Bianca Brasch geb. Lazarus

Verlegeort
Clausewitzstr. 4
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. November 2021
Geboren
25. Oktober 1877 in Zempelburg (Westpreußen) / Sępólno Krajeńskie
Deportation
am 29. Januar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz
Ermordet
März 1943 in Auschwitz

Bianca Brasch wurde am 25. Oktober 1877 in Zempelburg/Westpreußen geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Aaron Lazarus und seine Frau Rosa .<br />
<br />
Bianca heiratete den ebenfalls in Zempelburg geborenen Leonhard Brasch. Dieser war Inhaber der 1838 gegründeten Firma Levinthal in Birnbaum, Provinz Posen – das Stammhaus der später in Berlin gegründeten Firma Brasch Liköre.<br />
<br />
Der erste Sohn des Ehepaares, Arnold (Arno) kam am 24. März 1904 in Zempelburg auf die Welt. Danach zog die Familie um nach Birnbaum, wo am 7. März 1907 der zweite Sohn Martin Rudi geboren wurde.<br />
<br />
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Leonhard Brasch zum Einsatz an der Ostfront. 1918, nach Übernahme der Provinz Posen durch Polen, mussten die Braschs ihre Heimat fluchtartig verlassen und gingen nach Berlin. Sie bezogen 1921 eine 7-Zimmer-Wohnung in der Clausewitzstraße 4.<br />
1923 gründete Leonhard Brasch eine Likörfabrik. Die Büroräume der Firma befanden sich in der Wohnung der Braschs in der Clausewitzstraße, ihre Lager- und Kellerräume – mit eigenem Gleisanschluss – waren in der Lehrter Straße 39.<br />
Bianca ging ihrem Mann in der Firma tatkräftig zur Hand. Nicht allein deshalb konnte sie die Geschäfte nach dem Tod ihres Mannes weiterführen: Ab 1925 war auch der Sohn Martin hauptberuflich mit in dem Geschäft tätig.<br />
<br />
Die Firma befasste sich mit der Herstellung von Likören, Weinbrandverschnitt und dem Engroshandel von Weindestillaten. Abnehmer waren u.a. das Kaufhaus Tietz (Hertie), Siemens & Halske und die Einkaufsgenossenschaft der Drogenhändler. Die Firma arbeitete ertragreich, dementsprechend hoch waren das Einkommen und der Lebensstandard der Braschs. Freunde der Söhne berichteten später von wertvollen Möbeln, echten Perserteppichen, Ölgemälden, einem Steinway Flügel in den Wohnräumen der Familie sowie kostbarem Silber und Schmuck .<br />
<br />
Im Juni 1929 starb Leonhard Brasch an den Folgen einer Kriegsverletzung. Bianca Brasch führte von nun an mit Unterstützung ihres Sohnes Martin die Geschäfte der Firma allein weiter.<br />
Gleich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachen viele Kunden, teils freiwillig, teils gezwungenermaßen die Geschäftsbeziehungen zur Firma Brasch ab. Dazu gehörten auch die Großabnehmer wie Siemens & Halske und Hermann Tietz (Hertie). <br />
Im selben Jahr nahm die Gestapo mehrere Durchsuchungen der Wohnung in der Clausewitzstraße vor.<br />
<br />
Während Bianca Brasch vor 1933 völlig gesund, rüstig und unternehmungslustig den Betrieb leitete, änderte sich in diesem Jahr ihr Gesundheitszustand schlagartig. Die Wohnungsdurchsuchungen hatten eine sofortige Herzerkrankung bei ihr zur Folge. Die Herzanfälle nahmen im Laufe der folgenden Jahre ständig zu.<br />
<br />
1938 kündigte die Reichsmonopolverwaltung der Firma den Kredit und Bianca Brasch sah sich gezwungen, in sehr kurzer Zeit eine hohe Geldsumme zur Abdeckung des Kredits aufzutreiben. Diese Aufregungen, sowie der Umstand, dass ihr älterer Sohn, der Physiker Dr. Arno Brasch als jüdischer Wissenschaftler aus der AEG ausscheiden musste und 1936 in die USA auswanderte, hatten für Bianca Brasch einen verheerenden Einfluss auf ihre Gesundheit.<br />
Nach den Novemberpogromen stellte die Reichsmonopolverwaltung den Spritverkauf an die Fa. Brasch gänzlich ein und Bianca Brasch war gezwungen, die Firma aufzulösen.<br />
<br />
Ihr Sohn Martin verließ im April 1939 Deutschland und ließ sich in England nieder. Er hatte schon vorher in ständiger Furcht vor Verhaftung jede Nacht an einem andern Ort verbracht und Bianca lebte in ständiger Ungewissheit, ob er noch auf freiem Fuß war oder nicht.<br />
<br />
Zusätzlich zu der weiteren Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes – Erkrankung an Diabetes, Unterernährung – begann Bianca Brasch die wertvolle Einrichtung der Wohnung, sowie Schmuck und Pelze zu verschleudern. Sie trug sich letztlich mit Selbstmordgedanken, wie den Briefen an die Söhne entnommen wurde. Die völlig entkräftete Frau war darüber hinaus Schikanen ausgesetzt: In einem der sehr kalten Winter (1940 oder 1941) schickte sie ein SS-Offizier unter bedrohlichen Beschimpfungen in den Hof, um Kohlen zu schaufeln.<br />
<br />
Bianca Brasch wurde vermutlich 1942 gezwungen, die große Wohnung in der Clausewitzstraße 4 zu verlassen und zur Untermiete bei Steinberg in ein möbliertes Zimmer in der Güntzelstraße zu ziehen. Auch dort durfte sie nicht bleiben. Ihre letzte Adresse war die Pension Phiebig in der Schlüterstraße 54, in der zahlreiche Juden vor der Deportation eine letzte Bleibe fanden.<br />
<br />
Am 29. Januar 1943 wurde Bianca Brasch zusammen mit der Pensionsinhaberin Rosa Phiebig und fünf weiteren Hausbewohner/innen der Schlüterstraße 54 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie starb dort im März 1943. Für Rosa Phiebig und mehrere Bewohner ihrer Pension liegen Stolpersteine vor der Schlüterstraße 54.

