David Najman

Verlegeort
Choriner Str. 12
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
09. Oktober 2022
Geboren
01. Oktober 1882 in Zanrnowiec, heute Powiat Zawierciański, Polen
Beruf
Steinmetz
Abgeschoben
von 1938 nach Bentschen / Zbąszyń
Interniert
von 1942 im Ghetto Tarnow
Ermordet
1942 in Tarnow / Tarnów
Biografie

David Najman (auch Dawid Naimann/Neumann) wurde am 1. Oktober 1882 in Zarnowiec, heute Powiat Zawierciański/Polen, geboren. Um 1908 heiratete der gelernte Schneider nach jüdischem Ritus die am 5. Januar 1879 in Chrzanow (40 km westlich Krakau) geborene Feigla Grubner.

Das Ehepaar Najman lebte in Krakau (damals Galizien in Österreich-Ungarn, nach 1918 Polen), wo in den Folgejahren ihre ersten drei Söhne zur Welt kamen: Leo, *1909; Heinrich,*1911 und Michael *1912. Der jüngste Sohn Samuel wurde 1914 in Chrzanow geboren.

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs und den damit verbundenen politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen in Europa zog die Familie Najman – wie viele jüdische Bürger Galiziens – nach Berlin. Seit 1921 wird David Najman im Berliner Adressbuch als Haushaltsvorstand in der Choriner Straße 12 in Prenzlauer Berg genannt. Laut Eintrag war er auch in Berlin als Schneider tätig. Hier wuchsen die vier Söhne auf und besuchten die 153. Gemeindeschule in der Zehdenicker Straße 17-18 (heute John-Lennon-Gymnasium).

Am 5. Oktober 1926 – 18 Jahre nach ihrer jüdischen Eheschließung – heirateten David und Feigla Najman in Berlin nach deutschem Personenstandsgesetz auf dem Standesamt Berlin Xa. Hierbei kam es offenbar zu einer Namensänderung von Najman zu Neumann.

Von 1934 bis 1936 wird im Berliner Adressbuch David Neumann in der Hirtenstraße 11 a genannt. Er betrieb nun den Verkauf von Grabsteinen unter seinem Namen – später geändert in „Grabsteine Neumann & Sohn“. David betrieb das Geschäft in der Folge mit seinem Sohn Michael – er als Kaufmann und Michael als Steinmetz. Später waren auch die Söhne Samuel (als Steinmetz) und Leo (im Kundendienst) bei ihrem Vater beschäftigt. 1934 zog die Familie in eine Vierzimmerwohnung in der Prenzlauer Straße 13 (heute Karl-Liebknecht-Straße 32 A).

Dort wohnten sie, bis Ende 1938 der deutsche Staat vielen polnischen Bürgern die Aufenthaltserlaubnis entzog. In der sogenannten „Polenaktion“ vom 28./29.10.1938 wurden David und Feigla ins polnische Zbąszyń abgeschoben. Von dort gelangten sie ins südpolnische Tarnów, von wo im Januar 1940 ihre letzte Nachricht an die vier Söhne abgesandt wurde.

Tarnów gehörte ab Ende 1939 zum sogenannten „Generalgouvernement“, also dem von Deutschland besetzten Teil Polens. Dort wurde nach dem deutschen Überfall ein Ghetto für die jüdische Bevölkerung der Stadt und des Umlandes eingerichtet. Wo und wann David und Feigla Neumann ums Leben kamen, ist nicht dokumentiert. Das Ghetto wurde ab Mitte 1942 schrittweise „liquidiert“ und seine Bewohnerinnen entweder in den umliegenden Wäldern erschossen und verscharrt oder in die Vernichtungslager Belzec und später Auschwitz-Birkenau verschleppt. Sehr wahrscheinlich fielen David und Feigla einer dieser erst Anfang Februar 1944 abgeschlossenen Vernichtungsaktionen der Deutschen zum Opfer.

Den Söhnen Leo, Michael, Heinrich und Samuel gelang später die Flucht aus Deutschland. Nach familiären Angaben starb Leo 1962 in Israel. Michael und Heinrich wanderten nach Argentinien aus, wo Michael 1968 und Heinrich 1980 verstarb. Samuel kehrte nach Deutschland zurück, wo er bis zu seinem Tod 1986 lebte.