Charlotte Kroner

Verlegeort
Friedrichstr. 55
Historischer Name
Friedrichstr. 54
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
März 2009
Geboren
04. Mai 1882 in Wien
Flucht in den Tod
31. Januar 1943 in Berlin

Auszug aus der Rede von Birgit Bartl-Engelhardt zur Stolperstein-Verlegung am 6. März 2009 für Charlotte Kroner geb. Leichtmann, Arthur Kroner und Tochter Meta in der Berliner Friedrichstr. 54. Dort befand sich der „Zauberkönig“, ein Zauberhaus der Familie Leichtmann:<br />
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„`Zauber` – Das klingt nach Mystik und Magie. Und fürwahr mutet vieles zauberhaft an in der Familiengeschichte der Leichtmann-Zauberhäuser. Aber es gibt auch ein sehr dunkles Kapitel. Das tragische Schicksal der jüdischen Familie Kroner, die dem Berliner „Zauberkönig Friedrichstraße“ einst Glanz und Namen gegeben hatte. Zu Beginn des vergangenen 20. Jahrhunderts lebte zwischen Wien, Berlin und München das jüdische Ehepaar Josef und Leonia Leichtmann. Sie hatten vier Töchter und einen Sohn. Josef Leichtmann lebte für die Zauberei. Sohn Max gründete seinerzeit in Berlin den Musik- und Theaterverlag „Arion“. Die vier Töchter Charlotte, Rosa, Melanie und Leonie erbten die Liebe ihres Vaters zur Zauberei. Die „magischen Schwestern“ – wie sie in Zauberkreisen genannt wurden – etablierten mit ihren Ehemännern Arthur Kroner, János Bartl, Eduard Steinböck und Otto Mösch namhafte Zauberhäuser in Berlin, Hamburg, Köln und München. „Zauberkönig Berlin“ – von Josef Leichtmann bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet – wurde 1906 von der ältesten Tochter Charlotte mit Ehemann Arthur Kroner übernommen. Das Paar bekam drei Töchter: Meta, Erna und Hilde. In den „Golden Twenties“ galt Berlin als Hochburg der Varietes. Die Lust an Vergnügen, Staunen und Magie standen hoch im Kurs. „Zauberkönig Friedrichstraße“ – eines der ältesten Spezialhäuser der Branche – erlebte Zeiten „zauberhafter Euphorie“ in einem Berlin des schönen Scheins. <br />
<br />
Mit der Machtergreifung Hitlers begann in Deutschland eine antisemitische, diskriminierende wie menschenverachtende Rassenpolitik, die mit Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung endete. Schon bald nach der sogenannten „Reichskristallnacht“ war das Schicksal der Gründerfamilie des berühmten „Zauberkönig Berlin“ besiegelt. Das Magierhaus wurde 1938 in „arische Hände“ gelegt. Regina Schmidt, eine Angestellte des Hauses, übernahm in jener unglückseligen Stunde deutscher Geschichte das Zauberhaus in der Friedrichstraße. Hilde Kroner, Schwester Erna, deren Ehemann Sally Floersheimer sowie den beiden Töchtern Anneliese und Hannelore gelang 1938 noch die Flucht aus Deutschland in die USA. Hilde wurde unter dem Künstlernamen „Hildeen“ eine bekannte Illusionistin. Charlotte und Arthur Kroner sowie ihre älteste Tochter Meta harrten in Berlin aus. Vermutlich hofften sie, ihr Geschäft – jene „zauberhafte Seele ihres Daseins“ – doch noch zurückzubekommen. <br />
<br />
Offiziell war der Zauberkönig 1938 noch nicht enteignet. – Doch Entrechtung und Isolierung der jüdischen Bevölkerung nahmen zu. Wer Deutschland verließ, verlor sein Vermögen. Ab 1941 begannen die systematischen Deportationen. – Im Dezember 1942 wurde Charlotte Kroner als Eigentümerin von „Zauberkönig Berlin“ durch öffentliche Bekanntmachung im „Reichsanzeiger“ offiziell enteignet. Tochter Meta, „Managerin“ des „Zauberkönig“, wurde entweder bereits 1941 oder 1942 am Berliner Alexanderplatz verhaftet und ins Polizeigefängnis Lehrter Straße verbracht. Von dort wurde sie am 26. Februar 1943 in einer „Odyssee des Schreckens“ mit dem „30. Osttransport, Welle 44“ nach Auschwitz deportiert und ermordet. Die Tochter in den Händen der Nazi-Schergen, das Zauberhaus enteignet. Gedemütigt, verzweifelt und in allgegenwärtiger Angst vor Deportation mit Hunger, Pein, Schmutz und Kälte sahen sich die Eheleute Charlotte und Arthur Kroner letztlich in den Tod getrieben. Charlotte nahm am 31. Januar 1943 Gift. Ihr Mann Arthur trank aus gleichem „Kelch“. Er starb am 2. April 1943. – Charlotte und Arthur Kroner ruhen auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee.“<br />
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<i> Bei der Stolpersteinverlegung am 6. März 2009 vor dem heutigen Haus Friedrichstraße 55 (früher Nummer 54) hatte sich der Magische Zirkel von Berlin (MZB) in ehrenvollem Gedenken an die Familie Kroner überaus honorig engagiert. Der Präsident des Magischen Zirkels und mehrere Mitglieder waren auch bei der kleinen feierlichen Zeremonie zugegen. Sie gedachten an jenem Tage gleichzeitig stellvertretend vieler jüdischer Zirkelmitglieder, die unter den Nationalsozialisten aus dem Magischen Zirkel ausgeschlossen waren. </i>

