Hanne Hecht

Verlegeort
Schützenstr. 4
Historischer Name
Schützenstr. 4
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
18. Februar 2022
Geboren
18. Oktober 1920 in Berlin
Flucht
1933 Niederlande
Überlebt

Hannelore, genannt Hanne, Hecht wurde am 18. Oktober 1920 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Selma Hecht, geborene Halbeck, die am 21. Juni 1896 in Velten, Osthavelland in der Nähe von Berlin zur Welt kam, und Siegfried Simon Hecht. Hannes Mutter war nicht jüdisch. Der Vater betrieb einen Wäschesalon in der Tauentzienstraße 4. 
Schon kurz nach Hannes Geburt verstarb Siegfried Simon Hecht im Jahr 1922. Die junge Witwe Selma Hecht führte das Geschäft bis 1923 zunächst weiter. 

Am 5. Mai 1923 heiratete Hannes Mutter den Kaufmann Hermann Rosengarten. Die knapp dreijährige Hanne zog mit ihrer Mutter zu ihm nach Steglitz in die Schützenstraße 4.
Auch der Stiefvater Hermann hatte eine Tochter aus erster Ehe. Alice war am 9. Mai 1918 geboren worden und damit nur wenig älter als Hanne. Vermutlich lebte Alice jedoch bei ihrer Mutter Selma, geborene Joske, die ebenfalls ein zweites Mal geheiratet hatte, den Weingroßhändler Ernst Theodor Wachenheimer. Am 18. November 1923 kam Hannes Halbschwester Ingeburg zur Welt.

Hannes Stiefvater Hermann Rosengarten hatte über zehn Jahre mit seinem Vater Marcus eine Mützenfabrik in der Berliner Jüdenstraße 53 betrieben, sich jedoch seit 1921 mit einem Schuhwarenhandel selbstständig gemacht. Sein Vater Marcus war aus der Mützenfabrik ausgeschieden und betrieb noch von seiner Wohnung aus einen Briefmarkenhandel.

Nachdem sein Vater am 6. März 1929 gestorben war, zog Hermann Rosengartens Mutter Salomea in den Haushalt in der Schützenstraße 4 ein. Marcus Rosengarten hatte seiner Witwe und seinen beiden Kindern Hermann und Jenny ein Mietshaus vererbt, das sich in der Posener Straße 29 befand. Die Mieteinnahmen sicherten den Lebensunterhalt von Hermanns Mutter Salomea.

Hannes Mutter Selma und Stiefvater Hermann eröffneten Anfang der 1930er-Jahre ein Radio- und Musikapparate-Geschäft in der Müllerstraße 182/183 im Wedding. Aus den Entschädigungsakten geht hervor, dass Selma Rosengarten hier nicht nur ganztags als Verkäuferin beschäftigt war, sondern auch wesentlichen Anteil an der Geschäftsführung hatte. Eine größere Wohnung in Charlottenburg in der Wielandstraße 41 war ebenfalls angemietet worden.

Das Glück währte jedoch nur kurz, denn von dem am 1. April 1933 staatlich angeordneten Boykott jüdischer Geschäfte waren auch das Geschäft in der Müllerstraße und Hermann Rosengarten direkt betroffen. So zogen Hannes Eltern sofort die Konsequenz und bereiteten die Emigration vor: Hermann Rosengarten verließ unmittelbar nach den Übergriffen am 5. April 1933 Berlin und emigrierte in die Niederlande. Hannes Mutter Selma wickelte noch das Geschäft in der Müllerstraße ab. Dann folgten Hanne mit ihrer Mutter und der Stiefoma Salomea am 3. Juni 1933 nach Amsterdam. Dort wurde die Familie in der Beethovenstraat 148 ansässig. 

1935 floh auch Hermanns Tochter Alice von Berlin nach Amsterdam. Vielleicht war es Alice selbst wichtig, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, vielleicht war es ihrer der Mutter Selma Wachenheimer, geschiedene Rosengarten, zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht möglich, eine gemeinsame Flucht mit ihrem zweiten Ehemann und beiden Töchtern aus erster und zweiter Ehe vorzubereiten. 

