Edith Baer geb. Hirsch

Verlegeort
Platz der Vereinten Nationen 1 / Friedenstraße
Historischer Name
Friedenstraße 24
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
23. März 2021
Geboren
02. September 1902 in Cochem
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
22. Oktober 1942 in Riga

Edith Baer kam am 2. September 1902 in Cochem an der Mosel als Tochter des jüdischen Weinhändlers Julius Hirsch und seiner Ehefrau Rosalie, geb. Marx, zur Welt. Sie hatte zwei ältere Brüder: Hans (*1894) und Heinrich Karl (*1897). Beide dienten im Ersten Weltkrieg: Hans Hirsch, der Medizin studierte, wurde als angehender Arzt in einem Lazarett eingesetzt. Heinrich Karl Hirsch fiel in den letzten Kriegstagen, am 2. Oktober 1918, kurz vor seinem 21. Geburtstag, in Challerange in den Ardennen. <br />
Hans Hirsch zog 1920 als promovierter Arzt nach Berlin, um dort eine Praxis zu eröffnen. Edith erlernte wahrscheinlich keinen Beruf. Sie heiratete am 5. Mai 1931 in Cochem den 1902 in Berlin geborenen Hans Joachim Baer. Nach der Hochzeit wohnte das Paar in Berlin. Die Ehe blieb kinderlos und war nicht glücklich: Sie wurde schon am 29. Januar 1934 wieder geschieden. Etwa zur selben Zeit wie Edith waren auch ihre Eltern Rosalie und Julius Hirsch nach Berlin gezogen. Sie lebten 1934 zusammen mit Edith in der Lohmeyerstraße 27 in Charlottenburg. Dort starb ihr Vater Julius Hirsch im Alter von 70 Jahren am 6. April 1934.<br />
Nach seinem Tod bezogen Edith Baer und ihre Mutter eine Wohnung in der Friedenstraße 24 im Bezirk Friedrichshain, in der Nähe von Ediths Bruder Hans, der in der Landsberger Straße 12 wohnte. <br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Edith Baer und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. <br />
Ediths Bruder Hans Hirsch, der seit Mitte der 1920er-Jahre eine gutgehende Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Friedrichshainer Andreasstraße 15 hatte, verlor nach der Machtübernahme viele seiner nichtjüdischen Patient*innen und musste seine Praxis aufgrund der finanziellen Einbußen verkleinern. Hans Hirsch war sehr innovativ und versuchte sein Leben lang, naturwissenschaftliche Erkenntnisse in der Medizin nutzbar zu machen. Seine Arbeiten wurden in nationalen und internationalen medizinischen Zeitschriften publiziert, noch 1937 konnte er einen Artikel in einer amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlichen. Doch seit Oktober 1938 durfte er nur noch jüdische Kranke behandeln und praktizierte in seiner 2-Zimmer-Wohnung in der Landsberger Straße 12.<br />
Hans Hirsch war seit 1930 in einer sogenannten Mischehe mit der nicht jüdischen Elsbeth, geb. Ide, verheiratet, der gemeinsame Sohn Frank Heinz war 1932 zur Welt gekommen. Elsbeth Hirsch widerstand dem Druck, sich von ihrem jüdischen Mann scheiden zu lassen, und konnte ihn dadurch vor der Deportation schützen – nicht jedoch seine Mutter und seine Schwester: Edith Baer wurde am 19. Oktober 1942 mit dem „21. Osttransport“ nach Riga deportiert, wo sie drei Tage später ermordet wurde.<br />
Rosalie Hirsch konnte die Deportation ihrer Tochter nicht verwinden: Sie wurde am 11. Februar 1943 in die geschlossene neurologische Abteilung des Jüdischen Krankenhauses in der Iranischen Straße 2 eingeliefert. Von dort wurde sie am 16. Juni 1943 mit dem „91. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 14. Juli 1943 starb. <br />
Dr. Hans Hirsch überlebte den Krieg, kam aber über die Erlebnisse während der NS-Zeit und die Ermordung seiner Angehörigen nicht hinweg: Er nahm sich am 2. August 1961 in Berlin-Weißensee das Leben.<br />

