Dr. Berta Jacoby

Verlegeort
Engelmannweg 86
Historischer Name
Engelmannweg 86
Bezirk/Ortsteil
Reinickendorf
Verlegedatum
19. November 2021
Geboren
26. Mai 1905 in Kattowitz / Katowice
Beruf
Ärztin
Flucht
Prag Ende des Jahres 1934
Ermordet
10. Februar 1942 in Bernburg

Berta Jacoby wurde am 26. Mai 1905 in Kattowitz (Katowice) geboren. Sie und ihre Familie waren jüdischen Glaubens. Nach dem Abitur 1923 an der Oberrealstudienanstalt studierte Berta ab dem 1. Mai 1924 Medizin in Breslau (Wrocław). Im März 1926 bestand sie das Physikum und kam dann vermutlich 1927 mit ihrem Vater Prof. Dr. Martin Jacoby (geb. am 17. März 1863) und ihrer jüngeren Schwester Margarethe (geb. am 24. März 1910) nach Berlin. Die Mutter Slema (oder Selma), geb. Nothmann, (geb. am 7. November 1876) war bereits 1926 gestorben. <br />
<br />
Zu dritt wohnten sie zunächst in der Düsseldorfer Straße 65 in Wilmersdorf. Am 22. November 1927 ging Berta an die Friedrich-Wilhelms-Universität, wo sie im Februar 1930 das Staatsexamen ablegte. Ihre Schwester hatte am 30. April 1929 an gleicher Stelle ebenfalls mit dem Medizinstudium begonnen. Berta erhielt am 1. März 1930 die Approbation, der Tag ihrer Promotion war der 1. August 1932. Im selben Jahr zog die Familie nach Moabit in die Lessingstraße 87.<br />
<br />
1933 verloren die Schwestern ihren Vater und Margarethe wurde, wie so viele andere jüdische Studierende, am 31. Juli 1933 exmatrikuliert.<br />
<br />
1934 war Berta Jacoby unter der Adresse Engelmannweg 86 gemeldet. Dort soll sie neben ihrer vormittäglichen Tätigkeit im Rudolf-Virchow-Krankenhaus nachmittags und abends auch im benachbarten Laubengebiet versteckte Widerstandskämpferinnen und -kämpfer behandelt haben. Eine ehemalige Patientin erzählte: „Berta schlief immer auf einem Wandklappbett im Sprechstundenzimmer, ihre Schwester ‚Grete‘ im Wartezimmer neben der Küche.“<br />
<br />
Berta war wie ihre Schwester KPD-Mitglied. Sie arbeitete für die Berliner KPD unter dem Decknamen „Lotte“ im Unterbezirk Nr. 283 „Zentrum“ als Agitprop-Leiterin und später als Warenhausinstrukteurin bis zum Sommer 1934. In ihrer Wohnung hörten sie unter anderem den russischen Betriebssender. Eine Genossin übersetzte die Informationen aus den Radiosendungen und schrieb die Texte in Bertas Wohnung auf einer Schreibmaschine des Unterbezirks. Die Artikel wurden dann in der illegalen Zeitung „Rote Barrikaden“ veröffentlicht. <br />
<br />
Margarethe wurde am 25. August 1934 von der Gestapo verhaftet. Ihr wurde eine Verbindung zu ihrer Schwester vorgeworfen, die inzwischen wegen Vorbereitung zum Hochverrat gesucht wurde. Aus diesem Grund wohnte Berta dann illegal bei der Mutter einer Bekannten aus dem UB Zentrum, wahrscheinlich in der Reinickendorfer Straße im Wedding, bis sie Ende 1934 nach Prag flüchtete.<br />
<br />
Durch die Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Erika Buchmann wissen wir, dass im Frühjahr 1940 die ersten 50 Frauen aus der Tschechoslowakei nach Ravensbrück kamen, darunter viele Kommunistinnen, eventuell war auch Berta Jacoby darunter. Die Gefangenen erlitten unsägliche Qualen bis sie aus gesundheitlichen Gründen starben oder in Ravensbrück oder Bernburg ermordet wurden.<br />
<br />
Erika Buchmann schreibt: „ … unter den Frauen, die den bitteren Weg nach Bernburg mit dem Bewußtsein ihres Todes gingen, befanden sich so tapfere Kämpferinnen gegen Krieg und Faschismus wie Bertel Jacoby, Lina Bertram und Lucie Mann.“ Wahrscheinlich kam Berta Jacoby dort am 10. Februar 1942 in der Gaskammer ums Leben. Zu dieser Zeit gab es in Bernburg eine Massentötungsaktion unter der Bezeichnung 14f13. Die SS fälschte zum Teil auf den Todesurkunden, die sie ausstellte, Sterbeort und -datum, die dann im Standesamt Ravensbrück II ins Sterbebuch eingetragen wurden.<br />
<br />
Die Urne mit der Asche Berta Jacobys wurde am 4. Mai 1942 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im Grab ihres Vaters durch den Onkel Isaak Nothmann beigesetzt.<br />
<br />
Nachdem Margarethe Jacoby am 10. November 1934 aus dem Polizeigefängnis entlassen worden war, fand sie Unterschlupf in der Gartenlaube der Arzthelferin, die in Bertas Praxis gearbeitet hatte. Beim Wäsche holen wurde sie erneut verhaftet. Nach ihrer Freilassung reiste wahrscheinlich nach Frankreich und heiratete dort später einen Arzt mit Namen Unger. Sie soll am 25. Februar 1947 in Prag verstorben sein. Es gibt allerdings auch Informationen, dass sie aus Paris nach Bergen-Belsen deportiert worden sei. Der Onkel Isaak Nothmann wurde mit dem „2. großen Alterstransport“ am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 31. März 1943 ermordet.<br />
<br />
Ursprünglich hatte das Reinickendorfer Mitglied des „Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin“ Dirk Thesenvitz 1997 die Umbenennung der Hoeferstraße in Berta-Jacoby-Weg beantragt. Sie heißt jetzt Von-der-Gablentz-Straße.

