Dr. Wilhelm Wartenberg

Verlegeort
Bregenzer Str. 9
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
07. Oktober 2020
Geboren
26. Februar 1868 in Neumittelberg (Kreis Breslau)
Beruf
Apotheker
Tot
27. Januar 1942 in Berlin

Wilhelm Wartenberg wurde am 26. Februar 1868 in Neumittelberg im Kreis Breslau geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Benno Wartenberg und Friederike Wartenberg, geb. Reichmann. Der zwei Jahre ältere Bruder Max starb 1920 in Berlin. Weitere Ereignisse aus dem Familienleben sind nicht bekannt.<br />
Wilhelm studierte Pharmazie und Philosophie und besaß bereits um die Jahrhundertwende die Falkenapotheke in der Reichenberger Straße 63. Im selben Haus befand sich auch die Wohnung der jungen Familie Wartenberg. <br />
Wilhelm hatte 1899 Elsbeth Cäcilie Nathansohn geheiratet, im Dezember 1900 wurde die Tochter Elfriede geboren, 1906 der Sohn Fritz. Beide Kinder wurden später ebenfalls Apotheker. 1907 kaufte Wilhelm Wartenberg die in der Rosenthaler Straße Ecke Schönhauser Straße gelegene Rothe Apotheke von den Marggraffschen Erben. Im selben Jahr begann auch seine standespolitische Karriere. Er wurde zunächst Mitglied des Berliner Apothekervereins, außerdem Vorsitzender der Apothekerkammer für die Provinz Brandenburg und die Stadtgemeinde Berlin sowie Mitglied des Reichsgesundheitsrates.<br />
Die Rothe Apotheke gilt als älteste Apotheke Berlins und steht unter Denkmalschutz. Der ursprüngliche Besitzer Johannes Marggraff errichtete das Gebäude 1887 mit einer üppigen Stuckfassade. Wilhelm Wartenberg ließ 1929 die Fassade umarbeiten. Mit der Leitung der Umbaumaßnahmen wurde sein Schwager, der Architekt Paul Nansen (vor 1919: Paul Nathansohn) beauftragt. Er gestaltete das Äußere im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ und die Inneneinrichtung in dunklem Holz, die Deckenmalereien stammen noch von 1887.<br />
1931 zog sich Wilhelm Wartenberg aus dem eigentlichen Apothekenbetrieb zurück und stellte seinen Sohn Fritz ein, der sein Pharmaziestudium erfolgreich beendet hatte. Wilhelm widmete sich vorwiegend seinen standespolitischen Aufgaben. Diese fanden 1933 ein jähes Ende. Wilhelm Wartenberg wurde unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aller Ämter enthoben. Am 19. September 1933 findet sich sein Name auf der Hamburger Passagierliste des Schiffes „Gothland“, Ankunftsort Leith, Schottland. Möglicherweise versuchte er in Großbritannien eine berufliche Zukunft zu finden – offenbar vergeblich. Die Rothe Apotheke überschrieb er seinem Sohn Fritz. 1937 wurde die „Arisierung“ der deutschen Apotheken eingeleitet und Fritz musste die Apotheke für 110.000 Reichsmark an den Apotheker Richard Berger, Mitglied der NSDAP, verkaufen. Fritz Wartenberg flüchtete noch im selben Jahr nach London, seine Frau Elisabeth, seine Tochter Carla und seine Eltern blieben in Berlin zurück. Wilhelm und Elsbeth Wartenberg waren in diesem Jahr in die Bregenzer Straße 9 gezogen. Nachdem das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ 1939 verabschiedet worden war, finden sich keine Einträge von Wartenberg mehr unter dieser Adresse. Das Ehepaar zog – vermutlich zwangsweise – in die Prinzregentenstraße 4, wahrscheinlich in die Wohnung einer anderen jüdischen Familie. Wilhelm Wartenberg war seiner Ämter enthoben, hatte sein Lebenswerk, die Rothe Apotheke, verloren, seine Bestallung als jüdischer Apotheker war am 31. Januar 1939 erloschen, seine Kinder waren ins Ausland geflohen, er war entrechtet und gedemütigt. Am 27. Januar 1942 wurde Wilhelm Wartenberg auf einer Parkbank in Wilmersdorf tot aufgefunden. Die Diagnose lautete Herzschlag, sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.<br />
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Wilhelm Wartenberg wurde am 26. Februar 1868 in Neumittelberg im Kreis Breslau geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Benno Wartenberg und Friederike Wartenberg, geb. Reichmann. Der zwei Jahre ältere Bruder Max starb 1920 in Berlin. Weitere Ereignisse aus dem Familienleben sind nicht bekannt.
