Georg Bernstein

Verlegeort
Claudiusstraße 18
Bezirk/Ortsteil
Tiergarten
Verlegedatum
24. November 2018
Geboren
09. Januar 1884 in Berlin
Deportation
am 24. August 1943 nach Auschwitz
Ermordet
15. September 1943 in Auschwitz

Georg Bernstein kam am 9. Januar 1884 in Berlin als einziges Kind von Joseph Bernstein und Auguste Bernstein, geborene Kessel, zur Welt. Seine Eltern waren aus der damaligen Provinz Posen im Zuge einer großen Auswanderungswelle in den 1860er/70er Jahren vom Land in das Industriezentrum Berlin gekommen. Gründe hierfür waren wohl die rechtlich stärker eingeschränkte Stellung der Jüdinnen und Juden in der Provinz Posen im Vergleich zu den anderen preußischen Provinzen und die ständigen Auseinandersetzungen zwischen der polnisch-katholischen und der deutsch-evangelischen Bevölkerung um die Vormacht, in denen die Jüdinnen und Juden von der Staatsmacht Preußen, die die Provinz Posen seit 1793 annektiert hatte, je nach Bedarf benutzt oder drangsaliert wurden.<br />
Georgs Mutter Auguste war am 23. Dezember 1855 als fünftes Kind des Schneiders Lewin Kessel und als zweites Kind seiner zweiten Ehefrau Luise Hammel in Kosten, einem kleinen Städtchen in der Provinz Posen, geboren worden. Auguste folgte ihren vier Geschwistern nach Berlin, die dort bereits Posamentierwaren-Läden besaßen. In Berlin traf sie Joseph Bernstein, geboren am 8. Januar 1851 in Schroda, einer Kleinstadt in der Provinz Posen, der nach Berlin gekommen war, um das Bankgeschäft im Bankhaus „Bredereck und Fiedler“ in der Kreuzberger Lindenstraße zu erlernen.<br />
Nach der Heirat am 12. April 1883 zogen sie um die Ecke in die Ritterstraße, wo Sohn Georg einige Monate später geboren wurde.<br />
1892 machte sich Joseph Bernstein selbständig, wie alle seine angeheirateten Familienmitglieder auch, und gründete das Bankgeschäft „Bernstein & Co.“ in der Friedrichstraße 73, das sich dort bis zur Reichspogromnacht am 9. November 1938 befand. Sein Compagnon wurde 1901 sein Neffe Albert David. Als Albert David sein eigenes Bankgeschäft gründete, führte Joseph das Bankhaus allein weiter, später wohl mit seinem Sohn Georg. Das Geschäft lief so gut, dass die Bernsteins 1911 in den vornehmen Westen umziehen konnten, in den Bezirk Tiergarten in die Claudiusstraße 18.<br />
1911 starb Georgs Mutter Auguste, 1934 sein Vater Joseph. Georg führte das Bank- und Wechselgeschäft weiter, bis es 1938 zerstört, geplündert und zwangsweise endgültig aufgelöst wurde. Er wohnte bis Mitte 1940 weiter in seiner Wohnung in der Claudiusstraße.<br />
Aus den Rückerstattungsunterlagen geht hervor, dass Georg Bernstein mit der Näherin Frieda Mahler liiert war. Sie wollten im Sommer 1935 heiraten, das Standesamt lehnte es jedoch ab diese Eheschließung zu vollziehen, weil Frieda Mahler evangelisch war. Seinem Cousin Erich Kessel zufolge wollte Georg in die USA fliehen und hatte 1940 einen Antrag auf Ausreise gestellt, der jedoch vom Finanzamt Tiergarten abgelehnt wurde, weil er die „Reichsfluchtsteuer“ nicht bezahlen konnte.<br />
Nachdem am 30. April 1939 der Mieterschutz für Jüdinnen und Juden per Gesetz aufgehoben worden war, war Georg Bernstein gezwungen, ab August 1940 in einem möblierten Zimmer bei E. Heymann in der Klopstockstraße 24 zu wohnen.<br />
Ab 1941 musste er Zwangsarbeit in der Chemiefabrik Riedel in Britz leisten. Georg Bernstein wurde am 17. August 1943 von der Gestapo verhaftet und in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße gebracht. Von dort wurde er am 24. August 1943 mit dem „41. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert, wo er am 15. September 1943 ermordet wurde.<br />
Frieda Mahler ließ sich 1951 die Ehe mit Georg Bernstein nachträglich attestieren und stellte dann einen Rückerstattungsantrag, der, obwohl ihre Aussagen widersprüchlich waren, für sie mit einer hohen Summe als „Wiedergutmachung“ endete.<br />
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Georg Bernstein kam am 9. Januar 1884 in Berlin als einziges Kind von Joseph Bernstein und Auguste Bernstein, geborene Kessel, zur Welt. Seine Eltern waren aus der damaligen Provinz Posen im Zuge einer großen Auswanderungswelle in den 1860er/70er Jahren vom Land in das Industriezentrum Berlin gekommen. Gründe hierfür waren wohl die rechtlich stärker eingeschränkte Stellung der Jüdinnen und Juden in der Provinz Posen im Vergleich zu den anderen preußischen Provinzen und die ständigen Auseinandersetzungen zwischen der polnisch-katholischen und der deutsch-evangelischen Bevölkerung um die Vormacht, in denen die Jüdinnen und Juden von der Staatsmacht Preußen, die die Provinz Posen seit 1793 annektiert hatte, je nach Bedarf benutzt oder drangsaliert wurden.
