Klara Jakobowitz geb. Silbermann

Verlegeort
Großbeerenstraße 58
Historischer Name
Großbeerenstraße 58-59
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
12. November 2016
Geboren
26. Mai 1875 in Kattowitz (Schlesien) / Katowice
Deportation
am 19. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
in Riga

Klara Silbermann wurde am 26. Mai 1875 in Kattowitz (Oberschlesien) als Tochter des jüdischen Kaufmanns Wilhelm Silbermann und seiner Ehefrau Charlotte, geb. Kornblum, geboren. Vermutlich zog die Familie bald in das nicht weit entfernte Gleiwitz um, denn die nächstgeborene Tochter Elfriede kam dort 1877 auf die Welt, ein Jahr später Bruder Edwin. Das vierte und jüngste Kind der Familie Silbermann, geb. 1880, hieß Gertrud und wurde Trude genannt. Klara Silbermann wuchs in Gleiwitz auf, bis die Familie - zu einem unbekannten Zeitpunkt - nach Berlin umzog. <br />
<br />
Salomon Jakobowitz kam am 7. Dezember 1877 in Ober Heiduk / Königshütte (Oberschlesien) auf die Welt. Seine Eltern waren der jüdische Kaufmann Simon Jakobowitz und Jenny, geb. Karliner. Salomon hatte eine Schwester, Dorothea, die 1876 geboren wurde, ob es noch weitere Geschwister gab, ist unklar. Salomon Jakobowitz zog vermutlich mit Aufnahme seiner kaufmännischen Ausbildung nach Rawitsch, einer kleinen Stadt in der Provinz Posen. Dort lebte auch seine ältere Schwester mit ihrem Ehemann, dem Kaufmann Wilhelm Fuchs, und den beiden Kindern Erwin und Käthe. <br />
<br />
Wie und wann sich Klara Silbermann und Salomon Jakobowitz kennenlernten, ob die Familien durch die berufliche Tätigkeit der Väter - beide Kaufleute - in Verbindung standen, liegt im Dunkeln. Am 11. Februar 1908 heirateten der Kaufmann Salomon Jakobowitz und Klara Silbermann standesamtlich in Berlin-Moabit. Die Familie der Braut wohnte nicht weit entfernt, in der Melanchthonstraße 21. <br />
Klara Jakobowitz zog nach der Hochzeit zu ihrem Ehemann nach Rawitsch, wo sie ein Textilgeschäft betrieben. Sie hatten sechs Kinder, die alle in Rawitsch auf die Welt kamen: Der älteste war der 1909 geborene Erich, 1911 kam Ruth, die einzige Tochter, zur Welt, es folgten Heinz 1912, Helmuth 1913, Günther 1916 und Wilhelm 1917.<br />
<br />
Als Folge des Ersten Weltkriegs fiel der größte Teil der Provinz Posen – und damit auch Rawitsch – im Januar 1920 an Polen. Daraufhin verließen viele deutsche Juden die Stadt und zogen ins Reichsgebiet – so auch die Familie Jakobowitz, die ab 1921 in Berlin-Kreuzberg in der Großbeerenstraße 58-59 lebte. Wilhelm und Dorothea Fuchs zogen mit ihrer Familie nach Breslau. <br />
In Berlin lebten auch Klaras Geschwister: Bruder Edwin Silbermann, Arzt für innere Medizin, mit seiner Frau Margarete in Charlottenburg und Schwester Elfriede mit ihrem Mann Raphael Seide in Tegelort. Gertrud und ihr Ehemann Josef Fleischer lebten im heutigen Bezirk Mitte. Die Eltern von Klara Jakobowitz waren bereits 1921 verstorben. <br />
<br />
Salomon Jakobowitz führte in der Großbeerenstraße ein Geschäft für Weiß- und Wollwaren, die Wohnung der Familie lag direkt hinter ihrem Laden. Der älteste Sohn von Klara und Salomon Jakobowitz stellte nach dem Krieg einen Antrag auf Wiedergutmachung, in dem er angibt: <br />
„… Ursprünglich bewohnten meine Eltern, nachdem sie aus Rawitsch (Provinz Posen) nach Berlin verzogen waren, eine Dreizimmerwohnung. Diese Wohnung war mit den für eine Fünfzimmerwohnung ausreichenden Möbeln aus Rawitsch möbliert. Die Wohnung war deshalb sehr mit Möbeln überladen. Als meine Eltern das von ihnen unterhaltene Geschäft in der Großbeerenstraße 58-59 aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben aufgeben mussten, behielten sie nur noch die hinter dem Laden gelegene Wohnung. … Da ich sehr oft mit meinen Eltern zusammenkam, vor allem seit 1941, als ich als einziges Kind in Berlin zurückgeblieben war, weiß ich genau, welche Hausratsgegenstände noch im Zeitpunkt der Deportation vorhanden waren. … Ferner befanden sich in der Wohnung meiner Eltern … reichliche Mengen an Leib-, Haus- und Tischwäsche, da meine Eltern viele Jahre lang ein Textilgeschäft hatten."<br />
<br />
Am 19. Januar 1942 wurden Salomon und Klara Jakobowitz, und auch ihre Schwägerin Margarete Silbermann, mit dem 9. Osttransport nach Riga deportiert und ermordet. <br />
Tochter Ruth und ihr Ehemann Johannes Wahl sowie die Schwester von Klara Jakobowitz, Elfriede Seide und deren Ehemann wurden bereits am 1. November 1941 in das Ghetto Lodz deportiert. Die Familie der jüngsten Schwester von Klara Jakobowitz, Gertrud, die mit ihrem Ehemann und dessen Kindern Jeanette und Alfred in die Niederlande geflohen war, wurde im März 1943 nach Sobibor deportiert. Alle wurden ermordet. <br />
Die Schwester von Salomon Jakobowitz, Dorothea Fuchs, wurde in Treblinka ermordet. Das Schicksal von Wilhelm Fuchs und Edwin Silbermann, dem Bruder von Klara Jakobowitz, ist nicht bekannt.<br />
Alle fünf Söhne des Ehepaars Jakobowitz überlebten den Krieg: Heinz, Helmuth und Günther waren nach Palästina ausgewandert, der jüngste Sohn Wilhelm emigrierte 1939 nach Brasilien. Wie der älteste Sohn Erich überlebte, ist nicht bekannt. Er lebte als einziger der Geschwister nach dem Krieg wieder in Berlin.<br />
Der Neffe von Klara und Salomon Jakobowitz, Erwin Fuchs, emigrierte mit seiner Frau Emilie 1938 nach New York. Der Nichte Ruth Hopp, Tochter von Elfriede und Raphael Seide, gelang mit ihrer kleinen Tochter Tana die Flucht in die USA. Die Nichte Marianne, Tochter des Arztes Edwin Silbermann und seiner Frau Margarete, konnte 1939 nach Palästina emigrieren.

