Paul Küster

Verlegeort
Holzmarktstr. 70
Historischer Name
Wallnertheaterstr.19
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
Dezember 2006
Geboren
17. April 1908 in Berlin
Beruf
Bürohilfskraft
Hingerichtet
19. Mai 1942 im Zuchthaus Brandenburg-Görden

Paul Wilhelm Helmut Küster, geboren am 17. April 1908 in Berlin, wuchs zusammen mit seinem älteren Bruder Kurt bei der Mutter Flora Küster auf. Sein Vater, der ebenfalls Paul mit Vornamen hieß, starb bereits kurz nach der Geburt seines zweiten Sohnes Paul. Die Familie hatte nicht viel Geld und lebte in einfachen Verhältnissen. Nach dem Besuch der Oberschule begann Paul Küster eine Lehre in der Manufakturwaren-Abteilung eines Berliner Kaufhauses, die er jedoch vorzeitig abbrach. Um mehr Geld zum Familienunterhalt beitragen zu können, arbeitete er als Bürohilfskraft. Als seine Mutter infolge einer schweren Erkrankung für längere Zeit ins Krankenhaus musste, wurde der damals noch jugendliche Paul Küster in eine Fürsorgeeinrichtung eingewiesen. Seine Mutter starb kurz darauf. Der somit elternlose Paul Küster schlug sich mit verschiedenen kurzfristigen Anstellungen durch. Er wohnte zeitweise in der Schönhauser Allee 150 im Stadtteil Prenzlauer Berg. Wiederholt kam er in den 1930er-Jahren mit dem Gesetz in Konflikt. Er wurde mehrfach verurteilt, unter anderem wegen Diebstahls, Hehlerei, Beleidigung der SA und 1936 zum ersten Mal aufgrund des § 175 RStGB. Dieser Paragraph, der homosexuelle Handlungen unter Männern unter Strafe stellte, war 1935 von den Nationalsozialisten entschieden verschärft worden. Paul Küster kam nach seiner Verhaftung im Juni 1936 zunächst in das KZ Columbia am Columbiadamm. Am 10. Oktober 1936 verurteilte ihn das Schöffengericht Berlin-Moabit nach § 175a RStGB zu einer Haftstrafe von zwei Jahren, die er in der Strafanstalt Brandenburg verbüßte. Kurz nach Haftende wurde er 1939 ein zweites Mal aus demselben Grunde verurteilt, diesmal zu anderthalb Jahren Gefängnis.<br />
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Nachdem er auch diese Haftstrafe abgesessen hatte, lernte Paul Küster 1940 den zehn Jahre älteren Walter Boldes aus Breslau kennen. Die beiden wurden ein Liebespaar. Ab Februar 1941 musste Paul Küster Wehrdienst leisten und war in einer Kaserne in Berlin-Charlottenburg untergebracht. Auch in dieser Zeit traf sich das Paar regelmäßig. Die beiden planten eine gemeinsame Flucht in die Schweiz. Paul Küster wollte so versuchen, dem bevorstehenden Kriegseinsatz zu entgehen. Der jüdische Walter Boldes war von der Deportation bedroht. Nach einem Urlaub vom Wehrdienst im Dezember 1941 kehrte Paul Küster nicht mehr in die Kaserne zurück und tauchte unter. Zunächst wohnte er bei Walter Boldes in der Wallnertheaterstraße 19 in Berlin-Mitte. (Diese Straße lag südlich des Alexanderplatzes. Sie existiert heute nicht mehr. Die Wohnung lag etwa auf der Höhe der heutigen Holzmarktstraße 70.) Später kam er bei einer gemeinsamen Freundin unter. Anfang Februar 1942 nahm er zusammen mit einem Zivilarbeiter ein Zimmer zur Untermiete, vermutlich in der Oderberger Straße 43. Dies ist als letzte Adresse auf seiner Sterbeurkunde angegeben. Walter Boldes unterstützte seinen Partner mit Geld und Lebensmitteln. Doch schon am 18. Februar 1942 wurde Paul Küster entdeckt und verhaftet. Der Zivilarbeiter, mit dem er das Zimmer teilte, hatte ihn bei der Hauswirtin wegen eines Diebstahls gemeldet. Kurz darauf wurde auch sein Partner Walter Boldes festgenommen. Ein Wehrmachtsgericht verurteilte Paul Küster am 9. April 1942 wegen Fahnenflucht zum Tode und außerdem wegen „widernatürlicher Unzucht“ und „Rückfalldiebstahls“ zu sechs Jahren Zuchthaus. Am 14. Mai 1942 wurde Paul Küster aus einem Gefängnis in Berlin-Tegel in das Zuchthaus Brandenburg-Görden überstellt, in dem sich eine der zentralen Hinrichtungsstätten des Deutschen Reiches befand. Dort wurde Paul Küster am 19. Mai 1942 um 5 Uhr 10 ermordet. Auch Walter Boldes wurde vom Berliner Sondergericht wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt, weil er seinem Partner beim Fernbleiben vom Wehrdienst geholfen hatte. Er wurde am 14. Dezember 1942 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.<br />

