Grete Rosenzweig geb. Stahl

Verlegeort
Fasanenstr. 41
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
21. September 2013
Geboren
24. Januar 1888 in Sommerhausen
Deportation
am 27. November 1941 nach Riga
Ermordet
30. November 1941 in Riga

Grete Rosenzweig, auch Gretchen oder Gretel genannt, wurde am 24. Januar 1888 in dem kleinen Städtchen Sommerhausen in der Nähe von Würzburg geboren. Ihr Vater Elias Stahl, geboren am 6. März 1847, war in Sommerhausen Eisenwarenhändler. Er heiratete am 29. November 1975 Babette Kahn, geboren am 18. September 1853. Diese brachte 13 Kinder zur Welt, neben der Tochter Gretchen ein totgeborenes Kind 7.10.1876, Zerline (Lina) Stahl, geb. 17.9.1877, Abraham Stahl, geb. 11.8.1878, Sara Stahl, geb. 3.8.1879, Lazarus Stahl, geb. 24.1.1881, Carl Stahl, geb. 14.9.1882, Mina Stahl, geb. 29.6.1884, David Stahl, geb. 27.7.1885, Emma Stahl geb. 5.1.1887, Justin Stahl, geb. 17.5.1890, Hedwig Stahl, geb. 14.3.1892 und Jettchen Stahl, geb. 25.1.1897.

In Sommerhausen gab es eine kleine jüdische Gemeinde, die sich auf wenige Familien verteilte. Man kannte einander und half sich gegenseitig. Als Babette Stahl starb, erhielt sie einen denkwürdigen Nachruf in der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 2. April 1908:

"Sommerhausen, 12. März (1908). Heute wölbte sich der Grabeshügel über die irdischen Reste einer Frau, die sich durch ihre Frömmigkeit und Herzensgüte ein unvergängliches Denkmal im Herzen aller, die sie kannten, gesetzt hat. Frau Babette Stahl erreichte nur ein Alter von 54 Jahren und erfreute sich allgemeiner Verehrung und Wertschätzung, was sich bei der überaus großen Beteiligung an der Beisetzung zeigte. Die Herren Distriktsrabbiner Adler aus Kitzingen und Lehrer Goldstein aus Heidingsfeld gaben der allgemeinen Trauer beredten Ausdruck. Das Andenken der Frommen wird ein gesegnetes sein! Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

1933 lebten 21 Juden in Sommerhausen, 1941 waren es noch drei. Auch die Familie Stahl verlor viele Mitglieder ihrer Familie. Außer Grete und ihrer Tochter Hedwig wurden ihr Bruder Lazarus und seine Ehefrau Paula sowie der Bruder Karl in Auschwitz ermordet, Justin starb 1964 in New York und David war am 1. Juni 1918 bereits im Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen. Für Lazarus Stahl wurde in Würzburg ein Stolperstein verlegt und seine Biografie veröffentlicht.
Grete Stahl lernte den am 6. Juli 1887 in Gladenbach in Hessen-Nassau geborenen Bankier Berthold Rosenzweig kennen. Sie heirateten und zogen nach Hanau, wo die beiden Töchter zur Welt kamen. Babette wurde am 28. November 1914 und Hedwig (Hede) am 9. September 1916 geboren.
Die Ehe von Grete und Berthold wurde zu einem nicht bekannten Zeitpunkt geschieden. Grete kehrte wieder in ihre Heimatstadt Sommerhausen zurück, es ist dokumentiert, dass sie am 8. Juli 1938 Sommerhausen in Richtung Berlin verließ.

Hedwig hatte im Dezember 1936 eine Wohnung in Leipzig, in der Thomasiusstraße 28. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt floh sie in die Niederlande und lebte in Amsterdam. Sie war verheiratet und hieß mit Nachnamen Korn. Über ihren Ehemann und dessen Schicksal ist nichts bekannt. In Amsterdam wurde sie festgenommen, in das Lager Westerbork verbracht, von dort am 8. Juni 1943 nach Sobibor deportiert und drei Tage später ermordet.

