Hermine Lesser geb. Philipp

Verlegeort
Marburger Str. 5
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
07. Oktober 2020
Geboren
28. August 1853 in Berlin
Deportation
am 14. September 1942 nach Thersienstadt
Ermordet
13. Januar 1943 in Theresienstadt

Am 28. August 1853 kam Hermine Lesser als zweites Kind des Kaufmanns Adolf Philipp und seiner Frau Henriette, geborene Schönlank, in Berlin zur Welt. Der erstgeborene Bruder war schon im Kindesalter gestorben. Ihre Kindheit und Schulzeit verlebte sie mit den Schwestern Julie und Anna, die wie sie eine solide bürgerliche Bildung erhielten.
1880 heiratete Hermine den Fabrikanten für Fenster- und Schaufensterjalousien Paul Lesser und wohnte mit ihm und den 1882 und 1886 geborenen Töchtern Dora und Ada im Zentrum Berlins. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts zogen die Eheleute nach Charlottenburg in die Joachimsthaler Straße, wo sie bis zum Tode Paul Lessers im Jahr 1917 lebten.
Hermine engagierte sich in der frühen Frauenbewegung und in der Wohlfahrtspflege. Sie leitete eine Rechtsschutzstelle für Frauen und Mädchen und war engagiert im Bund für Mutterschutz und als Charlottenburger Waisenpflegerin. Von 1923 bis 1933 vertrat sie die Interessen des jüdischen Frauenbundes im Vorstand des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. In dessen Verwaltungsrat waren damals auch der Rabbiner Simon Weise, der Künstler Max Liebermann und Walther Rathenau aktiv. Im Jahr 1931 wurde sie vom Bezirksamt Charlottenburg für ihre 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit als Waisenpflegerin ausgezeichnet.
Dies schützte sie nicht vor der Verfolgung und Ausgrenzung, die mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur einsetzte. Im Dezember 1933 wurde sie, wie auch alle anderen jüdischen Vertreterinnen und Vertreter, aus dem Vorstand des Volksbundes gedrängt.
Sie gründete trotzdem in der Marburger Straße 5 ein Clubheim für notleidende Frauen, um ihnen angesichts des zunehmendem Elends zu helfen und Unterstützung zu bieten.
Der 9. November 1938 mit seinen Pogromen, Verfolgungen und Morden machte für jede und jeden endgültig klar, dass in Deutschland für Jüdinnen und Juden und viele andere Minderheiten Rechtlosigkeit herrschte. Deshalb versuchten die Töchter von Hermine Lesser mit ihren Familien die Flucht ins Ausland.
Dora gelang es, mit ihrem Ehemann Ernst Gustav Levin und den beiden Söhnen Leo Adolf und Rudolf nach Argentinien auszuwandern. Ada und ihr Ehemann Willy Beer Fuerst zogen nach Reims zur Tochter Eva Liselotte. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutschen Truppen, wurde die ganze Familie von dort nach Auschwitz deportiert und ermordet. Nur der Sohn Heinz war schon 1934 nach Palästina ausgewandert und überlebte.
Hermine Lesser wirkte trotz aller Entbehrungen und Einschränkungen weiter in den Räumen der Marburger Straße 5 als helfende Kraft, während die Verfolgungen täglich zunahmen. Von dort wurde sie am 10. September 1942 in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße gebracht. Sie war eine von 1013 Jüdinnen und Juden, die mit dem „2. Großen Alterstransport“ unter Schikanen und unsäglichen Entbehrungen in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Dort herrschten entsetzliche Zustände, an deren Folgen sie im Januar 1943 starb.

 

Am 28. August 1853 kam Hermine Lesser als zweites Kind des Kaufmanns Adolf Philipp und seiner Frau Henriette, geborene Schönlank, in Berlin zur Welt. Der erstgeborene Bruder war schon im Kindesalter gestorben. Ihre Kindheit und Schulzeit verlebte sie mit den Schwestern Julie und Anna, die wie sie eine solide bürgerliche Bildung erhielten.
1880 heiratete Hermine den Fabrikanten für Fenster- und Schaufensterjalousien Paul Lesser und wohnte mit ihm und den 1882 und 1886 geborenen Töchtern Dora und Ada im Zentrum Berlins. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts zogen die Eheleute nach Charlottenburg in die Joachimsthaler Straße, wo sie bis zum Tode Paul Lessers im Jahr 1917 lebten.
Hermine engagierte sich in der frühen Frauenbewegung und in der Wohlfahrtspflege. Sie leitete eine Rechtsschutzstelle für Frauen und Mädchen und war engagiert im Bund für Mutterschutz und als Charlottenburger Waisenpflegerin. Von 1923 bis 1933 vertrat sie die Interessen des jüdischen Frauenbundes im Vorstand des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. In dessen Verwaltungsrat waren damals auch der Rabbiner Simon Weise, der Künstler Max Liebermann und Walther Rathenau aktiv. Im Jahr 1931 wurde sie vom Bezirksamt Charlottenburg für ihre 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit als Waisenpflegerin ausgezeichnet.
Dies schützte sie nicht vor der Verfolgung und Ausgrenzung, die mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur einsetzte. Im Dezember 1933 wurde sie, wie auch alle anderen jüdischen Vertreterinnen und Vertreter, aus dem Vorstand des Volksbundes gedrängt.
Sie gründete trotzdem in der Marburger Straße 5 ein Clubheim für notleidende Frauen, um ihnen angesichts des zunehmendem Elends zu helfen und Unterstützung zu bieten.
Der 9. November 1938 mit seinen Pogromen, Verfolgungen und Morden machte für jede und jeden endgültig klar, dass in Deutschland für Jüdinnen und Juden und viele andere Minderheiten Rechtlosigkeit herrschte. Deshalb versuchten die Töchter von Hermine Lesser mit ihren Familien die Flucht ins Ausland.
Dora gelang es, mit ihrem Ehemann Ernst Gustav Levin und den beiden Söhnen Leo Adolf und Rudolf nach Argentinien auszuwandern. Ada und ihr Ehemann Willy Beer Fuerst zogen nach Reims zur Tochter Eva Liselotte. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutschen Truppen, wurde die ganze Familie von dort nach Auschwitz deportiert und ermordet. Nur der Sohn Heinz war schon 1934 nach Palästina ausgewandert und überlebte.
Hermine Lesser wirkte trotz aller Entbehrungen und Einschränkungen weiter in den Räumen der Marburger Straße 5 als helfende Kraft, während die Verfolgungen täglich zunahmen. Von dort wurde sie am 10. September 1942 in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße gebracht. Sie war eine von 1013 Jüdinnen und Juden, die mit dem „2. Großen Alterstransport“ unter Schikanen und unsäglichen Entbehrungen in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Dort herrschten entsetzliche Zustände, an deren Folgen sie im Januar 1943 starb.