Elsa Leschnitzer geb. Oppenheimer

Verlegeort
Bayerische Str. 4
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
06. Juni 2018
Geboren
21. April 1888 in Berlin
Beruf
Putzmacherin
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Elsa Leschnitzer wurde am 21. April 1888 in der Berliner Josephstraße 5 als Tochter des Kaufmanns Samuel (Salo) Oppenheimer und seiner Frau Frieda Helene, geb. Unger, geboren. Sie hatte noch einen Bruder, Kurt. Über Elsas Kindheit und Jugend wissen wir nichts. Am 4. August 1909 heiratete sie den Bankbeamten Sigismund Cohn, der gebürtig aus Potsdam stammte. Damals wohnte sie mit ihren Eltern in der Giesebrechtstraße 21. Die Ehe mit dem 15 Jahre älteren Sigismund hielt 13 Jahre, am 30. September 1922 wurde sie geschieden. Schon wenige Wochen danach, am 8. November, ging Elsa eine zweite Ehe mit Fritz Leschnitzer ein.<br />
Fritz Leschnitzer war am 9. November 1875 in Tarnowitz (heute Tarnowskie Góry) geboren worden. Beruflich betätigte er sich als Bauunternehmer, Holzhändler, auch mal als Immobilienmakler. Er war ein Bruder des angesehenen Architekten Curt Leschnitzer, mit dem er auch zeitweise zusammenarbeitete. In den ersten Jahren der Ehe lebte das Paar in der Berchtesgadener Straße 1/3, danach folgten zahlreiche Umzüge. Der letzte Eintrag für Fritz Leschnitzer im Adressbuch 1935 lautet auf Xantener Straße 4. Ein Jahr darauf, am 21. Mai 1936, wurde auch diese Ehe geschieden. Inzwischen waren die Nationalsozialisten an die Macht gekommen. und die Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung hatte begonnen. Fritz Leschnitzer emigrierte zu einem uns unbekannten Datum nach Shanghai. Möglich, dass dies mit ein Grund für die Scheidung war.<br />
Elsa Leschnitzer blieb in Berlin, nahm eine Wohnung in der Bayerischen Straße 4 und verdiente ihren Lebensunterhalt als Putzmacherin, d. h. als Hutmacherin. Als solche wurde sie im Adressbuch ab 1937 geführt. Vielleicht hatte sie schon vor ihrer Scheidung in diesem Metier gearbeitet. Inzwischen war allerdings berufliche Betätigung sowie das Alltagsleben überhaupt für Jüdinnen und Juden durch zahlreiche Verordnungen immer weiter eingeschränkt worden. Dies nahm nach den Pogromen vom November 1938 noch sprunghaft zu. Die vielen antijüdischen Maßnahmen führten dazu, dass Jüdinnen und Juden praktisch aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen waren.<br />
Unter anderem wurden sie genötigt, ihre Wohnung aufzugeben und zur Untermiete bei anderen Jüdinnen und Juden zu wohnen, um Wohnraum für Nichtjuden frei zu machen. Elsa Leschnitzer wurde eine Untermieterin zugewiesen, die gleichaltrige Clara Buschmann, die zur Zwangsarbeit beim Kabelwerk Siemens & Schuckert verpflichtet war. Möglicherweise musste auch Elsa Leschnitzer ihre eigene Wohnung aufgeben und im selben Haus umziehen: Auf der Deportationsliste heißt es, sie wohne „bei Levy“. Laut Adressbuch wohnte in dem Haus niemand namens Levy, wohl aber die Familie Lewin-Richter, die 1942 deportiert wurde.<br />
Wir können davon ausgehen, dass auch Elsa Leschnitzer zur Zwangsarbeit herangezogen wurde, denn sie und Clara Buschmann wurden Ende Februar 1943 Opfer der „Fabrikaktion“, bei der alle noch im Reich verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter direkt am Arbeitsplatz zur Deportation festgenommen werden sollten. Beide Frauen wurden in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 gebracht, ein ehemaliges jüdisches Altersheim, wo ihnen pro forma eröffnet wurde, dass ihr Vermögen – soweit noch vorhanden – vom Deutschen Reich „eingezogen“ werde. Am 2. März 1943 wurden sie dann mit 1500 weiteren Menschen nach Auschwitz deportiert. Da dort nur 45 Frauen zur Zwangsarbeit abgestellt wurden, ist es sehr wahrscheinlich, dass Elsa Leschnitzer direkt nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet wurde.<br />
Fritz Leschnitzer starb 1941 in Shanghai. Für Clara Buschmann liegt ein Stolperstein vor der Bleibtreustraße 33 (https://www.berlin.de/ba-charlotte…).<br />
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Elsa Leschnitzer wurde am 21. April 1888 in der Berliner Josephstraße 5 als Tochter des Kaufmanns Samuel (Salo) Oppenheimer und seiner Frau Frieda Helene, geb. Unger, geboren. Sie hatte noch einen Bruder, Kurt. Über Elsas Kindheit und Jugend wissen wir nichts. Am 4. August 1909 heiratete sie den Bankbeamten Sigismund Cohn, der gebürtig aus Potsdam stammte. Damals wohnte sie mit ihren Eltern in der Giesebrechtstraße 21. Die Ehe mit dem 15 Jahre älteren Sigismund hielt 13 Jahre, am 30. September 1922 wurde sie geschieden. Schon wenige Wochen danach, am 8. November, ging Elsa eine zweite Ehe mit Fritz Leschnitzer ein.
