Else Luft geb. Meyer

Verlegeort
Brunnenstr. 41
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
Mai 2008
Geboren
16. März 1861 in Harzgerode
Deportation
am 17. August 1942 nach Theresienstadt
Tot
28. August 1942 im Ghetto Theresienstadt

Else Luft wurde am 16. März 1861 als Elise Meyer in Harzgerode in Sachsen-Anhalt geboren. <br />
Sie war die einzige Tochter von Leopold Meyer und Auguste Meyer geb. Bieber. Ihr Vater arbeitete in Harzgerode als Kaufmann. Beide Eltern waren jüdischen Glaubens.<br />
Im Alter von 39 Jahren, am 10. Juli 1900, heiratete Else Meyer den Witwer Jakob Luft aus Berlin. Das Ehepaar lebte in Eisleben in Sachsen-Anhalt, wo Jakob Luft von 1901 bis 1921 als Kantor, Lehrer und Kultusbeamter der Israelitischen Kultusgemeinde tätig war. <br />
Im Februar 1902 brachte Else Luft in Eisleben ihr erstes Kind zur Welt. Das Neugeborene starb jedoch bereits drei Tage nach der Geburt. Zwei Jahre später, am 25. Juni 1904, wurde die zweite Tochter geboren. Sie erhielt den Namen Käte.<br />
Nachdem Jakob Luft 1921 in den Ruhestand gegangen war, zog die Familie nach Berlin. Dort wohnte sie in der Bödikerstraße 4 in Berlin-Friedrichshain. Am 10. August 1929 starb Jakob Luft im Alter von 82 Jahren. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.<br />
Die verwitwete Else Luft lebte den Berliner Adressbüchern zufolge noch mindestens ein Jahr in der Bödikerstraße 4. In den 1930er-Jahren gab sie die Wohnung auf. Ob dies freiwillig geschah, ist nicht bekannt. Sie zog in das 1932 eröffnete Jüdische Altenheim in der Brunnenstraße 41, das nach Minna Schwarz benannt war, einer jüdischen Berliner Frauenrechtlerin. Bereits 1913 hatte Minna Schwarz in der Brunnenstraße ein Mütter- und Kleinkinderheim für alleinstehende und mittellose Mütter eingerichtet. Ab 1940 wurde das Haus zur Sammelunterkunft für jüdische Bürger, die nach der Vertreibung aus ihren Wohnungen zwangsweise dort eingewiesen wurden. <br />
<br />
Der einzigen Tochter von Else Luft, Käte Fränkel, gelang 1939 zusammen mit ihrem Ehemann die Ausreise nach Shanghai. Die Familie hielt über Rotkreuzbriefe Kontakt. Am 6. Juli 1942 schrieb Else Luft nach Shanghai: „Zu Euren Geburtstagen fliegen meine Gedanken zu Euch geliebte Kinder ob ihr gesund und unbeschädigt seid ich bin es gottlob auch. Berta besucht mich noch.“ Berta Luft war eines der Kinder aus der ersten Ehe ihres verstorbenen Mannes. Mehrere ihrer Stiefkinder lebten noch in Berlin und besuchten Else Luft im Altenheim.<br />
<br />
Am 17. August 1942 wurde die damals 81-jährige Else Luft mit dem „1. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Insgesamt 1002 Menschen hatte die Gestapo für diesen Transport aus verschiedenen jüdischen Altenheimen in Berlin abgeholt . Aus dem Minna-Schwarz-Heim in der Brunnenstraße 41 waren es insgesamt 53 Personen. Als sie die Nachricht von der kurz bevorstehenden Deportation erhielt, verfasste Else Luft noch einen Abschiedsbrief für ihre Familie: „[W]enn später was geschickt werden kann, so denkt an meinen wahrscheinlichen Hunger. Behaltet mich in gutem Andenken, damit sich der letzte Eindruck von meiner kolossalen Aufgeregtheit wieder verwischt. Gern hätte ich Euch noch gesehen, aber es ist wohl besser so: denn ich klappe bald zusammen. [...] Wie noch alles werden wird weiß ich nicht jedenfalls fahre ich ohne einen einzigen Groschen in die unbekannte Welt gänzlich arm und mittellos bloß mit den paar Lumpen. Gott gebe mir noch die Kraft dazu!“ Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft in Theresienstadt starb Else Luft am 28. August 1942.<br />
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Else Luft wurde am 16. März 1861 als Elise Meyer in Harzgerode in Sachsen-Anhalt geboren.
Sie war die einzige Tochter von Leopold Meyer und Auguste Meyer geb. Bieber. Ihr Vater arbeitete in Harzgerode als Kaufmann. Beide Eltern waren jüdischen Glaubens.
Im Alter von 39 Jahren, am 10. Juli 1900, heiratete Else Meyer den Witwer Jakob Luft aus Berlin. Das Ehepaar lebte in Eisleben in Sachsen-Anhalt, wo Jakob Luft von 1901 bis 1921 als Kantor, Lehrer und Kultusbeamter der Israelitischen Kultusgemeinde tätig war.
Im Februar 1902 brachte Else Luft in Eisleben ihr erstes Kind zur Welt. Das Neugeborene starb jedoch bereits drei Tage nach der Geburt. Zwei Jahre später, am 25. Juni 1904, wurde die zweite Tochter geboren. Sie erhielt den Namen Käte.
Nachdem Jakob Luft 1921 in den Ruhestand gegangen war, zog die Familie nach Berlin. Dort wohnte sie in der Bödikerstraße 4 in Berlin-Friedrichshain. Am 10. August 1929 starb Jakob Luft im Alter von 82 Jahren. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.
Die verwitwete Else Luft lebte den Berliner Adressbüchern zufolge noch mindestens ein Jahr in der Bödikerstraße 4. In den 1930er-Jahren gab sie die Wohnung auf. Ob dies freiwillig geschah, ist nicht bekannt. Sie zog in das 1932 eröffnete Jüdische Altenheim in der Brunnenstraße 41, das nach Minna Schwarz benannt war, einer jüdischen Berliner Frauenrechtlerin. Bereits 1913 hatte Minna Schwarz in der Brunnenstraße ein Mütter- und Kleinkinderheim für alleinstehende und mittellose Mütter eingerichtet. Ab 1940 wurde das Haus zur Sammelunterkunft für jüdische Bürger, die nach der Vertreibung aus ihren Wohnungen zwangsweise dort eingewiesen wurden.

