Hedwig Witt geb. Baum

Verlegeort
Elberfelder Str. 20
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
März 2009
Geboren
12. Juli 1897 in Buk (Posen)
Deportation
am 14. November 1941 nach Minsk
Ermordet
im Ghetto Minsk

Vor dem Haus in der Elberfelder Straße 20 in Berlin-Moabit erinnern heute zwei Stolpersteine an die Familie Witt. Ernst und Hedwig Witt, geb. Baum, führten dort mit ihren zwei Kindern Johanna und Kurt in einer 4-Zimmer-Wohnung ein gutbürgerliches Leben. Beide stammten aus Dörfern nahe der Stadt Posen. Wann und aus welchen Gründen sie nach Berlin gekommen sind, ist nicht bekannt.<br />
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Gemeinsam betrieb das Ehepaar ein Schuhgeschäft in der Frankfurter Allee 24/25 in Berlin-Friedrichshain, in dem sie zwei Verkäuferinnen und ein Lehrmädchen beschäftigten. Infolge des Boykotts jüdischer Geschäfte durch die Nationalsozialisten musste die Familie ihre Firma ab 1933 verkleinern. Wiederholt war das Geschäft antisemitischen Angriffen ausgesetzt. 1937 wurden die Scheiben mit antisemitischen Parolen beschmiert, und Ernst Witt wurde auf offener Straße verprügelt. Ein Jahr später, während des Novemberpogroms, verwüstete der nationalsozialistische Mob den Laden und zertrümmerte das Inventar. Der Sohn Kurt Witt wurde im gleichen Monat festgenommen. Aus Angst, ebenfalls verhaftet zu werden, traute sich Ernst Witt nun nicht mehr, sein eigenes Geschäft zu betreten. Kurz darauf musste der Familienbetrieb aufgelöst werden.<br />
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Ob der 1916 geborene Sohn Kurt Witt zwischenzeitlich freigelassen und dann erneut verhaftet worden war, ist nicht bekannt. Im September 1940 wurde er im Alter von 24 Jahren über Sachsenhausen und Buchenwald nach Dachau verschleppt. Er war bis zu seiner Deportation unverheiratet geblieben und hatte als Schlosser gearbeitet. Die Haft im Konzentrationslager überlebte er nicht – im November 1942 kam Kurt Witt dort ums Leben.<br />
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Seine Urne wurde im folgenden Frühjahr auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. Zu dieser Zeit war es Angehörigen und vermutlich auch der Jüdischen Gemeinde noch möglich, die Asche der Verstorbenen anzufordern und beizusetzen, auch wenn dies wohl oft ein symbolischer Akt geblieben sein muss. Wer die Urne damals beerdigen ließ, ist nicht bekannt. Die Eltern Ernst und Hedwig Witt waren bereits im November 1941 nach Minsk deportiert worden.<br />
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Die jüngere Schwester Johanna Neustadt war die einzige Überlebende der vierköpfigen Familie Witt. Sie war im Juli 1939 im Alter von 21 Jahren und wohl als Reaktion auf das Verschwinden ihres Bruders nach England ausgewandert. In London heiratete sie im selben Jahr den ebenfalls aus Berlin kommenden Alfred Neustadt. Vermutlich hatten sie sich schon in Berlin gekannt.<br />
<br />
Möglicherweise war Johanna zusammen mit ihrem Cousin Herbert Baum emigriert, denn auch er lebte nach dem Krieg in London. Zuvor hatte er mit seinen Eltern Gertrude und Jacob Baum, Hedwigs Bruder, in Berlin-Wilmersdorf gewohnt. Jacob Baum muss mit seiner Frau nach Palästina ausgewandert sein, denn nach dem Krieg – er lebte damals in Haifa – legte er in Yad Vashem mehrere Gedenkblätter für seine Familienmitglieder an, so auch für seine Schwester Hedwig und seinen Schwager Ernst Witt. Aus diesen Gedenkblättern geht auch das weitere Schicksal der Familie Baum hervor: Hedwigs und Jacobs Bruder Arthur Baum ist zusammen mit seiner Frau Paula Baum, geb. Rosenthal, nach Auschwitz deportiert worden. Deren Sohn Horst Baum wurde als 18-Jähriger nach Dachau verschleppt und kam von dort aus mit einem sogenannten Invalidentransport in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim, wo er am selben Tag in der Gaskammer ermordet wurde.<br />
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Auch die drei Cousinen Margarete, Helene und Ella haben die Shoah nicht überlebt. Gleiches gilt für den anderen Zweig der Familie: Ernst Witts Brüder Max, Felix und Hermann wurden nach Auschwitz, Buchenwald und Reval deportiert.<br />
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An das nach Minsk verschleppte Ehepaar Witt sowie an deren Sohn Kurt erinnern heute vor ihrem ehemaligen Wohnhaus drei Stolpersteine.

