Elisabeth Gottowt geb. Adler

Verlegeort
Dernburger Str. 7
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg-Wilmersdorf
Verlegedatum
24. September 2024
Geboren
11. November 1883 in Göteborg
Flucht
1933 Schweden
Überlebt

Elisabeth Adler, genannt Lisa, wurde am 11. November 1883 in Göteborg, Schweden, geboren. Sie hatte zwei Brüder und zwei Schwestern. Alle drei Töchter waren ausgebildete Künstlerinnen. Ihre Mutter Johanna Adler gründete und leitete ein florierendes Milchunternehmen in Göteborg, ARLA (das sie 1936 an die Bauern verkaufte und mit dem Geld eine bis heute existierende Stiftung für die Unterstützung von Studenten gründete), und so wuchs Lisa in einer wohlhabenden Familie auf. Ihr ältester Bruder Axel kümmerte sich um das Familienunternehmen, damit die Schwestern im Ausland Kunst studieren konnten.

Lisa studierte Malerei in München, wo sie ihren späteren Ehemann Isidor Gesang kennenlernte. Isidor studierte Architektur in München. Da er unbedingt Schauspieler werden wollte, zog das junge Paar nach Wien, wo Lisa ihr Kunststudium fortsetzte. 

Hier wurde 1904 das erste Kind, Nils, geboren. Lisas Schwester Elvira und ihr Bruder Axel kamen nach Wien, um Lisa zu bitten, nach Schweden zurückzukehren, aber es war zu spät, Nils war bereits geboren. Elvira Adler verliebte sich in Isidors besten Freund Henrik Galeen, der ebenfalls Jude war. Henrik Galeen war Autor und schrieb das Drehbuch zu F.W. Murnaus Film „Nosferatu“ (1922).

Axel Adler liebte Wien, er blieb ein Jahr und gründete eines der ersten Kinos im Österreich, das „Welt-Biograph-Theater” am Stubenring in Wien.

Lisa und Isidor - unter seinem Künstlernamen John Gottowt inzwischen ein berühmter Charakterdarsteller im Film und an Theaterbühnen in Berlin, Wien und München - zogen nach Berlin, wo sie drei weitere Kinder bekamen, Eva und Johanna 1906 und Olaf 1907. Ungefähr 1911 kehrte die Familie zurück nach München. Lisa besuchte eine Kunstschule und einer ihrer Klassenkameraden war Adolf Hitler. Als Theaterregisseur Max Reinhardt John eine Festanstellung als Schauspieler und Regisseur am Deutschen Theater in Berlin anbot, zog die Familie zurück nach Berlin und wohnte in der Dernburgstraße 50 (nach dem Krieg wurde die Hausnummer in 7 geändert) in Charlottenburg. Das ist die Adresse, die ihre Kinder als ihr Zuhause erinnern.

Während des Ersten Weltkriegs lebte Lisa in Berlin, wo sie sich um ihre vier Kinder kümmerte, während ihr Mann vier Jahre lang in der deutschen Armee an der Front diente. Da sie Geld von ihrer Familie aus Schweden bekam, hatte sie keine finanziellen Sorgen. Lisas Tochter Hanna gewann 1926, mit 20 Jahren, den ersten Preis und eine Medaille des Norddeutschen Skiverband als beste Skilangläuferin. Die Familie hatte, genauso wie die Familien Einstein und Brecht, die in der Nachbarschaft lebten, ein Ruderboot auf dem Lietzensee, ein großes Vergnügen für alle. 

1933 erhielt Lisa Adler eine Warnung von einem deutschen Insider, der zu ihr nach Hause kam und sie aufforderte, Berlin noch am selben Tag zu verlassen. Er sagte, er habe ihren Namen auf einer Liste gesehen, sie würde schon am nächsten Morgen abgeholt werden. Lisa, die schon seit einiger Zeit von John geschieden war, verließ Berlin umgehend (ihre Kinder lebten schon seit längerem in Schweden) und verbrachte den Rest ihres Lebens in Schweden, wo sie 1981 im Alter von 98 Jahren verstarb.