Der einzigen Tochter von Else Luft, Käte Fränkel, gelang 1939 zusammen mit ihrem Ehemann die Ausreise nach Shanghai. Die Familie hielt über Rotkreuzbriefe Kontakt. Am 6. Juli 1942 schrieb Else Luft nach Shanghai: „Zu Euren Geburtstagen fliegen meine Gedanken zu Euch geliebte Kinder ob ihr gesund und unbeschädigt seid ich bin es gottlob auch. Berta besucht mich noch.“ Berta Luft war eines der Kinder aus der ersten Ehe ihres verstorbenen Mannes. Mehrere ihrer Stiefkinder lebten noch in Berlin und besuchten Else Luft im Altenheim.

Am 17. August 1942 wurde die damals 81-jährige Else Luft mit dem „1. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Insgesamt 1002 Menschen hatte die Gestapo für diesen Transport aus verschiedenen jüdischen Altenheimen in Berlin abgeholt . Aus dem Minna-Schwarz-Heim in der Brunnenstraße 41 waren es insgesamt 53 Personen. Als sie die Nachricht von der kurz bevorstehenden Deportation erhielt, verfasste Else Luft noch einen Abschiedsbrief für ihre Familie: „[W]enn später was geschickt werden kann, so denkt an meinen wahrscheinlichen Hunger. Behaltet mich in gutem Andenken, damit sich der letzte Eindruck von meiner kolossalen Aufgeregtheit wieder verwischt. Gern hätte ich Euch noch gesehen, aber es ist wohl besser so: denn ich klappe bald zusammen. [...] Wie noch alles werden wird weiß ich nicht jedenfalls fahre ich ohne einen einzigen Groschen in die unbekannte Welt gänzlich arm und mittellos bloß mit den paar Lumpen. Gott gebe mir noch die Kraft dazu!“ Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft in Theresienstadt starb Else Luft am 28. August 1942.