Babette gelang nach einem Wohnaufenthalt in Leipzig zunächst die Ausreise nach England, später lebte sie in New York, USA. Sie war ebenfalls verheiratet und hieß Babette Hirschfeld.

Von Grete Rosenzweig sind in Berlin in zwei Wohnungen bekannt, Fasanenstraße 41 und Mommsenstraße 55. Babette Hirschfeld erklärte 1957 in dem Entschädigungsantrag: „Meine Mutter, Frau Gretel Rosenzweig, geb. Stahl, fand Zuflucht vor der Verfolgung bei der Familie Bernstein, Berlin – Charlottenburg, Mommsenstraße 55.“ Vermutlich wohnte sie bei den Bernsteins zur Untermiete, nachdem sie ihre Wohnung in der Fasanenstraße zwangsweise verlassen musste. 
Ihre letzte Unterkunft war gleichzeitig ihre Arbeitsstelle. Jeanette Borower, ebenfalls ein Jüdin, hatte sie als Wirtschafterin eingestellt. Diese war bis 1939 im Berliner Adressbuch als „Kauffrau“ eingetragen. Grete wohnte bei ihr in einem möblierten Zimmer in der Schönhauser Straße 9a und verdiente 50 RM monatlich. Sie hatte zu dem Zeitpunkt keinerlei persönlichen Besitz mehr, ihr Gesamtvermögen bestand kurz vor der Deportation aus 23,50 RM Bargeld in ihrem Portemonnaie. 
Grete Rosenzweig wurde am 27. November 1941 aus der Wohnung Schönhauser Allee 9a abgeholt und vom Bahnhof Grunewald aus nach Riga deportiert. 
Nach dreitägigem Transport wurden die Menschen dieses Transports in den Wald von Rumbula gebracht und sofort erschossen. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD zwangen die Opfer, sich trotz des eiskalten Wetters zu entkleiden. Sie wurden aus kurzer Distanz in ausgehobenen Gruben in den Hinterkopf geschossen. Lettische Polizeieinheiten waren bei diesem Massenmord beteiligt, dem insgesamt 27000 Juden zum Opfer fielen.

Gretes geschiedener Mann Berthold Rosenzweig wohnte zuletzt in Gelsenkirchen. Am 27. Januar 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und ermordet.
 

Grete Rosenzweig, auch Gretchen oder Gretel genannt, wurde am 24. Januar 1888 in dem kleinen Städtchen Sommerhausen in der Nähe von Würzburg geboren. Ihr Vater Elias Stahl, geboren am 6. März 1847, war in Sommerhausen Eisenwarenhändler. Er heiratete am 29. November 1875 Babette Kahn, geboren am 18. September 1853. Diese brachte 13 Kinder zur Welt, neben der Tochter Gretchen ein totgeborenes Kind 7.10.1876, Zerline (Lina) Stahl, geb. 17.9.1877, Abraham Stahl, geb. 11.8.1878, Sara Stahl, geb. 3.8.1879, Lazarus Stahl, geb. 24.1.1881, Carl Stahl, geb. 14.9.1882, Mina Stahl, geb. 29.6.1884, David Stahl, geb. 27.7.1885, Emma Stahl geb. 5.1.1887, Justin Stahl, geb. 17.5.1890, Hedwig Stahl, geb. 14.3.1892 und Jettchen Stahl, geb. 25.1.1897.

In Sommerhausen gab es eine kleine jüdische Gemeinde, die sich auf wenige Familien verteilte. Man kannte einander und half sich gegenseitig. Als Babette Stahl starb, erhielt sie einen denkwürdigen Nachruf in der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 2. April 1908:

"Sommerhausen, 12. März (1908). Heute wölbte sich der Grabeshügel über die irdischen Reste einer Frau, die sich durch ihre Frömmigkeit und Herzensgüte ein unvergängliches Denkmal im Herzen aller, die sie kannten, gesetzt hat. Frau Babette Stahl erreichte nur ein Alter von 54 Jahren und erfreute sich allgemeiner Verehrung und Wertschätzung, was sich bei der überaus großen Beteiligung an der Beisetzung zeigte. Die Herren Distriktsrabbiner Adler aus Kitzingen und Lehrer Goldstein aus Heidingsfeld gaben der allgemeinen Trauer beredten Ausdruck. Das Andenken der Frommen wird ein gesegnetes sein! Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