Fritz Leschnitzer war am 9. November 1875 in Tarnowitz (heute Tarnowskie Góry) geboren worden. Beruflich betätigte er sich als Bauunternehmer, Holzhändler, auch mal als Immobilienmakler. Er war ein Bruder des angesehenen Architekten Curt Leschnitzer, mit dem er auch zeitweise zusammenarbeitete. In den ersten Jahren der Ehe lebte das Paar in der Berchtesgadener Straße 1/3, danach folgten zahlreiche Umzüge. Der letzte Eintrag für Fritz Leschnitzer im Adressbuch 1935 lautet auf Xantener Straße 4. Ein Jahr darauf, am 21. Mai 1936, wurde auch diese Ehe geschieden. Inzwischen waren die Nationalsozialisten an die Macht gekommen. und die Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung hatte begonnen. Fritz Leschnitzer emigrierte zu einem uns unbekannten Datum nach Shanghai. Möglich, dass dies mit ein Grund für die Scheidung war.
Elsa Leschnitzer blieb in Berlin, nahm eine Wohnung in der Bayerischen Straße 4 und verdiente ihren Lebensunterhalt als Putzmacherin, d. h. als Hutmacherin. Als solche wurde sie im Adressbuch ab 1937 geführt. Vielleicht hatte sie schon vor ihrer Scheidung in diesem Metier gearbeitet. Inzwischen war allerdings berufliche Betätigung sowie das Alltagsleben überhaupt für Jüdinnen und Juden durch zahlreiche Verordnungen immer weiter eingeschränkt worden. Dies nahm nach den Pogromen vom November 1938 noch sprunghaft zu. Die vielen antijüdischen Maßnahmen führten dazu, dass Jüdinnen und Juden praktisch aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen waren.
Unter anderem wurden sie genötigt, ihre Wohnung aufzugeben und zur Untermiete bei anderen Jüdinnen und Juden zu wohnen, um Wohnraum für Nichtjuden frei zu machen. Elsa Leschnitzer wurde eine Untermieterin zugewiesen, die gleichaltrige Clara Buschmann, die zur Zwangsarbeit beim Kabelwerk Siemens & Schuckert verpflichtet war. Möglicherweise musste auch Elsa Leschnitzer ihre eigene Wohnung aufgeben und im selben Haus umziehen: Auf der Deportationsliste heißt es, sie wohne „bei Levy“. Laut Adressbuch wohnte in dem Haus niemand namens Levy, wohl aber die Familie Lewin-Richter, die 1942 deportiert wurde.
Wir können davon ausgehen, dass auch Elsa Leschnitzer zur Zwangsarbeit herangezogen wurde, denn sie und Clara Buschmann wurden Ende Februar 1943 Opfer der „Fabrikaktion“, bei der alle noch im Reich verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter direkt am Arbeitsplatz zur Deportation festgenommen werden sollten. Beide Frauen wurden in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 gebracht, ein ehemaliges jüdisches Altersheim, wo ihnen pro forma eröffnet wurde, dass ihr Vermögen – soweit noch vorhanden – vom Deutschen Reich „eingezogen“ werde. Am 2. März 1943 wurden sie dann mit 1500 weiteren Menschen nach Auschwitz deportiert. Da dort nur 45 Frauen zur Zwangsarbeit abgestellt wurden, ist es sehr wahrscheinlich, dass Elsa Leschnitzer direkt nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet wurde.
Fritz Leschnitzer starb 1941 in Shanghai. Für Clara Buschmann liegt ein Stolperstein vor der Bleibtreustraße 33 (https://www.berlin.de/ba-charlotte…).