Hildegard Preuss geb. Wolff

Verlegeort
Eulerstraße 21
Bezirk/Ortsteil
Gesundbrunnen
Geboren
17. April 1907 in Nakel (Posen) / Nakło
Deportation
am 03. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Hildegard Wolff wurde am 17. April 1907 in Nakel an der Netze geboren, dem heutigen Nakło nad Notecią in Polen, das etwa 30 Kilometer westlich von Bromberg (Bydgoszcz) liegt. Sie war die Tochter des Fleischermeisters Marcus Wolff und seiner Frau Dora, geb. Karo. Ihre Eltern hatten im November 1904 in Gromaden (Gromadno) geheiratet. Hildegard hatte zwei Schwestern: Ihre ältere Schwester Martha war 1905 in Gromaden geboren worden; ihre jüngere Schwester Selma Sally kam 1909 in Nakel zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Hildegard und ihren Schwestern haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde des Ortes, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Hildegard ungefähr 340 der etwa 8200 Einwohner Nakels zählten. In der Stadt existierte neben einer Synagoge seit 1844 auch eine jüdische Elementarschule, die Hildegard und ihre Schwestern möglicherweise besucht haben, bevor die Familie nach Berlin übersiedelte.

1920 wurde Nakel gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages polnisch, woraufhin ein Teil der Einwohnerschaft den Ort verließ. Die Eheleute Wolff zogen mit ihren drei Töchtern im Jahr 1921 in die Hauptstadt um, wo Marcus Wolff in der Krefelder Straße in Moabit ein Fleischerfachgeschäft eröffnete. Später betrieb er außerdem einen Verkaufsstand in der Arminiusmarkthalle in Moabit. Hildegard Wolff hatte nach späteren Angaben ihrer Schwester Selma „außer der Volksschule in Berlin die Töchterschule bis etwa zu ihrem 16. oder 17. Lebensjahr [das entspräche 1922 bzw. 1923, Anm. d. A.] besucht. Anschließend wurde sie im Haushalt ausgebildet.“ Nach ihrer Ausbildung schlug Hildegard eine kaufmännische Laufbahn ein und war als kaufmännische Angestellte und Kontoristin beim Damenkonfektionär „Moses & Schlochauer“ am Hausvogteiplatz beschäftigt. Bis zu ihrer Hochzeit wohnte sie in der elterlichen Wohnung in der Krefelder Straße 21. Am 5. Oktober 1934 heiratete Hildegard den Kaufmann Hans Preuss. Der gebürtige Berliner war der Sohn des Damenkonfektionärs Georg Preuss und seiner Frau Ida, geb. Levin, und ein Jahr älter als Hildegard. Anderthalb Jahre nach der Eheschließung kam am 8. Mai 1936 ihr Sohn Joachim Michael Preuss in Berlin zur Welt.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Hildegard Preuss und ihre Angehörigen begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. In den 1930er-Jahren wurden die Familienmitglieder durch Erlasse und Sondergesetze zunehmend in die Position von Rechtlosen gedrängt. Seit Mitte der 1930er-Jahre hatten sich Angehörige des Ehepaares vor der Verfolgung ins Exil retten können: Hans’ Schwester Margot, verheiratete Dunkelmann, gelang die Flucht nach Südamerika. Hildegards Schwester Martha Goldschmidt konnte sich mit ihrem Ehemann 1939 nach England retten. Ob auch die Eheleute Preuss in dieser Zeit Pläne verfolgten, aus Deutschland zu entkommen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.

Hildegard Preuss hatte nach ihrer Beschäftigung als Kontoristin eine Stelle bei einem Elektronenröhrenunternehmen in der Sickingenstraße angetreten. Vermutlich handelte es sich hierbei um das von Osram betriebene Werk A in der Sickingenstraße 71, welches 1939 von Telefunken übernommen wurde. Aus rasseideologischen Gründen aus dieser Stelle entlassen, wurde Hildegard Anfang der 1940er-Jahre zu Zwangsarbeit bei den „Elektro-Glimmer- und Preßwerken“ der „Scherb & Schwer KG“ in der Lehderstraße 34–35 in Berlin-Weißensee herangezogen. Ihr Ehemann musste zuletzt Zwangsarbeit als Zimmermann im Bauausführungsbüro eines Carl Spahr in der Greifswalder Straße 89 in Weißensee leisten. Seit November 1938 lebten die Eheleute mit ihrem kleinen Sohn in einem teilmöblierten Zimmer zur Untermiete bei Poppelauer in der Eulerstraße 21.