1933 lebten 21 Juden in Sommerhausen, 1941 waren es noch drei. Auch die Familie Stahl verlor viele Mitglieder ihrer Familie. Außer Grete und ihrer Tochter Hedwig wurden ihr Bruder Lazarus und seine Ehefrau Paula sowie der Bruder Karl in Auschwitz ermordet, Justin starb 1964 in New York und David war am 1. Juni 1918 bereits im Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen. Für Lazarus Stahl wurde in Würzburg ein Stolperstein verlegt und seine Biografie veröffentlicht.
Grete Stahl lernte den am 6. Juli 1877 in Gladenbach in Hessen-Nassau geborenen Bankier Berthold Rosenzweig kennen. Sie heirateten und zogen nach Hanau, wo die beiden Töchter zur Welt kamen. Babette wurde am 28. November 1914 und Hedwig (Hede) am 9. September 1916 geboren.

Die Ehe von Grete und Berthold wurde zu einem nicht bekannten Zeitpunkt geschieden. Grete kehrte wieder in ihre Heimatstadt Sommerhausen zurück, es ist dokumentiert, dass sie am 8. Juli 1938 Sommerhausen in Richtung Berlin verließ.

Hedwig hatte im Dezember 1936 eine Wohnung in Leipzig, in der Thomasiusstraße 28. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt floh sie in die Niederlande und lebte in Amsterdam. Sie war verheiratet und hieß mit Nachnamen Korn. Über ihren Ehemann und dessen Schicksal ist nichts bekannt. In Amsterdam wurde sie festgenommen, in das Lager Westerbork verbracht, von dort am 8. Juni 1943 nach Sobibor deportiert und drei Tage später ermordet.

Babette gelang nach einem Wohnaufenthalt in Leipzig zunächst die Ausreise nach England, später lebte sie in New York, USA. Sie war ebenfalls verheiratet und hieß Babette Hirschfeld.

Von Grete Rosenzweig sind in Berlin in zwei Wohnungen bekannt, Fasanenstraße 41 und Mommsenstraße 55. Babette Hirschfeld erklärte 1957 in dem Entschädigungsantrag: „Meine Mutter, Frau Gretel Rosenzweig, geb. Stahl, fand Zuflucht vor der Verfolgung bei der Familie Bernstein, Berlin – Charlottenburg, Mommsenstraße 55.“ Vermutlich wohnte sie bei den Bernsteins zur Untermiete, nachdem sie ihre Wohnung in der Fasanenstraße zwangsweise verlassen musste. 

Ihre letzte Unterkunft war gleichzeitig ihre Arbeitsstelle. Jeanette Borower, ebenfalls ein Jüdin, hatte sie als Wirtschafterin eingestellt. Diese war bis 1939 im Berliner Adressbuch als „Kauffrau“ eingetragen. Grete wohnte bei ihr in einem möblierten Zimmer in der Schönhauser Straße 9a und verdiente 50 RM monatlich. Sie hatte zu dem Zeitpunkt keinerlei persönlichen Besitz mehr, ihr Gesamtvermögen bestand kurz vor der Deportation aus 23,50 RM Bargeld in ihrem Portemonnaie. 

Grete Rosenzweig wurde am 27. November 1941 aus der Wohnung Schönhauser Allee 9a abgeholt und vom Bahnhof Grunewald aus nach Riga deportiert. 

Nach dreitägigem Transport wurden die Menschen dieses Transports in den Wald von Rumbula gebracht und sofort erschossen. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD zwangen die Opfer, sich trotz des eiskalten Wetters zu entkleiden. Sie wurden aus kurzer Distanz in ausgehobenen Gruben in den Hinterkopf geschossen. Lettische Polizeieinheiten waren bei diesem Massenmord beteiligt, dem insgesamt 27000 Juden zum Opfer fielen.

Gretes geschiedener Mann Berthold Rosenzweig wohnte zuletzt in Gelsenkirchen. Am 27. Januar 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und ermordet.