Bianca Brasch wurde am 25. Oktober 1877 in Zempelburg/Westpreußen geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Aaron Lazarus und seine Frau Rosa .

Bianca heiratete den ebenfalls in Zempelburg geborenen Leonhard Brasch. Dieser war Inhaber der 1838 gegründeten Firma Levinthal in Birnbaum, Provinz Posen – das Stammhaus der später in Berlin gegründeten Firma Brasch Liköre.

Der erste Sohn des Ehepaares, Arnold (Arno) kam am 24. März 1904 in Zempelburg auf die Welt. Danach zog die Familie um nach Birnbaum, wo am 7. März 1907 der zweite Sohn Martin Rudi geboren wurde.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Leonhard Brasch zum Einsatz an der Ostfront. 1918, nach Übernahme der Provinz Posen durch Polen, mussten die Braschs ihre Heimat fluchtartig verlassen und gingen nach Berlin. Sie bezogen 1921 eine 7-Zimmer-Wohnung in der Clausewitzstraße 4.
1923 gründete Leonhard Brasch eine Likörfabrik. Die Büroräume der Firma befanden sich in der Wohnung der Braschs in der Clausewitzstraße, ihre Lager- und Kellerräume – mit eigenem Gleisanschluss – waren in der Lehrter Straße 39.
Bianca ging ihrem Mann in der Firma tatkräftig zur Hand. Nicht allein deshalb konnte sie die Geschäfte nach dem Tod ihres Mannes weiterführen: Ab 1925 war auch der Sohn Martin hauptberuflich mit in dem Geschäft tätig.