Nun lebte in der Beethovenstraat 148 vermutlich die Patchwork-Familie von Hermann und Selma Rosengarten mit ihren Töchtern Hanne und Alice und der Großmutter Salomea zusammen. Alice heiratete am 17. Mai 1939 in Amsterdam Kurt Essinger (*16. März 1904 in München). Am 1. Januar 1941 wurde ihr Sohn Robert geboren. Und auch Hanne Hecht stand im Juni 1941 kurz vor ihrer Heirat, mit der sie dann mit 21 Jahren zur Frau Frank wurde.

Bereits 1940 waren die Rosengartens aus dem Deutschen Reich ausgebürgert worden. Als Staatenlose durften sie keine Überweisungen aus Deutschland mehr beziehen. Somit entfielen auch die regelmäßigen Überweisungen der Mieteinnahmen aus dem Haus in der Posener Straße 29, die den Lebensunterhalt der gesamten Familie bislang gesichert hatten. Die finanzielle Not in der Beethovenstraat 148 wurde groß, so dass die Familie zusammenrückte und ein Zimmer ihrer Wohnung zur Vermietung anbot.

Im August 1942 wurde Hannes Stiefschwester Alice beim Fluchtversuch von den Niederlanden in die Schweiz in Belgien verhaftet. Am 29. August 1942 wurden Alice, ihr Ehemann Kurt, sein Bruder Julius, dessen Ehefrau Edith und ihre zweijährige Tochter Evelyne nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Alices kleiner Sohn Robert und auch der nur vier Monate alte Sohn René von Alices Schwägerin Edith wurden durch holländische Freunde versteckt und gerettet. Robert wurde später von Alices Mutter Selma, die 1939 noch emigrieren konnte, in die USA geholt. 

Nur wenige Wochen nach der Flucht von Alice und ihrer Deportation nach Auschwitz wurden Hannes Stiefvater Hermann Rosengarten und ihre Stiefgroßmutter Salomea am 7. November 1942 verhaftet und in Kamp Westerbork interniert.
Am 10. November wurden Hermann und Salomea Rosengarten nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Hanne Hecht, die 1941 Meijer Frank geheiratet hatte und ihre Mutter Selma Rosengarten, verwitwete Hecht, sind nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt. Hannes Ehemann Meijer Frank wurde ebenfalls nach Auschwitz deportiert und starb dort wenige Tage vor der Befreiung im Januar 1945. Hanne heiratete später den über zwanzig Jahre älteren Max Strauss. Hanne Hecht-Strauss starb 1983. Ihre Mutter Selma Rosengarten starb im Februar 1975.

Hannelore, genannt Hanne, Hecht wurde am 18. Oktober 1920 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Selma Hecht, geborene Halbeck, die am 21. Juni 1896 in Velten, Osthavelland in der Nähe von Berlin zur Welt kam, und Siegfried Simon Hecht. Hannes Mutter war nicht jüdisch. Der Vater betrieb einen Wäschesalon in der Tauentzienstraße 4.
Schon kurz nach Hannes Geburt verstarb Siegfried Simon Hecht im Jahr 1922. Die junge Witwe Selma Hecht führte das Geschäft bis 1923 zunächst weiter.

Am 5. Mai 1923 heiratete Hannes Mutter den Kaufmann Hermann Rosengarten. Die knapp dreijährige Hanne zog mit ihrer Mutter zu ihm nach Steglitz in die Schützenstraße 4.
Auch der Stiefvater Hermann hatte eine Tochter aus erster Ehe. Alice war am 9. Mai 1918 geboren worden und damit nur wenig älter als Hanne. Vermutlich lebte Alice jedoch bei ihrer Mutter Selma, geborene Joske, die ebenfalls ein zweites Mal geheiratet hatte, den Weingroßhändler Ernst Theodor Wachenheimer. Am 18. November 1923 kam Hannes Halbschwester Ingeburg zur Welt.

Hannes Stiefvater Hermann Rosengarten hatte über zehn Jahre mit seinem Vater Marcus eine Mützenfabrik in der Berliner Jüdenstraße 53 betrieben, sich jedoch seit 1921 mit einem Schuhwarenhandel selbstständig gemacht. Sein Vater Marcus war aus der Mützenfabrik ausgeschieden und betrieb noch von seiner Wohnung aus einen Briefmarkenhandel.

Nachdem sein Vater am 6. März 1929 gestorben war, zog Hermann Rosengartens Mutter Salomea in den Haushalt in der Schützenstraße 4 ein. Marcus Rosengarten hatte seiner Witwe und seinen beiden Kindern Hermann und Jenny ein Mietshaus vererbt, das sich in der Posener Straße 29 befand. Die Mieteinnahmen sicherten den Lebensunterhalt von Hermanns Mutter Salomea.

