Elsbeth Cohn geb. Aris

Verlegeort
Fregestr. 71
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
28. März 2013
Geboren
18. Januar 1888 in Danzig / Gdańsk
Deportation
am 05. Juni 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 09. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
1944 in Auschwitz

Elsbeth Aris wurde am 18. Januar 1888 in Danzig (heute: Gdańsk / Polen) als Tochter von Heinrich Aris geboren; der Name ihrer Mutter und die sonstigen familiären Umstände sind nicht bekannt. 1911 heiratete sie den 1880 im ostpreußischen Stallupönen (heute: Nesterow / Russland) geborenen Kaufmann Alfred Cohn. In Wartenburg/Ermland in Ostpreußen (heute: Barczewo / Polen) führte sie mit ihrem Mann in der Kirchenstraße 11 ein Kaufhaus, in dem auch Manufakturwaren angeboten wurden. 12 Verkäuferinnen und Verkäufer waren angestellt. Die wenigen Juden, die in der Stadt und im Landkreis Allenstein angesiedelt waren, lebten im großen Einvernehmen mit der katholischen Bevölkerung, in der Reichspogromnacht blieb deshalb die Synagoge vor der Zerstörung bewahrt. Familie Cohn wohnte in einer Achtzimmer-Wohnung über dem Geschäft, 1912 wurden die Töchter Ruth Betty, 1914 Hella Harriet und im Frühjahr 1915 der Sohn Georg Joachim geboren. Während Alfred Cohn als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg diente, führte seine Frau die Geschäfte. Zwei Brüder Cohn fielen an der Front.<br />
<br />
1933 war der Sohn Georg eines der ersten Opfer eines antisemitischen Überfalls, daraufhin verließ er das Gymnasium ein Jahr vor dem Abitur und erlernte in Danzig Holzverarbeitung. 1937 konnte er auf dem jüdischen Reformgymnasium Philantropin in Frankfurt am Main das Abitur nachholen und anschließend das Jüdische Lehrerseminar in Berlin besuchen. 1936 verkauften Elsbeth und Alfred Cohn das Geschäft in Wartenburg und zogen nach Berlin. Der Transport mit ihrer Wohnungseinrichtung erreichte Berlin nicht. Bis 1939 erfolgten die vereinbarten Zahlungen aus dem Kaufvertrag, danach stellte der Erwerber Kurt Rode diese ein. Die Familie lebte nun in einer Dreizimmer-Wohnung in der Fregestraße 71. Nach dem 9. November 1938 befand sich Alfred Cohn bis 17. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen. Sohn Georg gelang im Sommer 1939 die Auswanderung nach Palästina, Tochter Hella floh nach Großbritannien und kam von hier nach Palästina, Tochter Ruth gelang über Italien die Flucht in die Vereinigten Staaten. Daraufhin wurden die Eltern Cohn gezwungen, zu Michalowski in die Jenaer Straße 5 zu ziehen. <br />
<br />
Am 18. Mai 1942 verübte die heute als „Gruppe Baum“ bekannte Widerstandsgruppe einen Brandanschlag auf die antisowjetische Propaganda-Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Lustgarten. Vier Tage später plakatierten Mitglieder der als „Rote Kapelle“ bekannten Widerstandsgruppe Plakate gegen die Verunglimpfung der Sowjetunion. In beiden Gruppen, bestehend aus Freundeskreisen mit Mitgliedern verschiedener politischer Richtungen, arbeiteten von rassischer und politischer Verfolgung bedrohte jüngere Frauen und Männer zusammen. Am 27. Mai 1942 starteten die NS-Behörden eine „Vergeltungsaktion“ und verhaften 500 Berliner jüdische Männer, von denen die Hälfte sofort erschossen wurde. Alfred Cohn wurde in diesem Zusammenhang am 28. Mai 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet. <br />
<br />
Am 5. Juni 1942 holte die Gestapo Elsbeth Cohn ab, auf der vorbereiteten Transportliste, die das Ziel Theresienstadt aufweist, standen 100 Jüdinnen und Juden, auch ihr Mann, der eine Woche zuvor bereits ermordet worden war. Über ihre Zeit in Theresienstadt ist nichts bekannt. Am 9. Oktober 1944 wurde sie in einem Transport von 1.600 Menschen nach Auschwitz deportiert. An der Rampe in Birkenau wurden bei der Ankunft am 12. Oktober 1944 nur wenige junge Menschen für den Arbeitseinsatz selektiert. Mit nur 42 Überlebenden gilt dieser Transport als einer mit der höchsten Rate an Todesopfern. Elsbeth Cohn, inzwischen 56 Jahre alt, wurde noch am 12. Oktober 1944 in der Gaskammer ermordet.<br />
<br />
Der Sohn Georg schloss in Palästina die Lehrerausbildung ab. Er und seine Schwestern heirateten, 1947 und 1950 wurden in Jerusalem zwei Enkel geboren. Der Käufer von Grundstück und Haus in Wartenberg rechtfertigte sich nach Kriegsende noch einmal gegenüber den überlebenden Angehörigen mit seinem „mit den Käufern einvernehmlichen Erwerb“ und der Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Vertrag, solange dies die Nationalsozialisten noch zugelassen hätten. Am 28. März 2013 wurden für das Ehepaar Cohn und für Betty Ries, die seit 1938 im Haus lebte und von hier aus direkt deportiert wurde, von einer Anwohnerin Stolpersteine verlegt.