Wilhelm studierte Pharmazie und Philosophie und besaß bereits um die Jahrhundertwende die Falkenapotheke in der Reichenberger Straße 63. Im selben Haus befand sich auch die Wohnung der jungen Familie Wartenberg.
Wilhelm hatte 1899 Elsbeth Cäcilie Nathansohn geheiratet, im Dezember 1900 wurde die Tochter Elfriede geboren, 1906 der Sohn Fritz. Beide Kinder wurden später ebenfalls Apotheker. 1907 kaufte Wilhelm Wartenberg die in der Rosenthaler Straße Ecke Schönhauser Straße gelegene Rothe Apotheke von den Marggraffschen Erben. Im selben Jahr begann auch seine standespolitische Karriere. Er wurde zunächst Mitglied des Berliner Apothekervereins, außerdem Vorsitzender der Apothekerkammer für die Provinz Brandenburg und die Stadtgemeinde Berlin sowie Mitglied des Reichsgesundheitsrates.
Die Rothe Apotheke gilt als älteste Apotheke Berlins und steht unter Denkmalschutz. Der ursprüngliche Besitzer Johannes Marggraff errichtete das Gebäude 1887 mit einer üppigen Stuckfassade. Wilhelm Wartenberg ließ 1929 die Fassade umarbeiten. Mit der Leitung der Umbaumaßnahmen wurde sein Schwager, der Architekt Paul Nansen (vor 1919: Paul Nathansohn) beauftragt. Er gestaltete das Äußere im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ und die Inneneinrichtung in dunklem Holz, die Deckenmalereien stammen noch von 1887.
1931 zog sich Wilhelm Wartenberg aus dem eigentlichen Apothekenbetrieb zurück und stellte seinen Sohn Fritz ein, der sein Pharmaziestudium erfolgreich beendet hatte. Wilhelm widmete sich vorwiegend seinen standespolitischen Aufgaben. Diese fanden 1933 ein jähes Ende. Wilhelm Wartenberg wurde unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aller Ämter enthoben. Am 19. September 1933 findet sich sein Name auf der Hamburger Passagierliste des Schiffes „Gothland“, Ankunftsort Leith, Schottland. Möglicherweise versuchte er in Großbritannien eine berufliche Zukunft zu finden – offenbar vergeblich. Die Rothe Apotheke überschrieb er seinem Sohn Fritz. 1937 wurde die „Arisierung“ der deutschen Apotheken eingeleitet und Fritz musste die Apotheke für 110.000 Reichsmark an den Apotheker Richard Berger, Mitglied der NSDAP, verkaufen. Fritz Wartenberg flüchtete noch im selben Jahr nach London, seine Frau Elisabeth, seine Tochter Carla und seine Eltern blieben in Berlin zurück. Wilhelm und Elsbeth Wartenberg waren in diesem Jahr in die Bregenzer Straße 9 gezogen. Nachdem das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ 1939 verabschiedet worden war, finden sich keine Einträge von Wartenberg mehr unter dieser Adresse. Das Ehepaar zog – vermutlich zwangsweise – in die Prinzregentenstraße 4, wahrscheinlich in die Wohnung einer anderen jüdischen Familie. Wilhelm Wartenberg war seiner Ämter enthoben, hatte sein Lebenswerk, die Rothe Apotheke, verloren, seine Bestallung als jüdischer Apotheker war am 31. Januar 1939 erloschen, seine Kinder waren ins Ausland geflohen, er war entrechtet und gedemütigt. Am 27. Januar 1942 wurde Wilhelm Wartenberg auf einer Parkbank in Wilmersdorf tot aufgefunden. Die Diagnose lautete Herzschlag, sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.