Josef Cyzner

Verlegeort
Büschingstraße 2
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
21. Juli 2012
Geboren
23. Dezember 1891 in Chrzanów (Galizien)
Abgeschoben
28. Oktober 1938 nach Zbąszyń / Bentschen
Deportation
am 18. Februar 1943 von Ghetto Chrzanów nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Josef Cyzner kam am 23. Dezember 1891 in Chrzanów in Galizien, das damals zum Kaisertum Österreich gehörte, als Sohn von Chaim Gross und Rivka Cyzner zur Welt. Die Stadt Chrzanów liegt 30 km südöstlich von Kattowitz und 40 km westlich von Krakau im heutigen Polen. Über die Kindheit und Jugend von Josef Cyzner haben sich kaum Informationen erhalten. Sicher ist, dass er einer jüdischen Familie entstammte. Seine Mutter starb vermutlich schon 1899 und sein Vater heiratete erneut. Josef hatte mindestens noch drei Geschwister: Gerson (*1890), Ittel (*1897) und Samson (*1906).

Josef Cyzner ergriff den Beruf des Kaufmanns und übersiedelte wahrscheinlich um 1920 nach Berlin. Dort heiratete er am 16. Oktober 1923 die Kontoristin Debora Lerner, geb. am 9. März 1893 in Rymanow (Galizien). Seine Ehefrau brachte am 1. Dezember 1924 eine Tochter zur Welt und verstarb einen Tag nach deren Geburt im Alter von nur 31 Jahren. Die Tochter wurde nach ihrer Mutter, Debora, benannt. 

Am 19. April 1927 heiratete Josef Cyzner die ebenfalls aus Galizien stammende Selma Sara Karfiol, geb. am 22. August 1894 in Głogów Małopolski. Die gemeinsame Tochter Ruth wurde am 16. Juli 1930 geboren.

Seit etwa 1932 betrieb Josef Cyzner in der Gollnowstraße 19-20 ein Geschäft für Leder- und Berufsbekleidung. Diese Straße, die die Bezirksgrenze zwischen Mitte und Friedrichshain bildete, existiert seit 1963 nicht mehr. Sie begann an der Neuen Königstraße (heute Otto-Braun-Straße) und verlief in etwa dort, wo sich die Mollstraße heute befindet. Die Familie lebte etwa seit 1935 in der Büschingstraße 2 in einer 4-Zimmer-Wohnung.

Aufgrund der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 entschloss sich die Familie, auszuwandern. Angehörige, die in den USA lebten, schickten die notwendigen Papiere zur Visumserteilung nach Berlin. Da Josef und Selma Cyzner aber aus Galizien stammten, besaßen sie die polnische Staatsangehörigkeit und fielen unter die polnische Quote, was eine jahrelange Wartezeit bedeutete.

Josef Cyzner wurde am 28. Oktober 1938 im Rahmen der „Polenaktion“ aufgrund seiner polnischen Staatsangehörigkeit verhaftet und in die Grenzstadt Bentschen (polnisch Zbąszyń) abgeschoben. Von dort schlug er sich zu seiner Schwester Ittel durch, die in Myslowitz (polnisch Mysłowice), etwa 9 km östlich von Katowice, lebte. Später übersiedelte Josef Cyzner in seine Geburtsstadt Chrzanów.

Die Töchter Debora und Ruth wurden im Mai 1939 mit einem Kindertransport nach England geschickt. Kurz danach wanderte Selma Cyzner zu ihrem Ehemann nach Polen aus.

Am 4. September 1939 wurde Chrzanów von der Wehrmacht besetzt, die Stadt wurde in „Krenau“ umbenannt. Im November 1941 errichteten die Deutschen in Chrzanów ein Ghetto, in das alle jüdischen Bewohner umgesiedelt wurden. Josefs Halbbruder Samson Gross, der mit dem Ehepaar Cyzner im Ghetto inhaftiert war, schildert nach dem Krieg, dass sie dort zu verschiedenen Zwangsarbeiten herangezogen wurden und u.a. auch in einem Steinbruch arbeiten mussten. 1942 begannen die Deportationen in das nur 20 km entfernte Auschwitz.

Das Ghetto Chrzanów wurde am 18. Februar 1943 endgültig aufgelöst. Die meisten der dort inhaftierten Juden, unter ihnen auch Josef und Selma Cyzner, wurden nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Einige Ghetto-Bewohner wurden in Arbeitslager deportiert, darunter war anscheinend auch Josefs Halbbruder Samson Gross, der die Shoa überlebte.

Seine Schwester Ittel wurde mit ihrem Ehemann Itzak Schnitzer und den Töchtern Leah und Chaja ermordet. Der Bruder Gerson Gross war in den 1930er Jahren nach England ausgewandert.

Josefs Töchter Debora und Ruth Cyzner emigrierten im Juli 1947 von England in die USA.