Elsbeth Aris wurde am 18. Januar 1888 in Danzig (heute: Gdańsk / Polen) als Tochter von Heinrich Aris geboren; der Name ihrer Mutter und die sonstigen familiären Umstände sind nicht bekannt. 1911 heiratete sie den 1880 im ostpreußischen Stallupönen (heute: Nesterow / Russland) geborenen Kaufmann Alfred Cohn. In Wartenburg/Ermland in Ostpreußen (heute: Barczewo / Polen) führte sie mit ihrem Mann in der Kirchenstraße 11 ein Kaufhaus, in dem auch Manufakturwaren angeboten wurden. 12 Verkäuferinnen und Verkäufer waren angestellt. Die wenigen Juden, die in der Stadt und im Landkreis Allenstein angesiedelt waren, lebten im großen Einvernehmen mit der katholischen Bevölkerung, in der Reichspogromnacht blieb deshalb die Synagoge vor der Zerstörung bewahrt. Familie Cohn wohnte in einer Achtzimmer-Wohnung über dem Geschäft, 1912 wurden die Töchter Ruth Betty, 1914 Hella Harriet und im Frühjahr 1915 der Sohn Georg Joachim geboren. Während Alfred Cohn als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg diente, führte seine Frau die Geschäfte. Zwei Brüder Cohn fielen an der Front.

1933 war der Sohn Georg eines der ersten Opfer eines antisemitischen Überfalls, daraufhin verließ er das Gymnasium ein Jahr vor dem Abitur und erlernte in Danzig Holzverarbeitung. 1937 konnte er auf dem jüdischen Reformgymnasium Philantropin in Frankfurt am Main das Abitur nachholen und anschließend das Jüdische Lehrerseminar in Berlin besuchen. 1936 verkauften Elsbeth und Alfred Cohn das Geschäft in Wartenburg und zogen nach Berlin. Der Transport mit ihrer Wohnungseinrichtung erreichte Berlin nicht. Bis 1939 erfolgten die vereinbarten Zahlungen aus dem Kaufvertrag, danach stellte der Erwerber Kurt Rode diese ein. Die Familie lebte nun in einer Dreizimmer-Wohnung in der Fregestraße 71. Nach dem 9. November 1938 befand sich Alfred Cohn bis 17. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen. Sohn Georg gelang im Sommer 1939 die Auswanderung nach Palästina, Tochter Hella floh nach Großbritannien und kam von hier nach Palästina, Tochter Ruth gelang über Italien die Flucht in die Vereinigten Staaten. Daraufhin wurden die Eltern Cohn gezwungen, zu Michalowski in die Jenaer Straße 5 zu ziehen.

Am 18. Mai 1942 verübte die heute als „Gruppe Baum“ bekannte Widerstandsgruppe einen Brandanschlag auf die antisowjetische Propaganda-Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Lustgarten. Vier Tage später plakatierten Mitglieder der als „Rote Kapelle“ bekannten Widerstandsgruppe Plakate gegen die Verunglimpfung der Sowjetunion. In beiden Gruppen, bestehend aus Freundeskreisen mit Mitgliedern verschiedener politischer Richtungen, arbeiteten von rassischer und politischer Verfolgung bedrohte jüngere Frauen und Männer zusammen. Am 27. Mai 1942 starteten die NS-Behörden eine „Vergeltungsaktion“ und verhaften 500 Berliner jüdische Männer, von denen die Hälfte sofort erschossen wurde. Alfred Cohn wurde in diesem Zusammenhang am 28. Mai 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet.

Am 5. Juni 1942 holte die Gestapo Elsbeth Cohn ab, auf der vorbereiteten Transportliste, die das Ziel Theresienstadt aufweist, standen 100 Jüdinnen und Juden, auch ihr Mann, der eine Woche zuvor bereits ermordet worden war. Über ihre Zeit in Theresienstadt ist nichts bekannt. Am 9. Oktober 1944 wurde sie in einem Transport von 1.600 Menschen nach Auschwitz deportiert. An der Rampe in Birkenau wurden bei der Ankunft am 12. Oktober 1944 nur wenige junge Menschen für den Arbeitseinsatz selektiert. Mit nur 42 Überlebenden gilt dieser Transport als einer mit der höchsten Rate an Todesopfern. Elsbeth Cohn, inzwischen 56 Jahre alt, wurde noch am 12. Oktober 1944 in der Gaskammer ermordet.

Der Sohn Georg schloss in Palästina die Lehrerausbildung ab. Er und seine Schwestern heirateten, 1947 und 1950 wurden in Jerusalem zwei Enkel geboren. Der Käufer von Grundstück und Haus in Wartenberg rechtfertigte sich nach Kriegsende noch einmal gegenüber den überlebenden Angehörigen mit seinem „mit den Käufern einvernehmlichen Erwerb“ und der Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Vertrag, solange dies die Nationalsozialisten noch zugelassen hätten. Am 28. März 2013 wurden für das Ehepaar Cohn und für Betty Ries, die seit 1938 im Haus lebte und von hier aus direkt deportiert wurde, von einer Anwohnerin Stolpersteine verlegt.