Paul W. Adler

Verlegeort
Helgolandstr. 3
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
15. Mai 2006
Geboren
15. Februar 1915 in Hamburg
Beruf
Musiker
Deportation
am 29. Juni 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 29. September 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Paul W. Adler ist am 15. Februar 1915 in Hamburg geboren. Sein zweiter Vorname war Wilhelm, gerufen wurde er mit seinem Spitznamen Pollo.<br />
<br />
Paul Adler war viertes von fünf Kindern des Ehepaares Friedrich und Bertha Adler, geb. Haymann. Der Vater Friedrich, geboren am 29. April 1878, war Innenarchitekt und Künstler und lehrte von 1927 bis zu seiner Zwangspensionierung im April 1933 als Professor an der Kunstgewerbeschule Hamburg.<br />
<br />
1918 starb Bertha Adler an der Spanischen Grippe, Paul und seine Schwester Rinah kamen eine Zeitlang in ein Kinderheim. 1920 heiratete der Vater eine seiner Studentinnen, Erika Fabisch, mit ihr hatte er zwei weitere Kinder. Sie emigrierte 1934 nach Cypern.<br />
<br />
Paul begann An¬fang der 1930er Jahre eine Keramikausbildung an der Kunstgewerbeschule in Hamburg, wechselte dann nach Bunzlau und schloss die Ausbildung in der Berliner Porcellan Manufaktur ab. 1938 zog seine jüngere Schwester Rinah in einen Kibbuz nach Palästina, die älteren Geschwister Max Wolfgang, Ingeborg und Hermann wanderten in die USA aus. Er selbst weigerte sich zu flüchten, zog nach Berlin und lernte Oboe und Englisch-Horn am Berliner Konservatorium. Schon ab Juli 1937 spielte er im Orchester des Jüdischen Kulturbundes Berlin. <br />
<br />
Die Tochter seiner Wirtsleute in Schmargendorf in der Helgolandstraße 3 war Eva Senta Stern, geboren am 3. Oktober 1919 in Berlin. Eva spielte ebenfalls als Pianistin im Orchester des Kulturbundes. Sie heirateten 1940. Im Berliner Adressbuch stand Charlotte Stern – als Witwe – bis 1943. Sie ist also wohl nicht deportiert worden. Unklar bleibt, wovon das junge Paar seinen Lebensunterhalt bestritt. Der Jüdische Kulturbund Berlin konnte seinen Orchestermusikern nur wenig zahlen. 1937/38 betrug das Durchschnittsgehalt der 40 Musiker lediglich 195 RM.<br />
<br />
Am 29. Juni 1943 sind beide aus dem Sammellager Große Hamburger Straße am Anhalter Bahnhof in einen von zwei an den fahrplanmäßigen nach Prag angekoppelten Waggon gesperrt worden. Dieser Wagen wurde verplombt und zum Ghetto nach Theresienstadt abgezweigt. Darin saß auch die Familie Chotzen aus der Johannisberger Straße, siehe <a href=http://www.berlin.de/ba-charlotten…;. <br />
<br />
Paul Adler musste 15 Monate in dem Ghetto leben, das für Tausende ein Durchgangslager nach Auschwitz war. Er spielte Oboe im Orchester. Martha Glass, eine Hamburger Freundin der Familie Adler, hörte ihn. Sie schrieb am 15. Juli 1944 in ihr Tagebuch: Gestern stand ich beim Platzkonzert in der Nähe des Orchesters. Plötzlich fällt mir das Gesicht des Oboisten auf. Es war Pollo Adler. Ich ließ ihn durch einen anderen Musiker, der bei uns im Hause wohnt, grüßen. Prompt am anderen Abend besuchte er mich mit seiner jungen bildhübschen und reizenden Frau.“<br />
<br />
Am 29. September 1944 wurde er mit 1489 Jüdinnen und Juden weitertransportiert. Er war erst 29 Jahre alt. 144 aus diesem Zug überlebten die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, in dem schätzungsweise eineinhalb Millionen Menschen umgebracht worden sind.<br />
<br />
Zum Gedenken an ihn ist auch ein Stolperstein im Hamburg am Isekai 5 verlegt worden.<br />
<br />
Eva Adler überlebte die Befreiung Theresienstadts am 8. Mai 1945. Sie war 23 Jahre alt, als sie am 29. Juni 1943 mit ihrem Mann in den Zug nach Theresienstadt gesteckt wurde. In der Deportationsliste <a href=http://www.statistik-des-holocaust…; stand sie als Nr. 48. Bei ihrem Namen war der Zusatzvermerk „Geltungsjüdin“ angebracht. Der Begriff „Geltungsjude“ kam in den Nürnberger Rassegesetzen nicht vor. Sie galten durch mehr oder weniger willkürliche Definition als Juden, zum Beispiel wenn sie „Halbjuden“ waren, also zwei jüdische Großeltern hatten, und – wie Eva Adler – mit einem Juden verheiratet waren.<br />
<br />
Zu ihrem Gedenken soll später ein Stolperstein verlegt werden.<br />
<br />
Friedrich Adler wurde am 11. Juli 1942 ebenfalls nach Auschwitz deportiert und ermordet. Für ihn ist an der Hamburger Kunsthochschule am Lerchenfeld ein Stolperstein verlegt worden.

