden ihnen eine befristete Aufenthaltserlaubnis erteilt. Nach der Entlassung von Max Zickel war die Frist bereits abgelaufen. Auch seinen Reisepass behielten die deutschen Behörden ein.<br />
Das Ehepaar wurde von der Gestapo gezwungen, Säckingen innerhalb von wenigen Tagen zu verlassen. Durch behördliche Anordnung war es ihnen verboten, ihre 3 1/2-Zimmer-Wohnungseinrichtung mitzunehmen, diese wurde amtlicherseits versteigert und der Erlös einbehalten.<br />
Nach Aussage von Charlotte Zickel nahm nur Max Zickels Geburtsstadt Berlin das Ehepaar auf, sie bezogen eine Wohnung in der Zimmerstraße 48a. Das Zwangsarbeitsamt für Juden vermittelte ihn ab 24. Juni 1940 als Kohlenarbeiter bei der Firma Erwin Hundrieser, Brunnenstraße 14-15. Max Zickel musste ab 19. September 1941 den Judenstern tragen, war aber dennoch durch seine „arische“ Ehefrau geschützt.<br />
Am 20. September 1943 morgens um 9 Uhr wurde Max Zickel verhaftet. Charlotte Zickel schilderte die Ereignisse nach dem Krieg so: „Mein Mann … war bei der Firma Erwin Hundrieser als Kohlenarbeiter verpflichtet. In Erledigung eines dienstlichen Auftrags auf dem Wege zur Bank (es war nur quer über die Straße) wurde mein Mann verhaftet, da er ohne Jackett gelaufen war und an dem Oberhemd kein Stern befestigt war. Das mit dem Stern versehene Jackett hatte er im Geschäft hängen lassen. Auf der Straße wurde er von Kriminalbeamten in Zivil nach der Kennkarte gefragt und, da er die Judenkennkarte bei sich hatte, auf der Stelle verhaftet und in das zuständige Polizeirevier gebracht. Von dort wurde seine Chefin, Frau Hundrieser, verständigt, welche mich daraufhin benachrichtigte.“<br />
Von diesem Polizeirevier kam Max Zickel in die Große Hamburger Straße, wo seine Frau ihn sprechen konnte. Danach kam er in das Polizeipräsidium Alexanderplatz, von wo er zwischen Weihnachten 1943 und Neujahr 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Dort kam er am 24. Januar 1944 ums Leben. Der Brief, der an seine Witwe geschickt wurde, enthielt als Todesursache: „an den Folgen von Herzschwäche infolge allgemeiner Schwäche“.<br />
Nach dem Krieg wohnte Charlotte Zickel in Berlin-Siemensstadt. Max Zickels Schwestern Margarethe Weissbach und Flora Mädlow überlebten die Shoa dank ihrer „arischen“ Ehemänner.

Max Zickel kam am 1. Juli 1898 als drittes Kind des jüdischen Kaufmanns Elias Zickel und seiner Frau Janette, geb. Strelitz, in Berlin zur Welt. Er hatte zwei Schwestern: Margarethe (geb. 1894) und Flora (geb. 1896). Über seine Kindheit und Jugend, die er wahrscheinlich in Berlin verbrachte, ist nichts bekannt. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und übersiedelte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Säckingen, heute Bad Säckingen, am Hochrhein, an der Grenze zur Schweiz gelegen, etwa 35 km flussaufwärts von Basel.
Er heiratete dort am 1. Juli 1931 Charlotte Marie Elisabeth Bohn, geb. am 31.05.1906 in Stargard/Pommern, evangelischer Religion. Die Ehe blieb kinderlos.
Max Zickel war Vertreter mehrerer deutscher Textilfirmen für die Schweiz und verdiente gut. Er bereiste laut Aussage seiner Frau die Schweiz ganzjährig mit dem Auto und unterhielt für verschiedene große Firmen auch Lager, so dass der Versand gleich von dort aus vorgenommen werden konnte.
Ab 1938 ging der Umsatz wegen seiner jüdischen Abstammung zurück, mehrere Firmen konnten oder wollten ihn nicht mehr als Vertreter beschäftigen. Das Ehepaar bereitete deswegen seine Auswanderung in die Schweiz vor. Ende Dezember 1938 hatten sie bereits die Genehmigung der deutschen Behörden erhalten, nach Stein in den Kanton Aargau zu ziehen. Stein liegt am Ufer des Rheins, genau gegenüber von Bad Säckingen. Der Antrag auf Aufenthaltserlaubnis in der Schweiz war gestellt.
