Sally Sobotker (geboren am 11. September 1891 in Hohensalza/Inowrazław) und Anna Sobotker (geboren am 21. Januar 1898 in Berlin) wohnten gemeinsam mit ihrem 1924 geborenen Sohn Werner Karl seit 1936 in der Küstriner Straße 13 (heute Damaschkestraße 30). Während der Beruf von Sally unbekannt ist – sein Eintrag in der Vermögenserklärung bezeichnet ihn als Arbeiter bei den Teres-Werken in Wittenau – lautet der Eintrag bei Anna, seiner Frau, „Hauswirtschaftslehrerin und Krankenpflegerin“, während Sohn Karl angibt, „Krankenpfleger (Praktikant)“ gewesen zu sein.<br />
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Zur Zeit der Deportation am 13. August 1942 war Karl jedoch als Arbeiter bei der Firma Warneke und Böhm, Fabrik von Farben und Lacken, in Berlin-Weißensee beschäftigt. Sowohl Vater Sally als auch der Sohn Karl waren wahrscheinlich zu Zwangsarbeit verpflichtet worden. Das bedeutete für beide, da die Arbeitsstelle jeweils mehr als vier Kilometer entfernt lagen, dass sie den ganzen Arbeitsweg zu Fuß zurücklegen mussten, da öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen ihnen seit Mai 1942 verboten war. Die Drangsalierung, der die jüdische Bevölkerung in dieser Zeit ausgesetzt war, zeigt sich besonders deutlich an solchen Schicksalen: Als Arbeitsstellen wurden weit entfernte Fabriken zugewiesen – Trägern von gelben Judensternen war die Mitfahrt in öffentlichen Nahverkehrsmitteln untersagt – es war Juden untersagt, Sohlenleder und Schuhe zu kaufen. Die hoffnungslose Lage, in der sich die jüdische Bevölkerung damals befand, ist heute nur noch schwer vorstellbar. Trotzdem hatten zahlreiche jüdische Mitbürger noch die Hoffnung, das Nazi-Regime zu überstehen. Eine Hoffnung, die sich für die Familie Sobotker nicht erfüllte.<br />
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Anna Sobotker hatte ihre letzte Beschäftigung im Palästinaamt für einen Wochenlohn von 18 RM. Seit dem 25. Juli 1941 war sie im Zuchthaus Cottbus inhaftiert. Das Zuchthaus Cottbus war zu dieser Zeit hauptsächlich durch Häftlinge belegt, die vom „Volksgerichtshof“ des Roland Freisler verurteilt worden waren. Über die Haftgründe können wir nur Vermutungen anstellen. Häufiger Haftgrund war die Verletzung der zahlreichen Verbote, die aber nie veröffentlicht wurden, sondern ausschließlich per Flüsterpropaganda verbreitet wurden. Verstöße gegen diese Verordnungen wurden häufig mit Gefängnis und Zuchthaus bestraft.<br />
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Bei der Durchsicht der Akten der Familie im Brandenburgischen Landeshauptarchiv fällt auf, wie viele Menschen in der staatlichen Bürokratie mit der Deportation und der Vernichtung der Familie Sobotker beschäftigt waren: Der Obergerichtsvollzieher Schramm, der bei der Inventarisierung der Wohnung bemerkte, dass ein Zimmer der Wohnung an die Untermieterin Marie Prankowsky vermietet war; der Hauseigentümer, die Firma Knorr-Bremse AG, die auf die Mietausfälle nach der Deportation der Familie Sobotker hinwies und bei der Oberfinanzdirektion 304 RM einforderte; die Mitarbeiter von Bewag und Gasag, die die Kaution von jeweils 10 RM mit dem Stromverbrauch bis zum Zeitpunkt der Deportation abrechneten; und die vielen Menschen, die zahlreiche Bescheinigungen ausstellten, mit denen der Abtransport der Familie bestätigt wurde.<br />
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Sally Sobotker wurde Ende Februar 1943 im Zuge der „Fabrik-Aktion“ in das Sammellager in der Levetzowstraße 8/9 gebracht und am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert. „Am 4. März 1943 wurde in Auschwitz der Zugang von etwa 1750 Menschen notiert. In dem Transport aus Berlin befanden sich 632 Männer und Knaben sowie 118 Frauen und Mädchen. Nach der „Selektion“ wurden 517 Männer sowie 200 Frauen als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 1033 Menschen aus diesem Transport wurden in den Gaskammern von Birkenau getötet.“ (Gottwald/Schulle, S. 413)<br />
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Werner Karls Deportation aus der Küstriner Straße fand am 13. August 1942 statt, er wurde am15. August 1942 gemeinsam mit 1000 weiteren Personen vom Güterbahnhof Moabit an der Putlitzstraße nach Riga deportiert und dort ermordet.<br />
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Anna Sobotker wurde am 26. Oktober 1942 mit fast 800 weiteren Personen im Zuge der „Gemeindeaktion“ vom Abgangsbahnhof Moabit nach Riga transportiert und dort sofort nach ihrer Ankunft am 29. Oktober 1942 in den Wäldern bei Riga ermordet.
