Elsbeth Moses geb. Metzenberg

Verlegeort
Mommsenstr. 67
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. November 2021
Geboren
06. September 1910 in Berlin
Beruf
Laborantin
Deportation
am 01. November 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
am 10. Juli 1944 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
10. Juli 1944 in Chełmno / Kulmhof

Elsbeth Metzenberg wurde am 6. September 1910 als Tochter von Charlotte und Adolf Walter Metzenberg geboren. Ihre jüngere Schwester, Leonie, kam am 9. März 1915 zur Welt. Die Familie wohnte bis 1931 in der Lietzenburger Straße 28. Nach dem Tod des Vaters, einem Verlagsbuchhändler, zog Elsbeth mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in eine 3-Zimmer-Wohnung in der Mommsenstraße 67. Elsbeth hatte eine medizinische Ausbildung erhalten und arbeitete als Laborantin bei dem jüdischen Arzt Dr. med. Gustav Emanuel in der Neuen Ansbacher Straße 7a. Ihre Schwester Leonie wanderte mit ihrem Mann Wilhelm Succi nach Italien aus. So wurde ein Zimmer in der Wohnung frei. Als Elsbeth am 19. September 1940 Fritz Moses heiratete, zog dieser noch am selben Tag zu seiner Frau in die Mommsenstraße. Elsbeth und Fritz waren Mitglieder in der Jüdischen Gemeinde. Der Rabbiner der Gemeinde, Dr. Martin Meir Salomonski, der neben Leo Baeck und Felix Singermann zu den letzten Rabbinern in Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus gehört, schrieb ihnen anlässlich der Hochzeit einen sehr persönlichen Brief..<br />
<br />
Sehr geehrter Herr Moses,<br />
sehr geehrte gnädige Frau,<br />
in unserer ernsten Gegenwart fühlt sich die Jüdische Gemeinde zu Berlin e.V. mit dem Geschick aller ihrer Freunde eng verbunden und nimmt besonderen Anteil am Ergehen derer, die unsere Hoffnung und Zukunft bedeuten.<br />
wir erlauben uns daher, zu Ihrer heutigen Vermählung Ihnen und Ihren werten Angehörigen innige Glückwünsche auszusprechen. Möge eine gnädige Vorsehung Ihren Bund behüten und Ihrem Hause Glück und Segen erblühen!<br />
Mit aufrichtiger Dankbarkeit werden wir es begrüssen, wenn Sie anlässlich Ihrer Vermählung der Bedrückten unserer Gemeinschaft gedenken und nach bester jüdischer Tradition in Ihrer Freude uns bereitwillig helfen und das Aufbringungswerk der Gemeinde bei der Erfüllung seiner grossen sozialen Verpflichtungen stützen werden.<br />
Mit vorzüglicher Hochachtung<br />
Jüdische Gemeinde zu Berlin e.V.<br />
Aufbringungswerk<br />
Dr. M. Israel Salomonski<br />
<br />
Etwas mehr als ein Jahr blieb den Eheleuten bis zu ihrer gemeinsamen Deportation. Die Zeit war überschattet von den unerträglichen Repressalien gegen die Juden. Ein Detail aus der Vermögenserklärung, die Elsbeth und Fritz wenige Tage vor ihrer Verschleppung in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) abgeben mussten, gibt einen kleinen Hinweis darauf, dass sie vielleicht doch an eine gemeinsame Zukunft glaubten. In der Aufstellung ihres Hab und Guts findet sich „1 Kinderservice, 3 kleine Kinderbetten, 1 Posten Babywäsche“. Vielleicht handelte es sich dabei aber auch um Erinnerungsstücke aus Elsbeths Kinderzeit.<br />