Auszug aus der Rede von Birgit Bartl-Engelhardt zur Stolperstein-Verlegung am 6. März 2009 für Charlotte Kroner geb. Leichtmann, Arthur Kroner und Tochter Meta in der Berliner Friedrichstr. 54. Dort befand sich der „Zauberkönig“, ein Zauberhaus der Familie Leichtmann:

„`Zauber` – Das klingt nach Mystik und Magie. Und fürwahr mutet vieles zauberhaft an in der Familiengeschichte der Leichtmann-Zauberhäuser. Aber es gibt auch ein sehr dunkles Kapitel. Das tragische Schicksal der jüdischen Familie Kroner, die dem Berliner „Zauberkönig Friedrichstraße“ einst Glanz und Namen gegeben hatte. Zu Beginn des vergangenen 20. Jahrhunderts lebte zwischen Wien, Berlin und München das jüdische Ehepaar Josef und Leonia Leichtmann. Sie hatten vier Töchter und einen Sohn. Josef Leichtmann lebte für die Zauberei. Sohn Max gründete seinerzeit in Berlin den Musik- und Theaterverlag „Arion“. Die vier Töchter Charlotte, Rosa, Melanie und Leonie erbten die Liebe ihres Vaters zur Zauberei. Die „magischen Schwestern“ – wie sie in Zauberkreisen genannt wurden – etablierten mit ihren Ehemännern Arthur Kroner, János Bartl, Eduard Steinböck und Otto Mösch namhafte Zauberhäuser in Berlin, Hamburg, Köln und München. „Zauberkönig Berlin“ – von Josef Leichtmann bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet – wurde 1906 von der ältesten Tochter Charlotte mit Ehemann Arthur Kroner übernommen. Das Paar bekam drei Töchter: Meta, Erna und Hilde. In den „Golden Twenties“ galt Berlin als Hochburg der Varietes. Die Lust an Vergnügen, Staunen und Magie standen hoch im Kurs. „Zauberkönig Friedrichstraße“ – eines der ältesten Spezialhäuser der Branche – erlebte Zeiten „zauberhafter Euphorie“ in einem Berlin des schönen Scheins.

Mit der Machtergreifung Hitlers begann in Deutschland eine antisemitische, diskriminierende wie menschenverachtende Rassenpolitik, die mit Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung endete. Schon bald nach der sogenannten „Reichskristallnacht“ war das Schicksal der Gründerfamilie des berühmten „Zauberkönig Berlin“ besiegelt. Das Magierhaus wurde 1938 in „arische Hände“ gelegt. Regina Schmidt, eine Angestellte des Hauses, übernahm in jener unglückseligen Stunde deutscher Geschichte das Zauberhaus in der Friedrichstraße. Hilde Kroner, Schwester Erna, deren Ehemann Sally Floersheimer sowie den beiden Töchtern Anneliese und Hannelore gelang 1938 noch die Flucht aus Deutschland in die USA. Hilde wurde unter dem Künstlernamen „Hildeen“ eine bekannte Illusionistin. Charlotte und Arthur Kroner sowie ihre älteste Tochter Meta harrten in Berlin aus. Vermutlich hofften sie, ihr Geschäft – jene „zauberhafte Seele ihres Daseins“ – doch noch zurückzubekommen.

Offiziell war der Zauberkönig 1938 noch nicht enteignet. – Doch Entrechtung und Isolierung der jüdischen Bevölkerung nahmen zu. Wer Deutschland verließ, verlor sein Vermögen. Ab 1941 begannen die systematischen Deportationen. – Im Dezember 1942 wurde Charlotte Kroner als Eigentümerin von „Zauberkönig Berlin“ durch öffentliche Bekanntmachung im „Reichsanzeiger“ offiziell enteignet. Tochter Meta, „Managerin“ des „Zauberkönig“, wurde entweder bereits 1941 oder 1942 am Berliner Alexanderplatz verhaftet und ins Polizeigefängnis Lehrter Straße verbracht. Von dort wurde sie am 26. Februar 1943 in einer „Odyssee des Schreckens“ mit dem „30. Osttransport, Welle 44“ nach Auschwitz deportiert und ermordet. Die Tochter in den Händen der Nazi-Schergen, das Zauberhaus enteignet. Gedemütigt, verzweifelt und in allgegenwärtiger Angst vor Deportation mit Hunger, Pein, Schmutz und Kälte sahen sich die Eheleute Charlotte und Arthur Kroner letztlich in den Tod getrieben. Charlotte nahm am 31. Januar 1943 Gift. Ihr Mann Arthur trank aus gleichem „Kelch“. Er starb am 2. April 1943. – Charlotte und Arthur Kroner ruhen auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee.“

Bei der Stolpersteinverlegung am 6. März 2009 vor dem heutigen Haus Friedrichstraße 55 (früher Nummer 54) hatte sich der Magische Zirkel von Berlin (MZB) in ehrenvollem Gedenken an die Familie Kroner überaus honorig engagiert. Der Präsident des Magischen Zirkels und mehrere Mitglieder waren auch bei der kleinen feierlichen Zeremonie zugegen. Sie gedachten an jenem Tage gleichzeitig stellvertretend vieler jüdischer Zirkelmitglieder, die unter den Nationalsozialisten aus dem Magischen Zirkel ausgeschlossen waren.