Ernst Löwe

Verlegeort
Emilienstr. 14
Bezirk/Ortsteil
Marienfelde
Verlegedatum
12. Mai 2011
Geboren
19. März 1870 in Berlin
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 10. September 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 29. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
in Treblinka

Ernst Löwe wurde am 19. März 1870 in Berlin geboren. Der Kaufmann besaß ein Spielwarenhaus nahe dem Bahnhof Zoo. In den 1920er Jahren konnte er offenbar als Privatmann von seinem Vermögen leben. Um 1925 erwarb er mit seiner Frau Margarete, geborene Schüler, einer ehemaligen Angestellten, ein Haus in Berlin-Tempelhof, Ortsteil Marienfelde, in der Emilienstraße 7 (ab 1930: Nr. 14). Während der Weltwirtschaftskrise verlor er jedoch sein Geld, sodass er künftig als „Handlungsgehilfe“, wie die Bezeichnung in den Adressbüchern lautete, tätig war. Er arbeitete als Prokurist im Bankhaus Paul Loewe. Ob beide miteinander verwandt waren, ist unbekannt.<br />
<br />
Das Nebenhaus, die Emilienstraße 16, gehörte seit 1931 dem Vermessungsingenieur, Zentrumspolitiker und späteren Bundespräsidenten Heinrich Lübke, der es mit seiner Ehefrau Wilhelmine bis 1945 bewohnte.<br />
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1933 ließ Ernst Löwe sein Haus in zwei Wohnungen unterteilen und vermietete die eine. Nach den Nürnberger „Rassengesetzen“ von 1935 galt die Verbindung zwischen ihm und seiner Frau Margarete, die der evangelischen Kirche angehörte, als „Mischehe“. Vermutlich um ihren Besitz zu retten, ließen sich die Eheleute 1940 scheiden, und das Grundstück wurde auf Margarete Löwe überschrieben. Ernst Löwe lebte nun offiziell als Untermieter im Haus. Die Scheidung hatte jedoch fatale Folgen, denn Ernst Löwe war nun nicht mehr vor einer Verschleppung geschützt. Am 10. September 1942 wurde der 72-Jährige mit dem „61. Alterstransport“ nach Theresienstadt und kurz darauf, am 29. September, ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. Von den 2000 nach Treblinka verschleppten Menschen hat niemand überlebt.<br />
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Emil Cauer, Pfarrer im Ruhestand, dessen Familie früher in der Emilienstraße gewohnt hatte, initiierte den Stolperstein für Ernst Löwe und damit die erste Verlegung eines solchen Gedenkzeichens in Marienfelde. Er erinnerte sich, wie Wilhelmine Lübke am Abend vor Ernst Löwes Deportation diesem eine halbe Ente als Proviant mitgegeben haben soll – eine menschliche, zur damaligen Zeit aber verpönte Geste.

Ernst Löwe wurde am 19. März 1870 in Berlin geboren. Der Kaufmann besaß ein Spielwarenhaus nahe dem Bahnhof Zoo. In den 1920er Jahren konnte er offenbar als Privatmann von seinem Vermögen leben. Um 1925 erwarb er mit seiner Frau Margarete, geborene Schüler, einer ehemaligen Angestellten, ein Haus in Berlin-Tempelhof, Ortsteil Marienfelde, in der Emilienstraße 7 (ab 1930: Nr. 14). Während der Weltwirtschaftskrise verlor er jedoch sein Geld, sodass er künftig als „Handlungsgehilfe“, wie die Bezeichnung in den Adressbüchern lautete, tätig war. Er arbeitete als Prokurist im Bankhaus Paul Loewe. Ob beide miteinander verwandt waren, ist unbekannt.

Das Nebenhaus, die Emilienstraße 16, gehörte seit 1931 dem Vermessungsingenieur, Zentrumspolitiker und späteren Bundespräsidenten Heinrich Lübke, der es mit seiner Ehefrau Wilhelmine bis 1945 bewohnte.

1933 ließ Ernst Löwe sein Haus in zwei Wohnungen unterteilen und vermietete die eine. Nach den Nürnberger „Rassengesetzen“ von 1935 galt die Verbindung zwischen ihm und seiner Frau Margarete, die der evangelischen Kirche angehörte, als „Mischehe“. Vermutlich um ihren Besitz zu retten, ließen sich die Eheleute 1940 scheiden, und das Grundstück wurde auf Margarete Löwe überschrieben. Ernst Löwe lebte nun offiziell als Untermieter im Haus. Die Scheidung hatte jedoch fatale Folgen, denn Ernst Löwe war nun nicht mehr vor einer Verschleppung geschützt. Am 10. September 1942 wurde der 72-Jährige mit dem „61. Alterstransport“ nach Theresienstadt und kurz darauf, am 29. September, ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. Von den 2000 nach Treblinka verschleppten Menschen hat niemand überlebt.

Emil Cauer, Pfarrer im Ruhestand, dessen Familie früher in der Emilienstraße gewohnt hatte, initiierte den Stolperstein für Ernst Löwe und damit die erste Verlegung eines solchen Gedenkzeichens in Marienfelde. Er erinnerte sich, wie Wilhelmine Lübke am Abend vor Ernst Löwes Deportation diesem eine halbe Ente als Proviant mitgegeben haben soll – eine menschliche, zur damaligen Zeit aber verpönte Geste.