Paul W. Adler ist am 15. Februar 1915 in Hamburg geboren. Sein zweiter Vorname war Wilhelm, gerufen wurde er mit seinem Spitznamen Pollo.

Paul Adler war viertes von fünf Kindern des Ehepaares Friedrich und Bertha Adler, geb. Haymann. Der Vater Friedrich, geboren am 29. April 1878, war Innenarchitekt und Künstler und lehrte von 1927 bis zu seiner Zwangspensionierung im April 1933 als Professor an der Kunstgewerbeschule Hamburg.

1918 starb Bertha Adler an der Spanischen Grippe, Paul und seine Schwester Rinah kamen eine Zeitlang in ein Kinderheim. 1920 heiratete der Vater eine seiner Studentinnen, Erika Fabisch, mit ihr hatte er zwei weitere Kinder. Sie emigrierte 1934 nach Cypern.

Paul begann An¬fang der 1930er Jahre eine Keramikausbildung an der Kunstgewerbeschule in Hamburg, wechselte dann nach Bunzlau und schloss die Ausbildung in der Berliner Porcellan Manufaktur ab. 1938 zog seine jüngere Schwester Rinah in einen Kibbuz nach Palästina, die älteren Geschwister Max Wolfgang, Ingeborg und Hermann wanderten in die USA aus. Er selbst weigerte sich zu flüchten, zog nach Berlin und lernte Oboe und Englisch-Horn am Berliner Konservatorium. Schon ab Juli 1937 spielte er im Orchester des Jüdischen Kulturbundes Berlin.

Die Tochter seiner Wirtsleute in Schmargendorf in der Helgolandstraße 3 war Eva Senta Stern, geboren am 3. Oktober 1919 in Berlin. Eva spielte ebenfalls als Pianistin im Orchester des Kulturbundes. Sie heirateten 1940. Im Berliner Adressbuch stand Charlotte Stern – als Witwe – bis 1943. Sie ist also wohl nicht deportiert worden. Unklar bleibt, wovon das junge Paar seinen Lebensunterhalt bestritt. Der Jüdische Kulturbund Berlin konnte seinen Orchestermusikern nur wenig zahlen. 1937/38 betrug das Durchschnittsgehalt der 40 Musiker lediglich 195 RM.

Am 29. Juni 1943 sind beide aus dem Sammellager Große Hamburger Straße am Anhalter Bahnhof in einen von zwei an den fahrplanmäßigen nach Prag angekoppelten Waggon gesperrt worden. Dieser Wagen wurde verplombt und zum Ghetto nach Theresienstadt abgezweigt. Darin saß auch die Familie Chotzen aus der Johannisberger Straße, siehe http://www.berlin.de/ba-charlottenb....

Paul Adler musste 15 Monate in dem Ghetto leben, das für Tausende ein Durchgangslager nach Auschwitz war. Er spielte Oboe im Orchester. Martha Glass, eine Hamburger Freundin der Familie Adler, hörte ihn. Sie schrieb am 15. Juli 1944 in ihr Tagebuch: Gestern stand ich beim Platzkonzert in der Nähe des Orchesters. Plötzlich fällt mir das Gesicht des Oboisten auf. Es war Pollo Adler. Ich ließ ihn durch einen anderen Musiker, der bei uns im Hause wohnt, grüßen. Prompt am anderen Abend besuchte er mich mit seiner jungen bildhübschen und reizenden Frau.“

Am 29. September 1944 wurde er mit 1489 Jüdinnen und Juden weitertransportiert. Er war erst 29 Jahre alt. 144 aus diesem Zug überlebten die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, in dem schätzungsweise eineinhalb Millionen Menschen umgebracht worden sind.

Zum Gedenken an ihn ist auch ein Stolperstein im Hamburg am Isekai 5 verlegt worden.

Eva Adler überlebte die Befreiung Theresienstadts am 8. Mai 1945. Sie war 23 Jahre alt, als sie am 29. Juni 1943 mit ihrem Mann in den Zug nach Theresienstadt gesteckt wurde. In der Deportationsliste http://www.statistik-des-holocaust.... stand sie als Nr. 48. Bei ihrem Namen war der Zusatzvermerk „Geltungsjüdin“ angebracht. Der Begriff „Geltungsjude“ kam in den Nürnberger Rassegesetzen nicht vor. Sie galten durch mehr oder weniger willkürliche Definition als Juden, zum Beispiel wenn sie „Halbjuden“ waren, also zwei jüdische Großeltern hatten, und – wie Eva Adler – mit einem Juden verheiratet waren.

Zu ihrem Gedenken soll später ein Stolperstein verlegt werden.

Friedrich Adler wurde am 11. Juli 1942 ebenfalls nach Auschwitz deportiert und ermordet. Für ihn ist an der Hamburger Kunsthochschule am Lerchenfeld ein Stolperstein verlegt worden.