Hermann Scheffler

Verlegeort
Demminer Str. 13
Bezirk/Ortsteil
Gesundbrunnen
Verlegedatum
September 2008
Geboren
12. Februar 1893 in Königsberg i. d. Neumark / Chojna
Beruf
Tischler / Stadtverordneter
Ermordet
19. September 1933 in Berlin, Polizeikaserne Chausseestr.

<i>Am 19. September </i>[1933] <i>erhielt ich vom<br />
<br />
zuständigen Polizeirevier die Mitteilung, daß mein<br />
<br />
Ehemann verstorben sei. Ich habe dann im Leichen-<br />
<br />
schauhaus, an das man mich verwiesen hatte, die<br />
<br />
Freigabe des Leichnams beantragt. Im Leichen-<br />
<br />
schauhaus hatte ich Gelegenheit, den Leichnam<br />
<br />
meines Mannes zu sehen und stellte fest, daß die<br />
<br />
linke Hand abgerissen war und sich an der rechten<br />
<br />
Hand Wunden befanden. Ferner hatte er Stichwun-<br />
<br />
den am Kopf und die Schlagader war durchstoßen.<br />
</i>[...] <i>Nach dem Tode meines </i>[...] <i> Ehemannes wurde ich noch mehrfach belästigt. Es wurden zu jeder<br />
<br />
Tages- und Nachtzeit Haussuchungen veranstaltet,<br />
<br />
bei denen man anscheinend belastendes Material<br />
<br />
suchte. Gefunden wurde aber nichts.</i>“<br />
<br />
Erna Scheffler 1946<br />
<br />
Der Tischler Hermann Scheffler trat 1919 der USPD bei und wechselte 1920 zur KPD. Er arbeitete in den 1920er Jahren als Former bei den Deutschen Werken in Spandau und war dort auch Mitglied des Betriebsrates. Auch im Militärapparat der KPD, der sich auf einen bewaffneten Aufstand vorbereitete, war er aktiv. 1925 wurde er in die BV Wedding gewählt. Von 1930 bis 1932 hielt er sich in der Sowjetunion auf. Scheffler gehörte der Gauleitung des bereits 1929 verbotenen RFB an. Nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion arbeitete er für die Berliner Verkehrsbetriebe, wurde dort aber 1933 entlassen, höchstwahrscheinlich aus politischen Gründen. Am 18. 9. 1933 wurde er von SA-Angehörigen verhaftet. Ein zusammen mit Scheffler verhafteter Kommunist berichtete später über den Ablauf der folgenden Stunden: „Schon auf der Polizeiwache in der Zingster Straße wurden wir beide unerhört geschlagen. Dieses wiederholte sich auf dem Polizeiamt [Wedding] noch mehrere Male, und zwar so furchtbar, dass Scheffler, mit dem ich in einem Raum war, wiederholt zusammenbrach. Ich wurde beauftragt, Wasser zu holen und ihn damit zu begießen. Er ist danach wieder zu sich gekommen, brach aber vor meinen Augen zusammen und wurde von Polizeibeamten herausgeschleppt. Ich hatte den Eindruck, dass Scheffler schon in meinem Beisein gestorben war. Dass der Totenschein die Angabe ‚Innere Verblutung’ aufweist, ist mir verständlich, weil ich mit ansehen musste, wie Scheffler tatsächlich totgeschlagen wurde.“ 1947 wurde in Hohen-Neuendorf bei Berlin eine Straße nach Hermann Scheffler benannt.

Am 19. September [1933] erhielt ich vom

zuständigen Polizeirevier die Mitteilung, daß mein

Ehemann verstorben sei. Ich habe dann im Leichen-

schauhaus, an das man mich verwiesen hatte, die

Freigabe des Leichnams beantragt. Im Leichen-

schauhaus hatte ich Gelegenheit, den Leichnam

meines Mannes zu sehen und stellte fest, daß die

linke Hand abgerissen war und sich an der rechten

Hand Wunden befanden. Ferner hatte er Stichwun-

den am Kopf und die Schlagader war durchstoßen.
[...] Nach dem Tode meines [...] Ehemannes wurde ich noch mehrfach belästigt. Es wurden zu jeder

Tages- und Nachtzeit Haussuchungen veranstaltet,

bei denen man anscheinend belastendes Material

suchte. Gefunden wurde aber nichts.


Erna Scheffler 1946

Der Tischler Hermann Scheffler trat 1919 der USPD bei und wechselte 1920 zur KPD. Er arbeitete in den 1920er Jahren als Former bei den Deutschen Werken in Spandau und war dort auch Mitglied des Betriebsrates. Auch im Militärapparat der KPD, der sich auf einen bewaffneten Aufstand vorbereitete, war er aktiv. 1925 wurde er in die BV Wedding gewählt. Von 1930 bis 1932 hielt er sich in der Sowjetunion auf. Scheffler gehörte der Gauleitung des bereits 1929 verbotenen RFB an. Nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion arbeitete er für die Berliner Verkehrsbetriebe, wurde dort aber 1933 entlassen, höchstwahrscheinlich aus politischen Gründen. Am 18. 9. 1933 wurde er von SA-Angehörigen verhaftet. Ein zusammen mit Scheffler verhafteter Kommunist berichtete später über den Ablauf der folgenden Stunden: „Schon auf der Polizeiwache in der Zingster Straße wurden wir beide unerhört geschlagen. Dieses wiederholte sich auf dem Polizeiamt [Wedding] noch mehrere Male, und zwar so furchtbar, dass Scheffler, mit dem ich in einem Raum war, wiederholt zusammenbrach. Ich wurde beauftragt, Wasser zu holen und ihn damit zu begießen. Er ist danach wieder zu sich gekommen, brach aber vor meinen Augen zusammen und wurde von Polizeibeamten herausgeschleppt. Ich hatte den Eindruck, dass Scheffler schon in meinem Beisein gestorben war. Dass der Totenschein die Angabe ‚Innere Verblutung’ aufweist, ist mir verständlich, weil ich mit ansehen musste, wie Scheffler tatsächlich totgeschlagen wurde.“ 1947 wurde in Hohen-Neuendorf bei Berlin eine Straße nach Hermann Scheffler benannt.