Edith Baer kam am 2. September 1902 in Cochem an der Mosel als Tochter des jüdischen Weinhändlers Julius Hirsch und seiner Ehefrau Rosalie, geb. Marx, zur Welt. Sie hatte zwei ältere Brüder: Hans (*1894) und Heinrich Karl (*1897). Beide dienten im Ersten Weltkrieg: Hans Hirsch, der Medizin studierte, wurde als angehender Arzt in einem Lazarett eingesetzt. Heinrich Karl Hirsch fiel in den letzten Kriegstagen, am 2. Oktober 1918, kurz vor seinem 21. Geburtstag, in Challerange in den Ardennen.
Hans Hirsch zog 1920 als promovierter Arzt nach Berlin, um dort eine Praxis zu eröffnen. Edith erlernte wahrscheinlich keinen Beruf. Sie heiratete am 5. Mai 1931 in Cochem den 1902 in Berlin geborenen Hans Joachim Baer. Nach der Hochzeit wohnte das Paar in Berlin. Die Ehe blieb kinderlos und war nicht glücklich: Sie wurde schon am 29. Januar 1934 wieder geschieden. Etwa zur selben Zeit wie Edith waren auch ihre Eltern Rosalie und Julius Hirsch nach Berlin gezogen. Sie lebten 1934 zusammen mit Edith in der Lohmeyerstraße 27 in Charlottenburg. Dort starb ihr Vater Julius Hirsch im Alter von 70 Jahren am 6. April 1934.
Nach seinem Tod bezogen Edith Baer und ihre Mutter eine Wohnung in der Friedenstraße 24 im Bezirk Friedrichshain, in der Nähe von Ediths Bruder Hans, der in der Landsberger Straße 12 wohnte.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Edith Baer und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.
Ediths Bruder Hans Hirsch, der seit Mitte der 1920er-Jahre eine gutgehende Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Friedrichshainer Andreasstraße 15 hatte, verlor nach der Machtübernahme viele seiner nichtjüdischen Patient*innen und musste seine Praxis aufgrund der finanziellen Einbußen verkleinern. Hans Hirsch war sehr innovativ und versuchte sein Leben lang, naturwissenschaftliche Erkenntnisse in der Medizin nutzbar zu machen. Seine Arbeiten wurden in nationalen und internationalen medizinischen Zeitschriften publiziert, noch 1937 konnte er einen Artikel in einer amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlichen. Doch seit Oktober 1938 durfte er nur noch jüdische Kranke behandeln und praktizierte in seiner 2-Zimmer-Wohnung in der Landsberger Straße 12.
Hans Hirsch war seit 1930 in einer sogenannten Mischehe mit der nicht jüdischen Elsbeth, geb. Ide, verheiratet, der gemeinsame Sohn Frank Heinz war 1932 zur Welt gekommen. Elsbeth Hirsch widerstand dem Druck, sich von ihrem jüdischen Mann scheiden zu lassen, und konnte ihn dadurch vor der Deportation schützen – nicht jedoch seine Mutter und seine Schwester: Edith Baer wurde am 19. Oktober 1942 mit dem „21. Osttransport“ nach Riga deportiert, wo sie drei Tage später ermordet wurde.
Rosalie Hirsch konnte die Deportation ihrer Tochter nicht verwinden: Sie wurde am 11. Februar 1943 in die geschlossene neurologische Abteilung des Jüdischen Krankenhauses in der Iranischen Straße 2 eingeliefert. Von dort wurde sie am 16. Juni 1943 mit dem „91. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 14. Juli 1943 starb.
Dr. Hans Hirsch überlebte den Krieg, kam aber über die Erlebnisse während der NS-Zeit und die Ermordung seiner Angehörigen nicht hinweg: Er nahm sich am 2. August 1961 in Berlin-Weißensee das Leben.