Die Firma befasste sich mit der Herstellung von Likören, Weinbrandverschnitt und dem Engroshandel von Weindestillaten. Abnehmer waren u.a. das Kaufhaus Tietz (Hertie), Siemens & Halske und die Einkaufsgenossenschaft der Drogenhändler. Die Firma arbeitete ertragreich, dementsprechend hoch waren das Einkommen und der Lebensstandard der Braschs. Freunde der Söhne berichteten später von wertvollen Möbeln, echten Perserteppichen, Ölgemälden, einem Steinway Flügel in den Wohnräumen der Familie sowie kostbarem Silber und Schmuck .

Im Juni 1929 starb Leonhard Brasch an den Folgen einer Kriegsverletzung. Bianca Brasch führte von nun an mit Unterstützung ihres Sohnes Martin die Geschäfte der Firma allein weiter.
Gleich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachen viele Kunden, teils freiwillig, teils gezwungenermaßen die Geschäftsbeziehungen zur Firma Brasch ab. Dazu gehörten auch die Großabnehmer wie Siemens & Halske und Hermann Tietz (Hertie).
Im selben Jahr nahm die Gestapo mehrere Durchsuchungen der Wohnung in der Clausewitzstraße vor.

Während Bianca Brasch vor 1933 völlig gesund, rüstig und unternehmungslustig den Betrieb leitete, änderte sich in diesem Jahr ihr Gesundheitszustand schlagartig. Die Wohnungsdurchsuchungen hatten eine sofortige Herzerkrankung bei ihr zur Folge. Die Herzanfälle nahmen im Laufe der folgenden Jahre ständig zu.

1938 kündigte die Reichsmonopolverwaltung der Firma den Kredit und Bianca Brasch sah sich gezwungen, in sehr kurzer Zeit eine hohe Geldsumme zur Abdeckung des Kredits aufzutreiben. Diese Aufregungen, sowie der Umstand, dass ihr älterer Sohn, der Physiker Dr. Arno Brasch als jüdischer Wissenschaftler aus der AEG ausscheiden musste und 1936 in die USA auswanderte, hatten für Bianca Brasch einen verheerenden Einfluss auf ihre Gesundheit.
Nach den Novemberpogromen stellte die Reichsmonopolverwaltung den Spritverkauf an die Fa. Brasch gänzlich ein und Bianca Brasch war gezwungen, die Firma aufzulösen.

Ihr Sohn Martin verließ im April 1939 Deutschland und ließ sich in England nieder. Er hatte schon vorher in ständiger Furcht vor Verhaftung jede Nacht an einem andern Ort verbracht und Bianca lebte in ständiger Ungewissheit, ob er noch auf freiem Fuß war oder nicht.

Zusätzlich zu der weiteren Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes – Erkrankung an Diabetes, Unterernährung – begann Bianca Brasch die wertvolle Einrichtung der Wohnung, sowie Schmuck und Pelze zu verschleudern. Sie trug sich letztlich mit Selbstmordgedanken, wie den Briefen an die Söhne entnommen wurde. Die völlig entkräftete Frau war darüber hinaus Schikanen ausgesetzt: In einem der sehr kalten Winter (1940 oder 1941) schickte sie ein SS-Offizier unter bedrohlichen Beschimpfungen in den Hof, um Kohlen zu schaufeln.

Bianca Brasch wurde vermutlich 1942 gezwungen, die große Wohnung in der Clausewitzstraße 4 zu verlassen und zur Untermiete bei Steinberg in ein möbliertes Zimmer in der Güntzelstraße zu ziehen. Auch dort durfte sie nicht bleiben. Ihre letzte Adresse war die Pension Phiebig in der Schlüterstraße 54, in der zahlreiche Juden vor der Deportation eine letzte Bleibe fanden.

Am 29. Januar 1943 wurde Bianca Brasch zusammen mit der Pensionsinhaberin Rosa Phiebig und fünf weiteren Hausbewohner/innen der Schlüterstraße 54 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie starb dort im März 1943. Für Rosa Phiebig und mehrere Bewohner ihrer Pension liegen Stolpersteine vor der Schlüterstraße 54.