Clara Scharlinski geb. Cohn

Verlegeort
Hufelandstr. 35
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
04. April 2022
Geboren
02. Februar 1873 in Berlin
Flucht
1938 nach England
Überlebt

Clara Scharlinski geb. Cohn wurde am 02. Februar 1873 in Berlin als Tochter des Restaurateurs Hermann Cohn und dessen Ehefrau Friederike geb. Treitel geboren. Am 04. Oktober 1892 heiratete sie neunzehnjährig den Tuchhändler Moritz Scharlinski und bekam mit ihm in den folgenden Jahren zehn Kinder, von denen sieben das Kleinkindalter überlebten. 1913 zog die Familie in die Hufelandstraße 35 in Prenzlauer Berg in eine geräumige Wohnung im 2. Stock, in der Moritz Scharlinski – inzwischen Tuchgroßhändler - auch sein Geschäft betrieb. Auch wenn die Kinder von Clara Scharlinski nach und nach auszogen und eigene Familien gründeten, blieb der Zusammenhalt groß. Ihre Tochter Ella Less zog mit Ehemann und Kindern zurück in die Hufelandstraße 35, in eine separate Wohnung, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein. Mit den anderen Kindern und Enkelkindern gab es wöchentliche Zusammenkünfte in der Wohnung der Eheleute Scharlinski.<br />
Das bis dahin weitgehend friedliche Zusammenleben jüdischer und nicht-jüdischer Familien in der Hufelandstraße änderte sich mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933. Bereits im April 1933 wurden jüdische Geschäfte und Praxen boykottiert, jüdische Beamte entlassen, wenig später fand der Ausschluss der jüdischen Bevölkerung aus dem kulturellen Leben statt – der Beginn der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung der Jüdinnen und Juden. Auch Familie Scharlinski spürte diese Veränderungen deutlich. Offene Anfeindungen nahmen zu, ebenso die soziale Isolierung und Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben und der Entzug ihrer Existenzgrundlage.<br />
1938 flüchtete das Ehepaar Scharlinski nach England. Dorthin war bereits einer ihrer Söhne um 1934 ausgewandert. Lange Zeit hatten Clara Scharlinski und ihr Mann eine Emigration für sich ausgeschlossen, bis sie schließlich keinen Ausweg mehr sahen. Insgesamt emigrierten vier ihrer Kinder nach England: Alfred, Erwin, Frieda und Ruth. Ruth zog schließlich in die USA, wohin auch Ella und Margarete nachfolgten, die zuvor nach Shanghai flüchten mussten. Nur Betty, das drittjüngste Kind, schaffte es nicht, sich rechtzeitig zu retten. Sie wurde am 09. Dezember 1942 mit ihrer 11-jährigen Tochter Renate von Berlin nach Auschwitz deportiert und sehr wahrscheinlich direkt nach ihrer Ankunft ermordet.<br />
1955 nahm Clara Scharlinski, nunmehr 83-jährig, die Flugreise von London nach New York auf sich, um ihre drei Töchter, sechs Enkel und vier Urenkel in Newark, New Jersey zu besuchen. Nach 17-jähriger Trennung kam es zu einem letzten Wiedersehen.<br />
Clara Scharlinski starb 1963 in Hendon, Middlesex, London.<br />

Clara Scharlinski geb. Cohn wurde am 02. Februar 1873 in Berlin als Tochter des Restaurateurs Hermann Cohn und dessen Ehefrau Friederike geb. Treitel geboren. Am 04. Oktober 1892 heiratete sie neunzehnjährig den Tuchhändler Moritz Scharlinski und bekam mit ihm in den folgenden Jahren zehn Kinder, von denen sieben das Kleinkindalter überlebten. 1913 zog die Familie in die Hufelandstraße 35 in Prenzlauer Berg in eine geräumige Wohnung im 2. Stock, in der Moritz Scharlinski – inzwischen Tuchgroßhändler - auch sein Geschäft betrieb. Auch wenn die Kinder von Clara Scharlinski nach und nach auszogen und eigene Familien gründeten, blieb der Zusammenhalt groß. Ihre Tochter Ella Less zog mit Ehemann und Kindern zurück in die Hufelandstraße 35, in eine separate Wohnung, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein. Mit den anderen Kindern und Enkelkindern gab es wöchentliche Zusammenkünfte in der Wohnung der Eheleute Scharlinski.
Das bis dahin weitgehend friedliche Zusammenleben jüdischer und nicht-jüdischer Familien in der Hufelandstraße änderte sich mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933. Bereits im April 1933 wurden jüdische Geschäfte und Praxen boykottiert, jüdische Beamte entlassen, wenig später fand der Ausschluss der jüdischen Bevölkerung aus dem kulturellen Leben statt – der Beginn der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung der Jüdinnen und Juden. Auch Familie Scharlinski spürte diese Veränderungen deutlich. Offene Anfeindungen nahmen zu, ebenso die soziale Isolierung und Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben und der Entzug ihrer Existenzgrundlage.
1938 flüchtete das Ehepaar Scharlinski nach England. Dorthin war bereits einer ihrer Söhne um 1934 ausgewandert. Lange Zeit hatten Clara Scharlinski und ihr Mann eine Emigration für sich ausgeschlossen, bis sie schließlich keinen Ausweg mehr sahen. Insgesamt emigrierten vier ihrer Kinder nach England: Alfred, Erwin, Frieda und Ruth. Ruth zog schließlich in die USA, wohin auch Ella und Margarete nachfolgten, die zuvor nach Shanghai flüchten mussten. Nur Betty, das drittjüngste Kind, schaffte es nicht, sich rechtzeitig zu retten. Sie wurde am 09. Dezember 1942 mit ihrer 11-jährigen Tochter Renate von Berlin nach Auschwitz deportiert und sehr wahrscheinlich direkt nach ihrer Ankunft ermordet.
1955 nahm Clara Scharlinski, nunmehr 83-jährig, die Flugreise von London nach New York auf sich, um ihre drei Töchter, sechs Enkel und vier Urenkel in Newark, New Jersey zu besuchen. Nach 17-jähriger Trennung kam es zu einem letzten Wiedersehen.
Clara Scharlinski starb 1963 in Hendon, Middlesex, London.