Martha Cohen geb. Lewandowski

Verlegeort
Berchtesgadener Str. 37
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
Mai 2006
Geboren
20. Juni 1860 in Berlin
Deportation
am 01. September 1942 nach Theresienstadt
Tot
12. September 1942 in Theresienstadt

Martha Cohen, geb. Lewandowski, kam am 20. Juni 1860 in Berlin zur Welt. Sie heiratete den 18 Jahre älteren Hochschullehrer Hermann Cohen (1842–1918), den Begründer der „Marburger Schule“ des Neukantianismus und leidenschaftlichen Verfechter für eine deutsch-jüdische Symbiose – hier besonders im Disput mit Heinrich von Treitschke und dessen antisemitischen Äußerungen. Die Kant-Forschungen von Hermann Cohen haben viel zu einer veränderten Rezeption der Werke Kants beigetragen.<br />
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Martha Cohen begleitete die vielfältigen Tätigkeiten ihres Mannes aktiv und unterstützte ihn in allen Angelegenheiten. Als seine Augen schlechter wurden, übernahm sie nicht nur seine Korrespondenz, sondern sorgte auch für die schriftliche Fassung seiner Werke. Zunächst diktierte er ihr seine Gedanken, die sie handschriftlich auf Papier übertrug, später erlernte sie sogar den Umgang mit der Schreibmaschine. Der langjährige gemeinsame, intime Arbeitsprozess war durch gegenseitige Achtung und ein großes Vertrauensverhältnis geprägt. Das von Hermann Cohen gestiftete Stipendium zur Förderung des philosophischen Nachwuchses erhielt daher auch ihren Namen.<br />
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Nach dem Tod ihres Mannes 1918 erbte Martha Cohen eine beträchtliche Geldsumme und erhielt den Nießbrauch am Konto von Hermann Cohen auf Lebenszeit. Darüber hinaus bezog sie seit 1924 eine Rente der Jüdischen Kultusvereinigung in Höhe von 1200,-- RM pro Jahr sowie eine Witwenpension der Hauptkasse der Preußischen Bau- und Finanzdirektion in Höhe von 70,-- RM monatlich. Sie pflegte den Nachlass ihres Mannes und damit das Andenken des auch in jüdischen Kreisen nicht unumstrittenen Gelehrten. Die Nationalsozialisten führten schließlich eine Rufmordkampagne gegen ihn und indizierten seine Bücher. <br />
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Martha Cohen lebte weiter in der 5½-Zimmer-Wohnung in der Berchtesgadener Straße 37, in Berlin-Schöneberg. Als Untermieterinnen hatte sie Bertha Sternson, geb. Schott, und ihre „arische“ Wirtschafterin Maria Wilbach bei sich aufgenommen. In ihrer Vermögenserklärung wies sie ausdrücklich darauf hin: Meine Untermieter wandern nicht mit aus. <br />
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Mit dem „54. Alterstransport“ vom 1. September 1942 wurde die 82-Jährige nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 12. September 1942 den Tod fand. Ihre Asche hat man später in die Eger geschüttet. Martha Cohen überlebte ihren Mann um 24 Jahre.

Martha Cohen, geb. Lewandowski, kam am 20. Juni 1860 in Berlin zur Welt. Sie heiratete den 18 Jahre älteren Hochschullehrer Hermann Cohen (1842–1918), den Begründer der „Marburger Schule“ des Neukantianismus und leidenschaftlichen Verfechter für eine deutsch-jüdische Symbiose – hier besonders im Disput mit Heinrich von Treitschke und dessen antisemitischen Äußerungen. Die Kant-Forschungen von Hermann Cohen haben viel zu einer veränderten Rezeption der Werke Kants beigetragen.

Martha Cohen begleitete die vielfältigen Tätigkeiten ihres Mannes aktiv und unterstützte ihn in allen Angelegenheiten. Als seine Augen schlechter wurden, übernahm sie nicht nur seine Korrespondenz, sondern sorgte auch für die schriftliche Fassung seiner Werke. Zunächst diktierte er ihr seine Gedanken, die sie handschriftlich auf Papier übertrug, später erlernte sie sogar den Umgang mit der Schreibmaschine. Der langjährige gemeinsame, intime Arbeitsprozess war durch gegenseitige Achtung und ein großes Vertrauensverhältnis geprägt. Das von Hermann Cohen gestiftete Stipendium zur Förderung des philosophischen Nachwuchses erhielt daher auch ihren Namen.

Nach dem Tod ihres Mannes 1918 erbte Martha Cohen eine beträchtliche Geldsumme und erhielt den Nießbrauch am Konto von Hermann Cohen auf Lebenszeit. Darüber hinaus bezog sie seit 1924 eine Rente der Jüdischen Kultusvereinigung in Höhe von 1200,-- RM pro Jahr sowie eine Witwenpension der Hauptkasse der Preußischen Bau- und Finanzdirektion in Höhe von 70,-- RM monatlich. Sie pflegte den Nachlass ihres Mannes und damit das Andenken des auch in jüdischen Kreisen nicht unumstrittenen Gelehrten. Die Nationalsozialisten führten schließlich eine Rufmordkampagne gegen ihn und indizierten seine Bücher.

Martha Cohen lebte weiter in der 5½-Zimmer-Wohnung in der Berchtesgadener Straße 37, in Berlin-Schöneberg. Als Untermieterinnen hatte sie Bertha Sternson, geb. Schott, und ihre „arische“ Wirtschafterin Maria Wilbach bei sich aufgenommen. In ihrer Vermögenserklärung wies sie ausdrücklich darauf hin: Meine Untermieter wandern nicht mit aus.

Mit dem „54. Alterstransport“ vom 1. September 1942 wurde die 82-Jährige nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 12. September 1942 den Tod fand. Ihre Asche hat man später in die Eger geschüttet. Martha Cohen überlebte ihren Mann um 24 Jahre.