Georgs Mutter Auguste war am 23. Dezember 1855 als fünftes Kind des Schneiders Lewin Kessel und als zweites Kind seiner zweiten Ehefrau Luise Hammel in Kosten, einem kleinen Städtchen in der Provinz Posen, geboren worden. Auguste folgte ihren vier Geschwistern nach Berlin, die dort bereits Posamentierwaren-Läden besaßen. In Berlin traf sie Joseph Bernstein, geboren am 8. Januar 1851 in Schroda, einer Kleinstadt in der Provinz Posen, der nach Berlin gekommen war, um das Bankgeschäft im Bankhaus „Bredereck und Fiedler“ in der Kreuzberger Lindenstraße zu erlernen.
Nach der Heirat am 12. April 1883 zogen sie um die Ecke in die Ritterstraße, wo Sohn Georg einige Monate später geboren wurde.
1892 machte sich Joseph Bernstein selbständig, wie alle seine angeheirateten Familienmitglieder auch, und gründete das Bankgeschäft „Bernstein & Co.“ in der Friedrichstraße 73, das sich dort bis zur Reichspogromnacht am 9. November 1938 befand. Sein Compagnon wurde 1901 sein Neffe Albert David. Als Albert David sein eigenes Bankgeschäft gründete, führte Joseph das Bankhaus allein weiter, später wohl mit seinem Sohn Georg. Das Geschäft lief so gut, dass die Bernsteins 1911 in den vornehmen Westen umziehen konnten, in den Bezirk Tiergarten in die Claudiusstraße 18.
1911 starb Georgs Mutter Auguste, 1934 sein Vater Joseph. Georg führte das Bank- und Wechselgeschäft weiter, bis es 1938 zerstört, geplündert und zwangsweise endgültig aufgelöst wurde. Er wohnte bis Mitte 1940 weiter in seiner Wohnung in der Claudiusstraße.
Aus den Rückerstattungsunterlagen geht hervor, dass Georg Bernstein mit der Näherin Frieda Mahler liiert war. Sie wollten im Sommer 1935 heiraten, das Standesamt lehnte es jedoch ab diese Eheschließung zu vollziehen, weil Frieda Mahler evangelisch war. Seinem Cousin Erich Kessel zufolge wollte Georg in die USA fliehen und hatte 1940 einen Antrag auf Ausreise gestellt, der jedoch vom Finanzamt Tiergarten abgelehnt wurde, weil er die „Reichsfluchtsteuer“ nicht bezahlen konnte.
Nachdem am 30. April 1939 der Mieterschutz für Jüdinnen und Juden per Gesetz aufgehoben worden war, war Georg Bernstein gezwungen, ab August 1940 in einem möblierten Zimmer bei E. Heymann in der Klopstockstraße 24 zu wohnen.
Ab 1941 musste er Zwangsarbeit in der Chemiefabrik Riedel in Britz leisten. Georg Bernstein wurde am 17. August 1943 von der Gestapo verhaftet und in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße gebracht. Von dort wurde er am 24. August 1943 mit dem „41. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert, wo er am 15. September 1943 ermordet wurde.
Frieda Mahler ließ sich 1951 die Ehe mit Georg Bernstein nachträglich attestieren und stellte dann einen Rückerstattungsantrag, der, obwohl ihre Aussagen widersprüchlich waren, für sie mit einer hohen Summe als „Wiedergutmachung“ endete.