Ferdinand James Allen

Verlegeort
Torstr. 174
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
29. August 2021
Geboren
13. Juli 1898 in Berlin
Deportation
am 14. Mai 1941 nach Bernburg
Ermordet
14. Mai 1941 in Bernburg

Ferdinand James Allen wurde am 13. Juli 1898 in Berlin geboren. Er war das zweitälteste der sechs Kinder des Schwarzen Britischen Musikers James Cornelius Allen aus Liverpool und seiner Frau, der Berlinerin, Lina Panzer. Über die nächsten 40 Jahre wohnte die Familie Allen an mehreren Adressen in Berlin-Mitte. Die Kinder, einschließlich Ferdinand, besuchten die lokale Schule. Aber 1914, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnte er keine Lehrstelle finden, und es scheint, dass er hauptsächlich als Hilfsarbeiter beschäftigt war.
Die Kriegszeit hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Familie: Ferdinands Vater James war wahrscheinlich karibischer Abstammung und als solcher ein britischer Untertan. Deshalb wurden erst James, dann Ferdinand und schließlich ebenfalls der jüngere Bruder Robert (auch ein Musiker), als sogenannte "zivile feindliche Ausländer" im Kriegsgefangenenlager auf der Pferderennbahn in Ruhleben inhaftiert. Zu Spitzenzeiten betrug die Zahl der Internierten über 4.200, darunter etwa 100 Männer afrikanischer Abstammung aus dem britischen Empire, meist aus Westafrika oder der Karibik. Sie waren größtenteils, aber nicht ausschließlich, Matrosen. In Ruhleben wurden aber auch mehrere in Deutschland lebende Schwarze Menschen gefangen gehalten – sie waren Kaufleute, Kellner, Türsteher oder Künstler wie James sowie deren in Deutschland geborenen Kinder wie Ferdinand und Robert.
Nach dem Waffenstillstand verließen Ende November 1918 die letzten Internierten das Lager Ruhleben. Ferdinand und sein Bruder Robert kehrten zu ihrer Mutter und den Geschwistern zurück, die jetzt hier in der Torstraße wohnten. Es ist unklar, ob James, der Vater, mit dabei war. Er starb um 1918/19 an einem Herzinfarkt. Auch Ferdinands Aufenthalt in diesem Haus war nur von kurzer Dauer.

Am 24. November 1920 wurde Ferdinand nach einem epileptische Anfall in die Städtische Anstalt für Epileptiker in Wuhlgarten eingeliefert. Im Asylaufnahmeprotokoll gab Ferdinand an, seit etwa zwei Jahren an Anfällen zu leiden; an anderer Stelle wurde jedoch berichtet, dass er bereits als Kind epileptische Anfälle hatte. Die Anstalt wurde für die nächsten zwanzig Jahre Ferdinands Zuhause. Seine Patientenakte gibt nur flüchtige Einblicke in sein Leben in Wuhlgarten. Schon bald nach seiner Aufnahme klagte er über rassistische Übergriffe und es gab immer wieder Spannungen mit anderen Patienten. Anfang der ‘30er-Jahre nahm er Gesangsunterricht, vielleicht inspiriert durch die Tatsache, dass seine Geschwister, wie vor ihnen ihr Vater, ihren Lebensunterhalt als Musiker und Artisten verdienten. Ferdinand durfte oft, manchmal bis zu ein paar Wochen, nach Hause gehen, um seine Mutter und seine Familie zu sehen. Ich glaube, er war gerne zuhause.
Als die Nazis an die Macht kamen, wurde das Leben für viele Schwarze Menschen in Deutschland prekär. 1945 sagte Ferdinands Schwester Josie: „Berlin war in Ordnung, bis Hitler kam... Danach verschwanden viele Schwarze Menschen.“ Vor allem ab 1935, mit der Einführung der Nürnberger Rassengesetze und mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, verschlechterte sich die Lage für Schwarze Menschen, die noch in Deutschland lebten, dramatisch.
Wie einige andere Schwarze Deutsche, gingen auch drei der inzwischen Erwachsenen Allen-Kinder (Robert, Helen und Willi), aufgrund der steigenden rassistischen Diskriminierung, ins Exil. Ferdinand, der in der Anstalt in Wuhlgarten festgehalten wird, wurde im Januar 1935 aufgrund des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses im Krankenhaus Neukölln sterilisiert. In den frühen ‘40er Jahren wurde auch seinem Neffen, wie vielen anderen jungen Schwarzen Deutschen, die Sterilisation angedroht, als die Nazis versuchten, den Fortbestand einer Schwarzen deutschen Bevölkerung zu verhindern. Er konnte den Nazis entkommen.
Details zu Ferdinands letzten Lebensjahren sind rar. Seine Hausbesuche scheinen ab 1935, nach dem Tod seiner Mutter im April 1935 abrupt eingestellt worden zu sein, und der Kontakt zu seinen Geschwistern wurde stark eingeschränkt. Die Akten zeigen, dass Ferdinand in den letzten Monate in Wuhlgarten arbeitete. Am 31. Oktober 1940 wurde er zur Heilanstalt Teupitz gebracht und am 14. Mai 1941 in die „Euthanasie“-Anstalt Bernburg versetzt. Dort wurde Ferdinand am selben Tag im Rahmen des T4-Euthanasieprogramms der Nazis ermordet. Er ist einer von mehreren Schwarzen Deutschen, die in Nazi-Anstalten starben. Alle Allen-Kinder litten sehr unter dem Nazi-Regime – zwei starben im Exil (Robert und Helen), Ferdinand wurde in Berlin Opfer der Politik der Nationalsozialisten. Aber die Schwestern Josie und Emma und ihr Bruder Willi haben diese Zeit überlebt.

