Heinrich Najman (auch Naimann/Neumann) wurde am 22. November 1911 als zweiter von vier Söhnen des Schneiders David Najman und dessen Ehefrau Feigla, geborene Grubner, in Krakau geboren. Seine Brüder Leo (*1909) und Michael (*1912) kamen ebenfalls in Krakau zur Welt. Der jüngste Bruder Samuel wurde 1914 in Chrzanow bei Krakau geboren.
Nach dem Ende des 1. Weltkriegs und den damit verbundenen politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen in Europa ging der Schneider David Najman – wie viele jüdische Bürger aus Galizien – mit seiner Frau und den Söhnen im Alter von etwa 4 bis 9 Jahren nach Berlin.
Ab 1921 wird David Najman im Berliner Adressbuch als Schneider, wohnhaft in der Choriner Straße 12 in Prenzlauer Berg, genannt. Hier wuchsen die vier Söhne auf und besuchten die 153. Gemeindeschule in der Zehdenicker Straße 17-18 (heute John-Lennon-Gymnasium).
Am 5. Oktober 1926 – 18 Jahre nach ihrer jüdischen Eheschließung – heirateten die Eltern David und Feigla Najman in Berlin nach deutschem Personenstandsgesetz auf dem Standesamt Berlin Xa. Dabei änderten sie ihren jüdischen Nachnamen in Neumann.
Von 1934 bis 1936 wird David Neumann im Berliner Adressbuch als Inhaber eines Grabstein-Geschäfts in der Hirtenstraße 11a genannt. Später betrieb er das Geschäft gemeinsam mit dreien seiner Söhne: Michael und Samuel als Steinmetze. Der älteste Sohn Leo betätigte sich im Kundendienst, während David die Geschäfte leitete. Heinrich hingegen wurde – wie ursprünglich auch sein Vater – Schneider. 1934 zog die Familie Neumann in die Prenzlauer Straße 13 (heute Karl-Liebknecht-Straße 32a).
Heinrich gelang Anfang 1939 die Flucht aus Nazi-Deutschland nach Argentinien. Dorthin sandte der Bruder Michael die Information, dass die Eltern – nachdem ihnen die Aufenthaltserlaubnis entzogen worden war – in der sogenannten „Polenaktion“ vom 28./29.10.1938 durch den deutschen Staat nach Polen abgeschoben wurden. Sie lebten nun in der südpolnischen Kleinstadt Tarnów.
Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurden in vielen Städten Ghettos für die jüdische Bevölkerung eingerichtet. Die letzte Nachricht der Eltern Neumann an ihre Kinder kam im Januar 1940 aus Tarnów. Danach verliert sich ihre Spur im Dunkeln der Shoah. Wahrscheinlich kamen sie noch im dortigen Ghetto ums Leben oder wurden in einem der Vernichtungslager – zunächst Belzec, später Auschwitz-Birkenau – ermordet.
Auch Heinrichs Brüdern Leo, Michael und Samuel gelang die Flucht aus Deutschland.
Nach familiären Angaben starb Leo 1962 in Israel. Michael und Heinrich wanderten nach Argentinien aus, wo Michael 1968 und Heinrich 1980 verstarb. Samuel kehrte nach Deutschland zurück, wo er bis zu seinem Tod 1986 lebte.