Sigmund Seligsberger

Verlegeort
Fasanenstr. 41
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
21. September 2013
Geboren
11. Februar 1875 in Würzburg
Beruf
Möbelhändler
Flucht
1939 Niederlande
Verhaftet
im KZ Herzogenbusch
Verhaftet
im Durchgangslager Westerbork
Deportation
am 18. Mai 1943 nach Sobibór
Ermordet
21. Mai 1943 in Sobibór

Sigmund Seligsberger wurde am 11. Februar 1875 in Würzburg geboren. Er absolvierte die Realschule und den Einjährig-Freiwilligen Militärdienst, danach lernte er Möbelhandel im elterlichen Geschäft. 1914 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst, den er bis 1918 als Unteroffizier und Offiziers-Stellvertreter leistete, wofür er das Eiserne Kreuz verliehen bekam. Mitten im Krieg heiratete er die zehn Jahre jüngere Sara Wolff, die Zahntechnikerin gelernt hatte und in der Zahnarztpraxis ihres Bruders arbeitete. 1919 und 1920 kamen die beiden Söhne Ernst und Leo zur Welt. Leo war behindert, das Ehepaar entschloss sich, ihn zur besseren Förderung in der renommierten therapeutischen Anstalt in Wien-Grinzing unterzubringen. Von hier wurde er gegen den elterlichen Willen 1940 in die Heilanstalt Schönbrunn verlegt und wurde 1941 Opfer der Euthanasie.<br />
Die Stolpersteine wurden gelegt am 21. September 2013, von der Hausgemeinschaft Fasanenstraße 41 gestiftet. Zum Verlegezeitpunkt war nicht bekannt, dass es in Würzburg bereits seit 2007 für die Familie Seligsberger Stolpersteine gab. <br />
Im Mai 1938 zogen Sigmund und Sara Seligsberger nach Berlin und wurden von der Volkszählung im Mai 1939 als in Berlin lebende Bürger erfasst. Es war ein notgedrungen „freiwillig“ gewählter Wohnsitz, obwohl das Verlassen ihrer Heimat und ihres Besitzes in Würzburg ganz und gar nicht freiwillig war. Schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers begannen in Würzburg antisemitische Agitationen und Enteignungen, denen 1937 auch das national und international renommierte Einrichtungs- Möbel- und Antiquitätengeschäft der Seligsbergers zum Opfer fiel. Sie hofften, in der Großstadt Berlin dem antisemitischen Druck entfliehen und ihre Auswanderung vorbereiten zu können, da hier alle Konsulate und Behörden konzentriert waren. Ihr großer Helfer war dabei der holländische Konsul Erwin Respondek, Berliner Wirtschaftsberater und Anlaufstelle für jüdische Geschäftsleute, die ihren Besitz veräußern oder ins Ausland retten wollten, späterer Spion für die Amerikaner. (Auch das eine interessante Lebensgeschichte). Mit seiner Hilfe flohen die Seligbergers 1939 nach Holland, wo sie Verwandte hatten, die ebenfalls im Antiquitätengeschäft tätig waren. Dabei gelang es ihnen, einen Teil ihres Besitzes im wohl größten und teuersten Speditionstransport aus dem damaligen Deutschland über die Grenze zu bringen. Die Firma war als früherer Königlich-Bayrischer Hoflieferant so bekannt, dass selbst die Nazis dies gestatten mussten, um nicht in Verruf zu kommen. Die Seligbergers wollten in die USA auswandern, sie wurden jedoch, zusammen mit ihrem Sohn Ernst, der schon länger als Physiotherapeut in Holland lebte, im KZ Herzogenbusch interniert, dann ins Lager Westerbork verlegt und am 18. Mai 1943 nach Sobibor deportiert, wo sie am 21. Mai 1943 ermordet wurden.<br />
Es gibt eine großartige Begleitpublikation zur Ausstellung „Seligsberger, eine jüdische Familie und ihr Möbel- und Antiquitätenhaus“, die vom 23. Oktober 2015 bis 18. März 2016 im Johanna-Stahl-Zentrum und im Mainfränkischen Museum Würzburg stattfand. Da liest sich die Familiengeschichte von den Anfängen 1775 bis heute wie ein Kriminalroman. Die Nachkommen der Familie leben heute in den Niederlanden, in Israel, den USA, Kanada und Deutschland.<br />