Klara Silbermann wurde am 26. Mai 1875 in Kattowitz (Oberschlesien) als Tochter des jüdischen Kaufmanns Wilhelm Silbermann und seiner Ehefrau Charlotte, geb. Kornblum, geboren. Vermutlich zog die Familie bald in das nicht weit entfernte Gleiwitz um, denn die nächstgeborene Tochter Elfriede kam dort 1877 auf die Welt, ein Jahr später Bruder Edwin. Das vierte und jüngste Kind der Familie Silbermann, geb. 1880, hieß Gertrud und wurde Trude genannt. Klara Silbermann wuchs in Gleiwitz auf, bis die Familie - zu einem unbekannten Zeitpunkt - nach Berlin umzog.

Salomon Jakobowitz kam am 7. Dezember 1877 in Ober Heiduk / Königshütte (Oberschlesien) auf die Welt. Seine Eltern waren der jüdische Kaufmann Simon Jakobowitz und Jenny, geb. Karliner. Salomon hatte eine Schwester, Dorothea, die 1876 geboren wurde, ob es noch weitere Geschwister gab, ist unklar. Salomon Jakobowitz zog vermutlich mit Aufnahme seiner kaufmännischen Ausbildung nach Rawitsch, einer kleinen Stadt in der Provinz Posen. Dort lebte auch seine ältere Schwester mit ihrem Ehemann, dem Kaufmann Wilhelm Fuchs, und den beiden Kindern Erwin und Käthe.

Wie und wann sich Klara Silbermann und Salomon Jakobowitz kennenlernten, ob die Familien durch die berufliche Tätigkeit der Väter - beide Kaufleute - in Verbindung standen, liegt im Dunkeln. Am 11. Februar 1908 heirateten der Kaufmann Salomon Jakobowitz und Klara Silbermann standesamtlich in Berlin-Moabit. Die Familie der Braut wohnte nicht weit entfernt, in der Melanchthonstraße 21.
Klara Jakobowitz zog nach der Hochzeit zu ihrem Ehemann nach Rawitsch, wo sie ein Textilgeschäft betrieben. Sie hatten sechs Kinder, die alle in Rawitsch auf die Welt kamen: Der älteste war der 1909 geborene Erich, 1911 kam Ruth, die einzige Tochter, zur Welt, es folgten Heinz 1912, Helmuth 1913, Günther 1916 und Wilhelm 1917.