Hannes Mutter Selma und Stiefvater Hermann eröffneten Anfang der 1930er-Jahre ein Radio- und Musikapparate-Geschäft in der Müllerstraße 182/183 im Wedding. Aus den Entschädigungsakten geht hervor, dass Selma Rosengarten hier nicht nur ganztags als Verkäuferin beschäftigt war, sondern auch wesentlichen Anteil an der Geschäftsführung hatte. Eine größere Wohnung in Charlottenburg in der Wielandstraße 41 war ebenfalls angemietet worden.

Das Glück währte jedoch nur kurz, denn von dem am 1. April 1933 staatlich angeordneten Boykott jüdischer Geschäfte waren auch das Geschäft in der Müllerstraße und Hermann Rosengarten direkt betroffen. So zogen Hannes Eltern sofort die Konsequenz und bereiteten die Emigration vor: Hermann Rosengarten verließ unmittelbar nach den Übergriffen am 5. April 1933 Berlin und emigrierte in die Niederlande. Hannes Mutter Selma wickelte noch das Geschäft in der Müllerstraße ab. Dann folgten Hanne mit ihrer Mutter und der Stiefoma Salomea am 3. Juni 1933 nach Amsterdam. Dort wurde die Familie in der Beethovenstraat 148 ansässig.

1935 floh auch Hermanns Tochter Alice von Berlin nach Amsterdam. Vielleicht war es Alice selbst wichtig, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, vielleicht war es ihrer der Mutter Selma Wachenheimer, geschiedene Rosengarten, zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht möglich, eine gemeinsame Flucht mit ihrem zweiten Ehemann und beiden Töchtern aus erster und zweiter Ehe vorzubereiten.

Nun lebte in der Beethovenstraat 148 vermutlich die Patchwork-Familie von Hermann und Selma Rosengarten mit ihren Töchtern Hanne und Alice und der Großmutter Salomea zusammen. Alice heiratete am 17. Mai 1939 in Amsterdam Kurt Essinger (*16. März 1904 in München). Am 1. Januar 1941 wurde ihr Sohn Robert geboren. Und auch Hanne Hecht stand im Juni 1941 kurz vor ihrer Heirat, mit der sie dann mit 21 Jahren zur Frau Frank wurde.

Bereits 1940 waren die Rosengartens aus dem Deutschen Reich ausgebürgert worden. Als Staatenlose durften sie keine Überweisungen aus Deutschland mehr beziehen. Somit entfielen auch die regelmäßigen Überweisungen der Mieteinnahmen aus dem Haus in der Posener Straße 29, die den Lebensunterhalt der gesamten Familie bislang gesichert hatten. Die finanzielle Not in der Beethovenstraat 148 wurde groß, so dass die Familie zusammenrückte und ein Zimmer ihrer Wohnung zur Vermietung anbot.

Im August 1942 wurde Hannes Stiefschwester Alice beim Fluchtversuch von den Niederlanden in die Schweiz in Belgien verhaftet. Am 29. August 1942 wurden Alice, ihr Ehemann Kurt, sein Bruder Julius, dessen Ehefrau Edith und ihre zweijährige Tochter Evelyne nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Alices kleiner Sohn Robert und auch der nur vier Monate alte Sohn René von Alices Schwägerin Edith wurden durch holländische Freunde versteckt und gerettet. Robert wurde später von Alices Mutter Selma, die 1939 noch emigrieren konnte, in die USA geholt.

Nur wenige Wochen nach der Flucht von Alice und ihrer Deportation nach Auschwitz wurden Hannes Stiefvater Hermann Rosengarten und ihre Stiefgroßmutter Salomea am 7. November 1942 verhaftet und in Kamp Westerbork interniert.
Am 10. November wurden Hermann und Salomea Rosengarten nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Hanne Hecht, die 1941 Meijer Frank geheiratet hatte und ihre Mutter Selma Rosengarten, verwitwete Hecht, sind nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt. Hannes Ehemann Meijer Frank wurde ebenfalls nach Auschwitz deportiert und starb dort wenige Tage vor der Befreiung im Januar 1945. Hanne heiratete später den über zwanzig Jahre älteren Max Strauss. Hanne Hecht-Strauss starb 1983. Ihre Mutter Selma Rosengarten starb im Februar 1975.