Paul Wilhelm Helmut Küster, geboren am 17. April 1908 in Berlin, wuchs zusammen mit seinem älteren Bruder Kurt bei der Mutter Flora Küster auf. Sein Vater, der ebenfalls Paul mit Vornamen hieß, starb bereits kurz nach der Geburt seines zweiten Sohnes Paul. Die Familie hatte nicht viel Geld und lebte in einfachen Verhältnissen. Nach dem Besuch der Oberschule begann Paul Küster eine Lehre in der Manufakturwaren-Abteilung eines Berliner Kaufhauses, die er jedoch vorzeitig abbrach. Um mehr Geld zum Familienunterhalt beitragen zu können, arbeitete er als Bürohilfskraft. Als seine Mutter infolge einer schweren Erkrankung für längere Zeit ins Krankenhaus musste, wurde der damals noch jugendliche Paul Küster in eine Fürsorgeeinrichtung eingewiesen. Seine Mutter starb kurz darauf. Der somit elternlose Paul Küster schlug sich mit verschiedenen kurzfristigen Anstellungen durch. Er wohnte zeitweise in der Schönhauser Allee 150 im Stadtteil Prenzlauer Berg. Wiederholt kam er in den 1930er-Jahren mit dem Gesetz in Konflikt. Er wurde mehrfach verurteilt, unter anderem wegen Diebstahls, Hehlerei, Beleidigung der SA und 1936 zum ersten Mal aufgrund des § 175 RStGB. Dieser Paragraph, der homosexuelle Handlungen unter Männern unter Strafe stellte, war 1935 von den Nationalsozialisten entschieden verschärft worden. Paul Küster kam nach seiner Verhaftung im Juni 1936 zunächst in das KZ Columbia am Columbiadamm. Am 10. Oktober 1936 verurteilte ihn das Schöffengericht Berlin-Moabit nach § 175a RStGB zu einer Haftstrafe von zwei Jahren, die er in der Strafanstalt Brandenburg verbüßte. Kurz nach Haftende wurde er 1939 ein zweites Mal aus demselben Grunde verurteilt, diesmal zu anderthalb Jahren Gefängnis.

Nachdem er auch diese Haftstrafe abgesessen hatte, lernte Paul Küster 1940 den zehn Jahre älteren Walter Boldes aus Breslau kennen. Die beiden wurden ein Liebespaar. Ab Februar 1941 musste Paul Küster Wehrdienst leisten und war in einer Kaserne in Berlin-Charlottenburg untergebracht. Auch in dieser Zeit traf sich das Paar regelmäßig. Die beiden planten eine gemeinsame Flucht in die Schweiz. Paul Küster wollte so versuchen, dem bevorstehenden Kriegseinsatz zu entgehen. Der jüdische Walter Boldes war von der Deportation bedroht. Nach einem Urlaub vom Wehrdienst im Dezember 1941 kehrte Paul Küster nicht mehr in die Kaserne zurück und tauchte unter. Zunächst wohnte er bei Walter Boldes in der Wallnertheaterstraße 19 in Berlin-Mitte. (Diese Straße lag südlich des Alexanderplatzes. Sie existiert heute nicht mehr. Die Wohnung lag etwa auf der Höhe der heutigen Holzmarktstraße 70.) Später kam er bei einer gemeinsamen Freundin unter. Anfang Februar 1942 nahm er zusammen mit einem Zivilarbeiter ein Zimmer zur Untermiete, vermutlich in der Oderberger Straße 43. Dies ist als letzte Adresse auf seiner Sterbeurkunde angegeben. Walter Boldes unterstützte seinen Partner mit Geld und Lebensmitteln. Doch schon am 18. Februar 1942 wurde Paul Küster entdeckt und verhaftet. Der Zivilarbeiter, mit dem er das Zimmer teilte, hatte ihn bei der Hauswirtin wegen eines Diebstahls gemeldet. Kurz darauf wurde auch sein Partner Walter Boldes festgenommen. Ein Wehrmachtsgericht verurteilte Paul Küster am 9. April 1942 wegen Fahnenflucht zum Tode und außerdem wegen „widernatürlicher Unzucht“ und „Rückfalldiebstahls“ zu sechs Jahren Zuchthaus. Am 14. Mai 1942 wurde Paul Küster aus einem Gefängnis in Berlin-Tegel in das Zuchthaus Brandenburg-Görden überstellt, in dem sich eine der zentralen Hinrichtungsstätten des Deutschen Reiches befand. Dort wurde Paul Küster am 19. Mai 1942 um 5 Uhr 10 ermordet. Auch Walter Boldes wurde vom Berliner Sondergericht wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt, weil er seinem Partner beim Fernbleiben vom Wehrdienst geholfen hatte. Er wurde am 14. Dezember 1942 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.