Am 1. November 1941 wurden Elsbeth und Fritz Moses zusammen mit Elsbeths Mutter Charlotte Metzenberg in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Sie hatten sich zuvor in der Levetzowstr. 7–8 einzufinden, einer als Sammelstelle für Juden missbrauchte Synagoge. Dort wurde ihnen am 30. Oktober 1941 der Deportationsbescheid der Gestapo zugestellt. Insgesamt 1079 Menschen aus Berlin wurden an diesem 1. November 1941 nach Łódź deportiert. Von der Staatspolizeileitstelle wurde dieser Transport als „Welle IV“ bezeichnet.<br />
<br />
Im Ghetto Łódź wurden alle drei in der Hausierergasse 2/32 untergebracht. Sie fanden elende Verhältnisse vor. In den überfüllten Behausungen schliefen die Menschen auf dem nackten Fußboden. Es herrschte Kälte und Hunger und auf Grund der mangelnden Hygiene verbreiteten sich rasch todbringende Krankheiten. Fritz und Elsbeth Moses wurden wohl als arbeitsfähig eingestuft, denn Elsbeth war in der Lagerliste mit ihrem erlernten Beruf Laborantin eingetragen und Fritz musste im Ghetto in der chemischen Wäscherei Zwangsarbeit leisten.<br />
<br />
Die 53-jährige Charlotte war nicht mehr arbeitsfähig, sie wurde noch vor Elsbeth und Fritz Moses am 8. Mai 1942 nach Kulmhof (Chelmno) transportiert und in einem der Gaswagen erstickt.<br />
<br />
Fritz und Elsbeth Moses hatten noch zwei weitere Jahre die menschenunwürdigen Bedingungen hungernd und krank zu ertragen, bevor sie das gleiche Schicksal erlitten. Sie wurden am 10. Juli 1944 nach Chelmno deportiert. <br />
<br />
Im Hof des „Schlosses Kulmhof“ angekommen, mussten sich die Menschen entkleiden und wurden in einen Gaswagen getrieben, dessen Türen verriegelt wurden. Durch die eindringenden Abgase, die vom Auspuff ins Wageninnere geleitet wurden, erstickten die Menschen innerhalb von zehn Minuten. Anschließend fuhr der Fahrer die Leichen in ein Lager im Wald, wo sie zunächst in Massengräbern vergraben wurden.<br />
<br />
Für Fritz Moses wurde 2008 vor dem Haus Landhausstraße 37, seiner Adresse 1939, ein Stolperstein verlegt: https://www.berlin.de/ba-charlotte… <br />
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Elsbeth Metzenberg wurde am 6. September 1910 als Tochter von Charlotte und Adolf Walter Metzenberg geboren. Ihre jüngere Schwester, Leonie, kam am 9. März 1915 zur Welt. Die Familie wohnte bis 1931 in der Lietzenburger Straße 28. Nach dem Tod des Vaters, einem Verlagsbuchhändler, zog Elsbeth mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in eine 3-Zimmer-Wohnung in der Mommsenstraße 67. Elsbeth hatte eine medizinische Ausbildung erhalten und arbeitete als Laborantin bei dem jüdischen Arzt Dr. med. Gustav Emanuel in der Neuen Ansbacher Straße 7a. Ihre Schwester Leonie wanderte mit ihrem Mann Wilhelm Succi nach Italien aus. So wurde ein Zimmer in der Wohnung frei. Als Elsbeth am 19. September 1940 Fritz Moses heiratete, zog dieser noch am selben Tag zu seiner Frau in die Mommsenstraße. Elsbeth und Fritz waren Mitglieder in der Jüdischen Gemeinde. Der Rabbiner der Gemeinde, Dr. Martin Meir Salomonski, der neben Leo Baeck und Felix Singermann zu den letzten Rabbinern in Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus gehört, schrieb ihnen anlässlich der Hochzeit einen sehr persönlichen Brief..