Am 3. Januar 1939 wurden Max und Charlotte Zickel wegen angeblichen Devisenvergehens im Gefängnis Säckingen in Schutzhaft genommen. Charlotte hatte im Gegensatz zu ihrem Mann die Möglichkeit, sich einen Rechtsanwalt zu nehmen und kam mithilfe des Rechtsbeistandes am 29. März 1939 aus der Untersuchungshaft frei. Max Zickel blieb weiter in Haft. Er wurde am 17. Oktober 1939 durch das Landgericht Waldshut wegen angeblichen Vergehens gegen das Devisengesetz zu einem Jahr Gefängnis abzüglich 9 Monaten Untersuchungshaft sowie zu einer Geldstrafe von insgesamt 3000 RM verurteilt. Seine Strafe hatte er am 17. Januar 1940 verbüßt. Anschließend wurde eine Gefängnisstrafe von 100 Tagen verhängt, da er die 3000 RM nicht zahlen konnte oder wollte und er so für je 30 RM eine weitere Strafe von je einem Tag Gefängnis verbüßen musste. Am 26. April 1940 wurde er aus der Haft entlassen.
Während das Ehepaar Zickel in Haft war, hatten die Schweizer Behörden ihnen eine befristete Aufenthaltserlaubnis erteilt. Nach der Entlassung von Max Zickel war die Frist bereits abgelaufen. Auch seinen Reisepass behielten die deutschen Behörden ein.
Das Ehepaar wurde von der Gestapo gezwungen, Säckingen innerhalb von wenigen Tagen zu verlassen. Durch behördliche Anordnung war es ihnen verboten, ihre 3 1/2-Zimmer-Wohnungseinrichtung mitzunehmen, diese wurde amtlicherseits versteigert und der Erlös einbehalten.
Nach Aussage von Charlotte Zickel nahm nur Max Zickels Geburtsstadt Berlin das Ehepaar auf, sie bezogen eine Wohnung in der Zimmerstraße 48a. Das Zwangsarbeitsamt für Juden vermittelte ihn ab 24. Juni 1940 als Kohlenarbeiter bei der Firma Erwin Hundrieser, Brunnenstraße 14-15. Max Zickel musste ab 19. September 1941 den Judenstern tragen, war aber dennoch durch seine „arische“ Ehefrau geschützt.
Am 20. September 1943 morgens um 9 Uhr wurde Max Zickel verhaftet. Charlotte Zickel schilderte die Ereignisse nach dem Krieg so: „Mein Mann … war bei der Firma Erwin Hundrieser als Kohlenarbeiter verpflichtet. In Erledigung eines dienstlichen Auftrags auf dem Wege zur Bank (es war nur quer über die Straße) wurde mein Mann verhaftet, da er ohne Jackett gelaufen war und an dem Oberhemd kein Stern befestigt war. Das mit dem Stern versehene Jackett hatte er im Geschäft hängen lassen. Auf der Straße wurde er von Kriminalbeamten in Zivil nach der Kennkarte gefragt und, da er die Judenkennkarte bei sich hatte, auf der Stelle verhaftet und in das zuständige Polizeirevier gebracht. Von dort wurde seine Chefin, Frau Hundrieser, verständigt, welche mich daraufhin benachrichtigte.“
Von diesem Polizeirevier kam Max Zickel in die Große Hamburger Straße, wo seine Frau ihn sprechen konnte. Danach kam er in das Polizeipräsidium Alexanderplatz, von wo er zwischen Weihnachten 1943 und Neujahr 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Dort kam er am 24. Januar 1944 ums Leben. Der Brief, der an seine Witwe geschickt wurde, enthielt als Todesursache: „an den Folgen von Herzschwäche infolge allgemeiner Schwäche“.
Nach dem Krieg wohnte Charlotte Zickel in Berlin-Siemensstadt. Max Zickels Schwestern Margarethe Weissbach und Flora Mädlow überlebten die Shoa dank ihrer „arischen“ Ehemänner.