Ihrer Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Preuss wurden im Frühjahr 1943 in Berlin verhaftet und mit ihrem Sohn im ehemaligen jüdischen Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden die drei am 3. Februar 1943 mit dem „28. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die Deportationsliste dieses Transports listete die beiden Eheleute als „arbeitsfähig“ und für Hans Preuss ist belegt, dass er nicht unmittelbar nach der Ankunft des Transports in Auschwitz ermordet wurde, sondern in das Auschwitz-Außenlager Jawischowitz selektiert wurde. Von dort aus schrieb er am 13. Februar 1943 eine Postkarte an Hildegards Schwester Selma und ihren Ehemann nach Berlin. Es sollte das letzte Lebenszeichen von ihm bleiben. Ob auch Hildegard vor ihrer Ermordung noch zu Zwangsarbeit selektiert wurde oder ob die 35-Jährige unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet wurde, ist nicht dokumentiert. In jedem Fall gehörte weder sie noch ihr Ehmann noch ihr zum Zeitpunkt der Deportation fünfjähriger Sohn zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz.

Hildegards Eltern, Marcus und Dora Wolff, waren im November 1941 in das Ghetto Minsk deportiert und ermordet worden. Ihre Schwester Martha überlebte mit ihrem Ehemann im Exil in England, ebenso wie ihre Schwägerin Margot, die nach Südamerika entkommen war und später in Argentinien lebte. Hildegards jüngere Schwester Selma überlebte die NS-Verfolgung in Berlin, da sie nach NS-Terminologie in „privilegierter Mischehe“ mit Kurt Grzywna lebte.

Hildegard Wolff wurde am 17. April 1907 in Nakel an der Netze geboren, dem heutigen Nakło nad Notecią in Polen, das etwa 30 Kilometer westlich von Bromberg (Bydgoszcz) liegt. Sie war die Tochter des Fleischermeisters Marcus Wolff und seiner Frau Dora, geb. Karo. Ihre Eltern hatten im November 1904 in Gromaden (Gromadno) geheiratet. Hildegard hatte zwei Schwestern: Ihre ältere Schwester Martha war 1905 in Gromaden geboren worden; ihre jüngere Schwester Selma Sally kam 1909 in Nakel zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Hildegard und ihren Schwestern haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde des Ortes, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Hildegard ungefähr 340 der etwa 8200 Einwohner Nakels zählten. In der Stadt existierte neben einer Synagoge seit 1844 auch eine jüdische Elementarschule, die Hildegard und ihre Schwestern möglicherweise besucht haben, bevor die Familie nach Berlin übersiedelte.

