Irma Silberstein geb. Hamburger

Verlegeort
Gieselerstraße 16
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
16. Juni 2016
Geboren
05. Oktober 1878 in Wien
Deportation
am 05. August 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 26. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
in Treblinka

Irma Silberstein geb. Hamburger kam am 5. Oktober 1878 in Wien zur Welt. Sie war mit Wolf Max Silberstein, geboren am 17. April 1871 in dem Dorf Sköpen im Norden Ostpreußens, verheiratet. Die Eheleute hatten einen Sohn, Fritz, dem es gelang, rechtzeitig nach New York zu flüchten. Wolf Silberstein wurde in der Familie „Max“ genannt. Im Adressbuch stand er unter „Zelluloidartikel“ verzeicnhnet, später als „Kaufmann“.<br />
Es ist nicht bekannt, wo sich Max und Irma kennenlernten und wann und warum sie nach Berlin kamen. Seit 1915 lebten sie in der Gieselerstraße 16 in der Parterrewohnung, die 3 ½ Zimmer hatte und Anfang der 1940er Jahre 107,51 RM Miete kostete. Weil sie diesen Preis zu dieser Zeit – beide waren Zwangsarbeiter bei den Riedel-Werken in Britz, er für 19 RM, sie für 18 RM Wochenlohn – nicht mehr aufbringen konnten, mussten sie zwei Untermieterinnen aufnehmen: Ruth Panthauer, die für 20 RM in dem halben Zimmer, einer fensterlosen Kammer, unterkam, und Meta Wistinetzki, die in einem der Zimmer für 80 RM wohnte. Beide tauchen auf den Deportationslisten nicht auf.<br />
Die Wohnungseinrichtung war, wie aus der Vermögenserklärung, die Max und Irma vor ihrer Deportation ausfüllen mussten, ersichtlich ist, alles in allem bescheiden, wenn man von einem Kronleuchter absieht. Immerhin wurden die Möbel sowie die Bekleidung und Wäsche auf 1 926 RM geschätzt, wovon allein ein Apothekenschrank 350 RM ausmachte. Am 6. Oktober 1942 wurde die Wohnung, in der sie ungefähr 27 Jahre lang gelebt hatten, geräumt. Für 1 138,20 RM wurde das Inventar an die Händlerinnen Adeline Bernick in der Koppenstraße am Ostbahnhof und Marie Barber in der Boddinstraße in Neukölln verscherbelt. Sie haben den Besitz der Silbersteins weiterverkauft. <br />
Wolf und Irma Silberstein waren am 5. August 1942 mit 100 Menschen, von denen nur neun überlebten, vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert worden. Am 26. September 1942 wurden beide mit 2 008 Menschen nach Treblinka weiterdeportiert. Sie wurden alle ermordet.<br />
Der Nachbar Willi Cluv, Schlosser von Beruf, bat den Oberfinanzpräsidenten die Wohnung „nach Entfernung der jüdischen Möbel“ seiner Tochter zu überlassen. Aber ihm wurde geantwortet, sie sei schon zum 1. Oktober „an die Jüdin Schmuliwitz“ vermietet.<br />
1952 erkundigte sich die Nichte Charlotte Silberstein aus Israel nach dem Verbleib eines Gepäckstücks, das sie habe bekommen sollen. Es sei aber von dem Spediteur versteigert worden. Sie beanspruche den Inhalt. Das Gepäckstück wurde nie gefunden.<br />

Irma Silberstein geb. Hamburger kam am 5. Oktober 1878 in Wien zur Welt. Sie war mit Wolf Max Silberstein, geboren am 17. April 1871 in dem Dorf Sköpen im Norden Ostpreußens, verheiratet. Die Eheleute hatten einen Sohn, Fritz, dem es gelang, rechtzeitig nach New York zu flüchten. Wolf Silberstein wurde in der Familie „Max“ genannt. Im Adressbuch stand er unter „Zelluloidartikel“ verzeicnhnet, später als „Kaufmann“.
Es ist nicht bekannt, wo sich Max und Irma kennenlernten und wann und warum sie nach Berlin kamen. Seit 1915 lebten sie in der Gieselerstraße 16 in der Parterrewohnung, die 3 ½ Zimmer hatte und Anfang der 1940er Jahre 107,51 RM Miete kostete. Weil sie diesen Preis zu dieser Zeit – beide waren Zwangsarbeiter bei den Riedel-Werken in Britz, er für 19 RM, sie für 18 RM Wochenlohn – nicht mehr aufbringen konnten, mussten sie zwei Untermieterinnen aufnehmen: Ruth Panthauer, die für 20 RM in dem halben Zimmer, einer fensterlosen Kammer, unterkam, und Meta Wistinetzki, die in einem der Zimmer für 80 RM wohnte. Beide tauchen auf den Deportationslisten nicht auf.
Die Wohnungseinrichtung war, wie aus der Vermögenserklärung, die Max und Irma vor ihrer Deportation ausfüllen mussten, ersichtlich ist, alles in allem bescheiden, wenn man von einem Kronleuchter absieht. Immerhin wurden die Möbel sowie die Bekleidung und Wäsche auf 1 926 RM geschätzt, wovon allein ein Apothekenschrank 350 RM ausmachte. Am 6. Oktober 1942 wurde die Wohnung, in der sie ungefähr 27 Jahre lang gelebt hatten, geräumt. Für 1 138,20 RM wurde das Inventar an die Händlerinnen Adeline Bernick in der Koppenstraße am Ostbahnhof und Marie Barber in der Boddinstraße in Neukölln verscherbelt. Sie haben den Besitz der Silbersteins weiterverkauft.
Wolf und Irma Silberstein waren am 5. August 1942 mit 100 Menschen, von denen nur neun überlebten, vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert worden. Am 26. September 1942 wurden beide mit 2 008 Menschen nach Treblinka weiterdeportiert. Sie wurden alle ermordet.
Der Nachbar Willi Cluv, Schlosser von Beruf, bat den Oberfinanzpräsidenten die Wohnung „nach Entfernung der jüdischen Möbel“ seiner Tochter zu überlassen. Aber ihm wurde geantwortet, sie sei schon zum 1. Oktober „an die Jüdin Schmuliwitz“ vermietet.
1952 erkundigte sich die Nichte Charlotte Silberstein aus Israel nach dem Verbleib eines Gepäckstücks, das sie habe bekommen sollen. Es sei aber von dem Spediteur versteigert worden. Sie beanspruche den Inhalt. Das Gepäckstück wurde nie gefunden.