Sehr geehrter Herr Moses,
sehr geehrte gnädige Frau,
in unserer ernsten Gegenwart fühlt sich die Jüdische Gemeinde zu Berlin e.V. mit dem Geschick aller ihrer Freunde eng verbunden und nimmt besonderen Anteil am Ergehen derer, die unsere Hoffnung und Zukunft bedeuten.
wir erlauben uns daher, zu Ihrer heutigen Vermählung Ihnen und Ihren werten Angehörigen innige Glückwünsche auszusprechen. Möge eine gnädige Vorsehung Ihren Bund behüten und Ihrem Hause Glück und Segen erblühen!
Mit aufrichtiger Dankbarkeit werden wir es begrüssen, wenn Sie anlässlich Ihrer Vermählung der Bedrückten unserer Gemeinschaft gedenken und nach bester jüdischer Tradition in Ihrer Freude uns bereitwillig helfen und das Aufbringungswerk der Gemeinde bei der Erfüllung seiner grossen sozialen Verpflichtungen stützen werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Jüdische Gemeinde zu Berlin e.V.
Aufbringungswerk
Dr. M. Israel Salomonski

Etwas mehr als ein Jahr blieb den Eheleuten bis zu ihrer gemeinsamen Deportation. Die Zeit war überschattet von den unerträglichen Repressalien gegen die Juden. Ein Detail aus der Vermögenserklärung, die Elsbeth und Fritz wenige Tage vor ihrer Verschleppung in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) abgeben mussten, gibt einen kleinen Hinweis darauf, dass sie vielleicht doch an eine gemeinsame Zukunft glaubten. In der Aufstellung ihres Hab und Guts findet sich „1 Kinderservice, 3 kleine Kinderbetten, 1 Posten Babywäsche“. Vielleicht handelte es sich dabei aber auch um Erinnerungsstücke aus Elsbeths Kinderzeit.
Am 1. November 1941 wurden Elsbeth und Fritz Moses zusammen mit Elsbeths Mutter Charlotte Metzenberg in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Sie hatten sich zuvor in der Levetzowstr. 7–8 einzufinden, einer als Sammelstelle für Juden missbrauchte Synagoge. Dort wurde ihnen am 30. Oktober 1941 der Deportationsbescheid der Gestapo zugestellt. Insgesamt 1079 Menschen aus Berlin wurden an diesem 1. November 1941 nach Łódź deportiert. Von der Staatspolizeileitstelle wurde dieser Transport als „Welle IV“ bezeichnet.

Im Ghetto Łódź wurden alle drei in der Hausierergasse 2/32 untergebracht. Sie fanden elende Verhältnisse vor. In den überfüllten Behausungen schliefen die Menschen auf dem nackten Fußboden. Es herrschte Kälte und Hunger und auf Grund der mangelnden Hygiene verbreiteten sich rasch todbringende Krankheiten. Fritz und Elsbeth Moses wurden wohl als arbeitsfähig eingestuft, denn Elsbeth war in der Lagerliste mit ihrem erlernten Beruf Laborantin eingetragen und Fritz musste im Ghetto in der chemischen Wäscherei Zwangsarbeit leisten.

Die 53-jährige Charlotte war nicht mehr arbeitsfähig, sie wurde noch vor Elsbeth und Fritz Moses am 8. Mai 1942 nach Kulmhof (Chelmno) transportiert und in einem der Gaswagen erstickt.

Fritz und Elsbeth Moses hatten noch zwei weitere Jahre die menschenunwürdigen Bedingungen hungernd und krank zu ertragen, bevor sie das gleiche Schicksal erlitten. Sie wurden am 10. Juli 1944 nach Chelmno deportiert.

Im Hof des „Schlosses Kulmhof“ angekommen, mussten sich die Menschen entkleiden und wurden in einen Gaswagen getrieben, dessen Türen verriegelt wurden. Durch die eindringenden Abgase, die vom Auspuff ins Wageninnere geleitet wurden, erstickten die Menschen innerhalb von zehn Minuten. Anschließend fuhr der Fahrer die Leichen in ein Lager im Wald, wo sie zunächst in Massengräbern vergraben wurden.

Für Fritz Moses wurde 2008 vor dem Haus Landhausstraße 37, seiner Adresse 1939, ein Stolperstein verlegt: https://www.berlin.de/ba-charlotte…