Ferdinand James Allen wurde am 13. Juli 1898 in Berlin geboren. Er war das zweitälteste der sechs Kinder des Schwarzen Britischen Musikers James Cornelius Allen aus Liverpool und seiner Frau, der Berlinerin, Lina Panzer. Über die nächsten 40 Jahre wohnte die Familie Allen an mehreren Adressen in Berlin-Mitte. Die Kinder, einschließlich Ferdinand, besuchten die lokale Schule. Aber 1914, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnte er keine Lehrstelle finden, und es scheint, dass er hauptsächlich als Hilfsarbeiter beschäftigt war.
Die Kriegszeit hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Familie: Ferdinands Vater James war wahrscheinlich karibischer Abstammung und als solcher ein britischer Untertan. Deshalb wurden erst James, dann Ferdinand und schließlich ebenfalls der jüngere Bruder Robert (auch ein Musiker), als sogenannte "zivile feindliche Ausländer" im Kriegsgefangenenlager auf der Pferderennbahn in Ruhleben inhaftiert. Zu Spitzenzeiten betrug die Zahl der Internierten über 4.200, darunter etwa 100 Männer afrikanischer Abstammung aus dem britischen Empire, meist aus Westafrika oder der Karibik. Sie waren größtenteils, aber nicht ausschließlich, Matrosen. In Ruhleben wurden aber auch mehrere in Deutschland lebende Schwarze Menschen gefangen gehalten – sie waren Kaufleute, Kellner, Türsteher oder Künstler wie James sowie deren in Deutschland geborenen Kinder wie Ferdinand und Robert.
Nach dem Waffenstillstand verließen Ende November 1918 die letzten Internierten das Lager Ruhleben. Ferdinand und sein Bruder Robert kehrten zu ihrer Mutter und den Geschwistern zurück, die jetzt hier in der Torstraße wohnten. Es ist unklar, ob James, der Vater, mit dabei war. Er starb um 1918/19 an einem Herzinfarkt. Auch Ferdinands Aufenthalt in diesem Haus war nur von kurzer Dauer.

Am 24. November 1920 wurde Ferdinand nach einem epileptische Anfall in die Städtische Anstalt für Epileptiker in Wuhlgarten eingeliefert. Im Asylaufnahmeprotokoll gab Ferdinand an, seit etwa zwei Jahren an Anfällen zu leiden; an anderer Stelle wurde jedoch berichtet, dass er bereits als Kind epileptische Anfälle hatte. Die Anstalt wurde für die nächsten zwanzig Jahre Ferdinands Zuhause. Seine Patientenakte gibt nur flüchtige Einblicke in sein Leben in Wuhlgarten. Schon bald nach seiner Aufnahme klagte er über rassistische Übergriffe und es gab immer wieder Spannungen mit anderen Patienten. Anfang der ‘30er-Jahre nahm er Gesangsunterricht, vielleicht inspiriert durch die Tatsache, dass seine Geschwister, wie vor ihnen ihr Vater, ihren Lebensunterhalt als Musiker und Artisten verdienten. Ferdinand durfte oft, manchmal bis zu ein paar Wochen, nach Hause gehen, um seine Mutter und seine Familie zu sehen. Ich glaube, er war gerne zuhause.
Als die Nazis an die Macht kamen, wurde das Leben für viele Schwarze Menschen in Deutschland prekär. 1945 sagte Ferdinands Schwester Josie: „Berlin war in Ordnung, bis Hitler kam... Danach verschwanden viele Schwarze Menschen.“ Vor allem ab 1935, mit der Einführung der Nürnberger Rassengesetze und mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, verschlechterte sich die Lage für Schwarze Menschen, die noch in Deutschland lebten, dramatisch.
Wie einige andere Schwarze Deutsche, gingen auch drei der inzwischen Erwachsenen Allen-Kinder (Robert, Helen und Willi), aufgrund der steigenden rassistischen Diskriminierung, ins Exil. Ferdinand, der in der Anstalt in Wuhlgarten festgehalten wird, wurde im Januar 1935 aufgrund des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses im Krankenhaus Neukölln sterilisiert. In den frühen ‘40er Jahren wurde auch seinem Neffen, wie vielen anderen jungen Schwarzen Deutschen, die Sterilisation angedroht, als die Nazis versuchten, den Fortbestand einer Schwarzen deutschen Bevölkerung zu verhindern. Er konnte den Nazis entkommen.
Details zu Ferdinands letzten Lebensjahren sind rar. Seine Hausbesuche scheinen ab 1935, nach dem Tod seiner Mutter im April 1935 abrupt eingestellt worden zu sein, und der Kontakt zu seinen Geschwistern wurde stark eingeschränkt. Die Akten zeigen, dass Ferdinand in den letzten Monate in Wuhlgarten arbeitete. Am 31. Oktober 1940 wurde er zur Heilanstalt Teupitz gebracht und am 14. Mai 1941 in die „Euthanasie“-Anstalt Bernburg versetzt. Dort wurde Ferdinand am selben Tag im Rahmen des T4-Euthanasieprogramms der Nazis ermordet. Er ist einer von mehreren Schwarzen Deutschen, die in Nazi-Anstalten starben. Alle Allen-Kinder litten sehr unter dem Nazi-Regime – zwei starben im Exil (Robert und Helen), Ferdinand wurde in Berlin Opfer der Politik der Nationalsozialisten. Aber die Schwestern Josie und Emma und ihr Bruder Willi haben diese Zeit überlebt.