Zur Zeit der Deportation am 13. August 1942 war Karl jedoch als Arbeiter bei der Firma Warneke und Böhm, Fabrik von Farben und Lacken, in Berlin-Weißensee beschäftigt. Sowohl Vater Sally als auch der Sohn Karl waren wahrscheinlich zu Zwangsarbeit verpflichtet worden. Das bedeutete für beide, da die Arbeitsstelle jeweils mehr als vier Kilometer entfernt lagen, dass sie den ganzen Arbeitsweg zu Fuß zurücklegen mussten, da öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen ihnen seit Mai 1942 verboten war. Die Drangsalierung, der die jüdische Bevölkerung in dieser Zeit ausgesetzt war, zeigt sich besonders deutlich an solchen Schicksalen: Als Arbeitsstellen wurden weit entfernte Fabriken zugewiesen – Trägern von gelben Judensternen war die Mitfahrt in öffentlichen Nahverkehrsmitteln untersagt – es war Juden untersagt, Sohlenleder und Schuhe zu kaufen. Die hoffnungslose Lage, in der sich die jüdische Bevölkerung damals befand, ist heute nur noch schwer vorstellbar. Trotzdem hatten zahlreiche jüdische Mitbürger noch die Hoffnung, das Nazi-Regime zu überstehen. Eine Hoffnung, die sich für die Familie Sobotker nicht erfüllte.
Anna Sobotker hatte ihre letzte Beschäftigung im Palästinaamt für einen Wochenlohn von 18 RM. Seit dem 25. Juli 1941 war sie im Zuchthaus Cottbus inhaftiert. Das Zuchthaus Cottbus war zu dieser Zeit hauptsächlich durch Häftlinge belegt, die vom „Volksgerichtshof“ des Roland Freisler verurteilt worden waren. Über die Haftgründe können wir nur Vermutungen anstellen. Häufiger Haftgrund war die Verletzung der zahlreichen Verbote, die aber nie veröffentlicht wurden, sondern ausschließlich per Flüsterpropaganda verbreitet wurden. Verstöße gegen diese Verordnungen wurden häufig mit Gefängnis und Zuchthaus bestraft.
Bei der Durchsicht der Akten der Familie im Brandenburgischen Landeshauptarchiv fällt auf, wie viele Menschen in der staatlichen Bürokratie mit der Deportation und der Vernichtung der Familie Sobotker beschäftigt waren: Der Obergerichtsvollzieher Schramm, der bei der Inventarisierung der Wohnung bemerkte, dass ein Zimmer der Wohnung an die Untermieterin Marie Prankowsky vermietet war; der Hauseigentümer, die Firma Knorr-Bremse AG, die auf die Mietausfälle nach der Deportation der Familie Sobotker hinwies und bei der Oberfinanzdirektion 304 RM einforderte; die Mitarbeiter von Bewag und Gasag, die die Kaution von jeweils 10 RM mit dem Stromverbrauch bis zum Zeitpunkt der Deportation abrechneten; und die vielen Menschen, die zahlreiche Bescheinigungen ausstellten, mit denen der Abtransport der Familie bestätigt wurde.
Sally Sobotker wurde Ende Februar 1943 im Zuge der „Fabrik-Aktion“ in das Sammellager in der Levetzowstraße 8/9 gebracht und am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert. „Am 4. März 1943 wurde in Auschwitz der Zugang von etwa 1750 Menschen notiert. In dem Transport aus Berlin befanden sich 632 Männer und Knaben sowie 118 Frauen und Mädchen. Nach der „Selektion“ wurden 517 Männer sowie 200 Frauen als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 1033 Menschen aus diesem Transport wurden in den Gaskammern von Birkenau getötet.“ (Gottwald/Schulle, S. 413)
Werner Karls Deportation aus der Küstriner Straße fand am 13. August 1942 statt, er wurde am15. August 1942 gemeinsam mit 1000 weiteren Personen vom Güterbahnhof Moabit an der Putlitzstraße nach Riga deportiert und dort ermordet.
Anna Sobotker wurde am 26. Oktober 1942 mit fast 800 weiteren Personen im Zuge der „Gemeindeaktion“ vom Abgangsbahnhof Moabit nach Riga transportiert und dort sofort nach ihrer Ankunft am 29. Oktober 1942 in den Wäldern bei Riga ermordet.