1920 wurde Nakel gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages polnisch, woraufhin ein Teil der Einwohnerschaft den Ort verließ. Die Eheleute Wolff zogen mit ihren drei Töchtern im Jahr 1921 in die Hauptstadt um, wo Marcus Wolff in der Krefelder Straße in Moabit ein Fleischerfachgeschäft eröffnete. Später betrieb er außerdem einen Verkaufsstand in der Arminiusmarkthalle in Moabit. Hildegard Wolff hatte nach späteren Angaben ihrer Schwester Selma „außer der Volksschule in Berlin die Töchterschule bis etwa zu ihrem 16. oder 17. Lebensjahr [das entspräche 1922 bzw. 1923, Anm. d. A.] besucht. Anschließend wurde sie im Haushalt ausgebildet.“ Nach ihrer Ausbildung schlug Hildegard eine kaufmännische Laufbahn ein und war als kaufmännische Angestellte und Kontoristin beim Damenkonfektionär „Moses & Schlochauer“ am Hausvogteiplatz beschäftigt. Bis zu ihrer Hochzeit wohnte sie in der elterlichen Wohnung in der Krefelder Straße 21. Am 5. Oktober 1934 heiratete Hildegard den Kaufmann Hans Preuss. Der gebürtige Berliner war der Sohn des Damenkonfektionärs Georg Preuss und seiner Frau Ida, geb. Levin, und ein Jahr älter als Hildegard. Anderthalb Jahre nach der Eheschließung kam am 8. Mai 1936 ihr Sohn Joachim Michael Preuss in Berlin zur Welt.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Hildegard Preuss und ihre Angehörigen begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. In den 1930er-Jahren wurden die Familienmitglieder durch Erlasse und Sondergesetze zunehmend in die Position von Rechtlosen gedrängt. Seit Mitte der 1930er-Jahre hatten sich Angehörige des Ehepaares vor der Verfolgung ins Exil retten können: Hans’ Schwester Margot, verheiratete Dunkelmann, gelang die Flucht nach Südamerika. Hildegards Schwester Martha Goldschmidt konnte sich mit ihrem Ehemann 1939 nach England retten. Ob auch die Eheleute Preuss in dieser Zeit Pläne verfolgten, aus Deutschland zu entkommen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.

Hildegard Preuss hatte nach ihrer Beschäftigung als Kontoristin eine Stelle bei einem Elektronenröhrenunternehmen in der Sickingenstraße angetreten. Vermutlich handelte es sich hierbei um das von Osram betriebene Werk A in der Sickingenstraße 71, welches 1939 von Telefunken übernommen wurde. Aus rasseideologischen Gründen aus dieser Stelle entlassen, wurde Hildegard Anfang der 1940er-Jahre zu Zwangsarbeit bei den „Elektro-Glimmer- und Preßwerken“ der „Scherb & Schwer KG“ in der Lehderstraße 34–35 in Berlin-Weißensee herangezogen. Ihr Ehemann musste zuletzt Zwangsarbeit als Zimmermann im Bauausführungsbüro eines Carl Spahr in der Greifswalder Straße 89 in Weißensee leisten. Nach den Novemberpogromen 1938 zogen die Eheleute mit ihrem kleinen Sohn in die Eulerstraße 21, wo Hans’ jüngere Schwester Gerda mit ihrem Ehemann Eugen Poppelauer (*1909) und ihrer Tochter Marianne (*1937) lebte. Offiziell bewohnten sie in der Wohnung ein teilmöbliertes Zimmer zur Untermiete.

Ihrer Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Preuss wurden im Frühjahr 1943 in Berlin verhaftet und mit ihrem Sohn im ehemaligen jüdischen Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden die drei am 3. Februar 1943 mit dem „28. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die Deportationsliste dieses Transports listete die beiden Eheleute als „arbeitsfähig“ und für Hans Preuss ist belegt, dass er nicht unmittelbar nach der Ankunft des Transports in Auschwitz ermordet wurde, sondern in das Auschwitz-Außenlager Jawischowitz selektiert wurde. Von dort aus schrieb er am 13. Februar 1943 eine Postkarte an Hildegards Schwester Selma und ihren Ehemann nach Berlin. Es sollte das letzte Lebenszeichen von ihm bleiben. Ob auch Hildegard vor ihrer Ermordung noch zu Zwangsarbeit selektiert wurde oder ob die 35-Jährige unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet wurde, ist nicht dokumentiert. In jedem Fall gehörte weder sie noch ihr Ehmann noch ihr zum Zeitpunkt der Deportation fünfjähriger Sohn zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz.

Hildegards Eltern, Marcus und Dora Wolff, waren im November 1941 in das Ghetto Minsk deportiert und ermordet worden. Ihre Schwester Martha überlebte mit ihrem Ehemann im Exil in England, ebenso wie ihre Schwägerin Margot, die nach Südamerika entkommen war und später in Argentinien lebte. Hildegards jüngere Schwester Selma überlebte die NS-Verfolgung in Berlin, da sie nach NS-Terminologie in „privilegierter Mischehe“ mit Kurt Grzywna lebte. Hildegards Schwägerin Gerda Poppelauer wurde mit ihrem Ehemann Eugen und ihrer Tochter Marianne im März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.