Vor dem Haus in der Elberfelder Straße 20 in Berlin-Moabit erinnern heute zwei Stolpersteine an die Familie Witt. Ernst und Hedwig Witt, geb. Baum, führten dort mit ihren zwei Kindern Johanna und Kurt in einer 4-Zimmer-Wohnung ein gutbürgerliches Leben. Beide stammten aus Dörfern nahe der Stadt Posen. Wann und aus welchen Gründen sie nach Berlin gekommen sind, ist nicht bekannt.

Gemeinsam betrieb das Ehepaar ein Schuhgeschäft in der Frankfurter Allee 24/25 in Berlin-Friedrichshain, in dem sie zwei Verkäuferinnen und ein Lehrmädchen beschäftigten. Infolge des Boykotts jüdischer Geschäfte durch die Nationalsozialisten musste die Familie ihre Firma ab 1933 verkleinern. Wiederholt war das Geschäft antisemitischen Angriffen ausgesetzt. 1937 wurden die Scheiben mit antisemitischen Parolen beschmiert, und Ernst Witt wurde auf offener Straße verprügelt. Ein Jahr später, während des Novemberpogroms, verwüstete der nationalsozialistische Mob den Laden und zertrümmerte das Inventar. Der Sohn Kurt Witt wurde im gleichen Monat festgenommen. Aus Angst, ebenfalls verhaftet zu werden, traute sich Ernst Witt nun nicht mehr, sein eigenes Geschäft zu betreten. Kurz darauf musste der Familienbetrieb aufgelöst werden.

Ob der 1916 geborene Sohn Kurt Witt zwischenzeitlich freigelassen und dann erneut verhaftet worden war, ist nicht bekannt. Im September 1940 wurde er im Alter von 24 Jahren über Sachsenhausen und Buchenwald nach Dachau verschleppt. Er war bis zu seiner Deportation unverheiratet geblieben und hatte als Schlosser gearbeitet. Die Haft im Konzentrationslager überlebte er nicht – im November 1942 kam Kurt Witt dort ums Leben.

Seine Urne wurde im folgenden Frühjahr auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. Zu dieser Zeit war es Angehörigen und vermutlich auch der Jüdischen Gemeinde noch möglich, die Asche der Verstorbenen anzufordern und beizusetzen, auch wenn dies wohl oft ein symbolischer Akt geblieben sein muss. Wer die Urne damals beerdigen ließ, ist nicht bekannt. Die Eltern Ernst und Hedwig Witt waren bereits im November 1941 nach Minsk deportiert worden.

Die jüngere Schwester Johanna Neustadt war die einzige Überlebende der vierköpfigen Familie Witt. Sie war im Juli 1939 im Alter von 21 Jahren und wohl als Reaktion auf das Verschwinden ihres Bruders nach England ausgewandert. In London heiratete sie im selben Jahr den ebenfalls aus Berlin kommenden Alfred Neustadt. Vermutlich hatten sie sich schon in Berlin gekannt.

Möglicherweise war Johanna zusammen mit ihrem Cousin Herbert Baum emigriert, denn auch er lebte nach dem Krieg in London. Zuvor hatte er mit seinen Eltern Gertrude und Jacob Baum, Hedwigs Bruder, in Berlin-Wilmersdorf gewohnt. Jacob Baum muss mit seiner Frau nach Palästina ausgewandert sein, denn nach dem Krieg – er lebte damals in Haifa – legte er in Yad Vashem mehrere Gedenkblätter für seine Familienmitglieder an, so auch für seine Schwester Hedwig und seinen Schwager Ernst Witt. Aus diesen Gedenkblättern geht auch das weitere Schicksal der Familie Baum hervor: Hedwigs und Jacobs Bruder Arthur Baum ist zusammen mit seiner Frau Paula Baum, geb. Rosenthal, nach Auschwitz deportiert worden. Deren Sohn Horst Baum wurde als 18-Jähriger nach Dachau verschleppt und kam von dort aus mit einem sogenannten Invalidentransport in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim, wo er am selben Tag in der Gaskammer ermordet wurde.

Auch die drei Cousinen Margarete, Helene und Ella haben die Shoah nicht überlebt. Gleiches gilt für den anderen Zweig der Familie: Ernst Witts Brüder Max, Felix und Hermann wurden nach Auschwitz, Buchenwald und Reval deportiert.

An das nach Minsk verschleppte Ehepaar Witt sowie an deren Sohn Kurt erinnern heute vor ihrem ehemaligen Wohnhaus drei Stolpersteine.