Sigmund Seligsberger wurde am 11. Februar 1875 in Würzburg geboren. Er absolvierte die Realschule und den Einjährig-Freiwilligen Militärdienst, danach lernte er Möbelhandel im elterlichen Geschäft. 1914 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst, den er bis 1918 als Unteroffizier und Offiziers-Stellvertreter leistete, wofür er das Eiserne Kreuz verliehen bekam. Mitten im Krieg heiratete er die zehn Jahre jüngere Sara Wolff, die Zahntechnikerin gelernt hatte und in der Zahnarztpraxis ihres Bruders arbeitete. 1919 und 1920 kamen die beiden Söhne Ernst und Leo zur Welt. Leo war behindert, das Ehepaar entschloss sich, ihn zur besseren Förderung in der renommierten therapeutischen Anstalt in Wien-Grinzing unterzubringen. Von hier wurde er gegen den elterlichen Willen 1940 in die Heilanstalt Schönbrunn verlegt und wurde 1941 Opfer der Euthanasie.
Die Stolpersteine wurden gelegt am 21. September 2013, von der Hausgemeinschaft Fasanenstraße 41 gestiftet. Zum Verlegezeitpunkt war nicht bekannt, dass es in Würzburg bereits seit 2007 für die Familie Seligsberger Stolpersteine gab.
Im Mai 1938 zogen Sigmund und Sara Seligsberger nach Berlin und wurden von der Volkszählung im Mai 1939 als in Berlin lebende Bürger erfasst. Es war ein notgedrungen „freiwillig“ gewählter Wohnsitz, obwohl das Verlassen ihrer Heimat und ihres Besitzes in Würzburg ganz und gar nicht freiwillig war. Schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers begannen in Würzburg antisemitische Agitationen und Enteignungen, denen 1937 auch das national und international renommierte Einrichtungs- Möbel- und Antiquitätengeschäft der Seligsbergers zum Opfer fiel. Sie hofften, in der Großstadt Berlin dem antisemitischen Druck entfliehen und ihre Auswanderung vorbereiten zu können, da hier alle Konsulate und Behörden konzentriert waren. Ihr großer Helfer war dabei der holländische Konsul Erwin Respondek, Berliner Wirtschaftsberater und Anlaufstelle für jüdische Geschäftsleute, die ihren Besitz veräußern oder ins Ausland retten wollten, späterer Spion für die Amerikaner. (Auch das eine interessante Lebensgeschichte). Mit seiner Hilfe flohen die Seligbergers 1939 nach Holland, wo sie Verwandte hatten, die ebenfalls im Antiquitätengeschäft tätig waren. Dabei gelang es ihnen, einen Teil ihres Besitzes im wohl größten und teuersten Speditionstransport aus dem damaligen Deutschland über die Grenze zu bringen. Die Firma war als früherer Königlich-Bayrischer Hoflieferant so bekannt, dass selbst die Nazis dies gestatten mussten, um nicht in Verruf zu kommen. Die Seligbergers wollten in die USA auswandern, sie wurden jedoch, zusammen mit ihrem Sohn Ernst, der schon länger als Physiotherapeut in Holland lebte, im KZ Herzogenbusch interniert, dann ins Lager Westerbork verlegt und am 18. Mai 1943 nach Sobibor deportiert, wo sie am 21. Mai 1943 ermordet wurden.
Es gibt eine großartige Begleitpublikation zur Ausstellung „Seligsberger, eine jüdische Familie und ihr Möbel- und Antiquitätenhaus“, die vom 23. Oktober 2015 bis 18. März 2016 im Johanna-Stahl-Zentrum und im Mainfränkischen Museum Würzburg stattfand. Da liest sich die Familiengeschichte von den Anfängen 1775 bis heute wie ein Kriminalroman. Die Nachkommen der Familie leben heute in den Niederlanden, in Israel, den USA, Kanada und Deutschland.