Berta Jacoby wurde am 26. Mai 1905 in Kattowitz (Katowice) geboren. Sie und ihre Familie waren jüdischen Glaubens. Nach dem Abitur 1923 an der Oberrealstudienanstalt studierte Berta ab dem 1. Mai 1924 Medizin in Breslau (Wrocław). Im März 1926 bestand sie das Physikum und kam dann vermutlich 1927 mit ihrem Vater Prof. Dr. Martin Jacoby (geb. am 17. März 1863) und ihrer jüngeren Schwester Margarethe (geb. am 24. März 1910) nach Berlin. Die Mutter Slema (oder Selma), geb. Nothmann, (geb. am 7. November 1876) war bereits 1926 gestorben.

Zu dritt wohnten sie zunächst in der Düsseldorfer Straße 65 in Wilmersdorf. Am 22. November 1927 ging Berta an die Friedrich-Wilhelms-Universität, wo sie im Februar 1930 das Staatsexamen ablegte. Ihre Schwester hatte am 30. April 1929 an gleicher Stelle ebenfalls mit dem Medizinstudium begonnen. Berta erhielt am 1. März 1930 die Approbation, der Tag ihrer Promotion war der 1. August 1932. Im selben Jahr zog die Familie nach Moabit in die Lessingstraße 87.

1933 verloren die Schwestern ihren Vater und Margarethe wurde, wie so viele andere jüdische Studierende, am 31. Juli 1933 exmatrikuliert.

1934 war Berta Jacoby unter der Adresse Engelmannweg 86 gemeldet. Dort soll sie neben ihrer vormittäglichen Tätigkeit im Rudolf-Virchow-Krankenhaus nachmittags und abends auch im benachbarten Laubengebiet versteckte Widerstandskämpferinnen und -kämpfer behandelt haben. Eine ehemalige Patientin erzählte: „Berta schlief immer auf einem Wandklappbett im Sprechstundenzimmer, ihre Schwester ‚Grete‘ im Wartezimmer neben der Küche.“

Berta war wie ihre Schwester KPD-Mitglied. Sie arbeitete für die Berliner KPD unter dem Decknamen „Lotte“ im Unterbezirk Nr. 283 „Zentrum“ als Agitprop-Leiterin und später als Warenhausinstrukteurin bis zum Sommer 1934. In ihrer Wohnung hörten sie unter anderem den russischen Betriebssender. Eine Genossin übersetzte die Informationen aus den Radiosendungen und schrieb die Texte in Bertas Wohnung auf einer Schreibmaschine des Unterbezirks. Die Artikel wurden dann in der illegalen Zeitung „Rote Barrikaden“ veröffentlicht.

Margarethe wurde am 25. August 1934 von der Gestapo verhaftet. Ihr wurde eine Verbindung zu ihrer Schwester vorgeworfen, die inzwischen wegen Vorbereitung zum Hochverrat gesucht wurde. Aus diesem Grund wohnte Berta dann illegal bei der Mutter einer Bekannten aus dem UB Zentrum, wahrscheinlich in der Reinickendorfer Straße im Wedding, bis sie Ende 1934 nach Prag flüchtete.

Durch die Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Erika Buchmann wissen wir, dass im Frühjahr 1940 die ersten 50 Frauen aus der Tschechoslowakei nach Ravensbrück kamen, darunter viele Kommunistinnen, eventuell war auch Berta Jacoby darunter. Die Gefangenen erlitten unsägliche Qualen bis sie aus gesundheitlichen Gründen starben oder in Ravensbrück oder Bernburg ermordet wurden.

Erika Buchmann schreibt: „ … unter den Frauen, die den bitteren Weg nach Bernburg mit dem Bewußtsein ihres Todes gingen, befanden sich so tapfere Kämpferinnen gegen Krieg und Faschismus wie Bertel Jacoby, Lina Bertram und Lucie Mann.“ Wahrscheinlich kam Berta Jacoby dort am 10. Februar 1942 in der Gaskammer ums Leben. Zu dieser Zeit gab es in Bernburg eine Massentötungsaktion unter der Bezeichnung 14f13. Die SS fälschte zum Teil auf den Todesurkunden, die sie ausstellte, Sterbeort und -datum, die dann im Standesamt Ravensbrück II ins Sterbebuch eingetragen wurden.

Die Urne mit der Asche Berta Jacobys wurde am 4. Mai 1942 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im Grab ihres Vaters durch den Onkel Isaak Nothmann beigesetzt.

Nachdem Margarethe Jacoby am 10. November 1934 aus dem Polizeigefängnis entlassen worden war, fand sie Unterschlupf in der Gartenlaube der Arzthelferin, die in Bertas Praxis gearbeitet hatte. Beim Wäsche holen wurde sie erneut verhaftet. Nach ihrer Freilassung reiste wahrscheinlich nach Frankreich und heiratete dort später einen Arzt mit Namen Unger. Sie soll am 25. Februar 1947 in Prag verstorben sein. Es gibt allerdings auch Informationen, dass sie aus Paris nach Bergen-Belsen deportiert worden sei. Der Onkel Isaak Nothmann wurde mit dem „2. großen Alterstransport“ am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 31. März 1943 ermordet.

Ursprünglich hatte das Reinickendorfer Mitglied des „Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin“ Dirk Thesenvitz 1997 die Umbenennung der Hoeferstraße in Berta-Jacoby-Weg beantragt. Sie heißt jetzt Von-der-Gablentz-Straße.