Als Folge des Ersten Weltkriegs fiel der größte Teil der Provinz Posen – und damit auch Rawitsch – im Januar 1920 an Polen. Daraufhin verließen viele deutsche Juden die Stadt und zogen ins Reichsgebiet – so auch die Familie Jakobowitz, die ab 1921 in Berlin-Kreuzberg in der Großbeerenstraße 58-59 lebte. Wilhelm und Dorothea Fuchs zogen mit ihrer Familie nach Breslau.
In Berlin lebten auch Klaras Geschwister: Bruder Edwin Silbermann, Arzt für innere Medizin, mit seiner Frau Margarete in Charlottenburg und Schwester Elfriede mit ihrem Mann Raphael Seide in Tegelort. Gertrud und ihr Ehemann Josef Fleischer lebten im heutigen Bezirk Mitte. Die Eltern von Klara Jakobowitz waren bereits 1921 verstorben.

Salomon Jakobowitz führte in der Großbeerenstraße ein Geschäft für Weiß- und Wollwaren, die Wohnung der Familie lag direkt hinter ihrem Laden. Der älteste Sohn von Klara und Salomon Jakobowitz stellte nach dem Krieg einen Antrag auf Wiedergutmachung, in dem er angibt:
„… Ursprünglich bewohnten meine Eltern, nachdem sie aus Rawitsch (Provinz Posen) nach Berlin verzogen waren, eine Dreizimmerwohnung. Diese Wohnung war mit den für eine Fünfzimmerwohnung ausreichenden Möbeln aus Rawitsch möbliert. Die Wohnung war deshalb sehr mit Möbeln überladen. Als meine Eltern das von ihnen unterhaltene Geschäft in der Großbeerenstraße 58-59 aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben aufgeben mussten, behielten sie nur noch die hinter dem Laden gelegene Wohnung. … Da ich sehr oft mit meinen Eltern zusammenkam, vor allem seit 1941, als ich als einziges Kind in Berlin zurückgeblieben war, weiß ich genau, welche Hausratsgegenstände noch im Zeitpunkt der Deportation vorhanden waren. … Ferner befanden sich in der Wohnung meiner Eltern … reichliche Mengen an Leib-, Haus- und Tischwäsche, da meine Eltern viele Jahre lang ein Textilgeschäft hatten."

Am 19. Januar 1942 wurden Salomon und Klara Jakobowitz, und auch ihre Schwägerin Margarete Silbermann, mit dem 9. Osttransport nach Riga deportiert und ermordet.
Tochter Ruth und ihr Ehemann Johannes Wahl sowie die Schwester von Klara Jakobowitz, Elfriede Seide und deren Ehemann wurden bereits am 1. November 1941 in das Ghetto Lodz deportiert. Die Familie der jüngsten Schwester von Klara Jakobowitz, Gertrud, die mit ihrem Ehemann und dessen Kindern Jeanette und Alfred in die Niederlande geflohen war, wurde im März 1943 nach Sobibor deportiert. Alle wurden ermordet.
Die Schwester von Salomon Jakobowitz, Dorothea Fuchs, wurde in Treblinka ermordet. Das Schicksal von Wilhelm Fuchs und Edwin Silbermann, dem Bruder von Klara Jakobowitz, ist nicht bekannt.
Alle fünf Söhne des Ehepaars Jakobowitz überlebten den Krieg: Heinz, Helmuth und Günther waren nach Palästina ausgewandert, der jüngste Sohn Wilhelm emigrierte 1939 nach Brasilien. Wie der älteste Sohn Erich überlebte, ist nicht bekannt. Er lebte als einziger der Geschwister nach dem Krieg wieder in Berlin.
Der Neffe von Klara und Salomon Jakobowitz, Erwin Fuchs, emigrierte mit seiner Frau Emilie 1938 nach New York. Der Nichte Ruth Hopp, Tochter von Elfriede und Raphael Seide, gelang mit ihrer kleinen Tochter Tana die Flucht in die USA. Die Nichte Marianne, Tochter des Arztes Edwin Silbermann und seiner Frau Margarete, konnte 1939 nach Palästina emigrieren.