Ernestine Krautwurst geb. Weit

Verlegeort
Hussitenstr. 34 / Ecke Scheringstr. 1
Bezirk/Ortsteil
Gesundbrunnen
Verlegedatum
Oktober 2011
Geboren
15. August 1875 in Wola Rogowska
Deportation
am 27. August 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
06. September 1942 im Ghetto Theresienstadt

Ernestine Krautwurst wurde am 15. August 1875 als Tochter des jüdischen Ehepaares Anna und Simon Weit in Wola Rogowska geboren. Das an der Weichsel im Süden Polens gelegene Dorf gehörte damals zum österreichischen Galizien.<br />
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Ernestine heiratete den Kellner Otto Krautwurst, mit dem sie zunächst in Wien lebte. Dort wurde am 6. Juli 1903 ihr Sohn Robert geboren. Wann die Familie nach Berlin kam, ist nicht bekannt. Den Berliner Adressbüchern zufolge, wohnten sie spätestens ab 1927 bis in die frühen 1930er-Jahre in der Ackerstraße 14/15.<br />
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Der Sohn Robert arbeitete in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren im Luxushotel Adlon. Als im Februar 1933 der Reichstag brannte, konnte er die Flammen vom Dach des Hotels aus sehen. Er verließ Berlin im Dezember 1933 und war als Steward für die Schifffahrtsgesellschaft Holland America Lines tätig. Sein Name findet sich auf einer Liste des Immigration Service des U.S. Department of Labor mit ausländischen Crewmitgliedern des Schiffs „Rotterdam“, die am 1. Januar 1935 über Bermuda in New York angekommen waren. Offenbar fuhr er danach noch weiter zur See. Den Angaben seiner Tochter zufolge entschied er am 1. September 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, zusammen mit weiteren deutschen Kollegen in New York ohne Erlaubnis von Bord zu gehen. Er wurde zeitweise verhaftet, aber nicht ausgewiesen und konnte bis zu seinem Tod 1983 in den USA bleiben. Er wurde US-amerikanischer Staatsbürger und änderte seinen Nachnamen Anfang der 1950er-Jahre zu Kay. <br />
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Ernestine Krautwurst wohnte Ende der 1930er-Jahre zusammen mit ihrem Mann in der Hussitenstraße 38 (heute etwa auf Höhe der Hausnummer 34) – der Parallelstraße der Ackerstraße, in der ihre vorherige Wohnung lag. Ihr Mann Otto war nicht jüdisch, was Ernestine Krautwurst aber nicht vor der Deportation schützte.<br />
Kurz nach ihrem 67. Geburtstag wurde sie am 27. August 1942 mit dem „51. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Von den 100 an diesem Tag von Berlin aus Deportierten überlebten nur vier. Ernestine Krautwurst starb bereits nach wenigen Tagen, am Morgen des 6. September 1942. In der Todesfallanzeige des Ghettos Theresienstadt ist als Todesursache akuter Darmkatarrh angegeben.

Ernestine Krautwurst wurde am 15. August 1875 als Tochter des jüdischen Ehepaares Anna und Simon Weit in Wola Rogowska geboren. Das an der Weichsel im Süden Polens gelegene Dorf gehörte damals zum österreichischen Galizien.

Ernestine heiratete den Kellner Otto Krautwurst, mit dem sie zunächst in Wien lebte. Dort wurde am 6. Juli 1903 ihr Sohn Robert geboren. Wann die Familie nach Berlin kam, ist nicht bekannt. Den Berliner Adressbüchern zufolge, wohnten sie spätestens ab 1927 bis in die frühen 1930er-Jahre in der Ackerstraße 14/15.

Der Sohn Robert arbeitete in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren im Luxushotel Adlon. Als im Februar 1933 der Reichstag brannte, konnte er die Flammen vom Dach des Hotels aus sehen. Er verließ Berlin im Dezember 1933 und war als Steward für die Schifffahrtsgesellschaft Holland America Lines tätig. Sein Name findet sich auf einer Liste des Immigration Service des U.S. Department of Labor mit ausländischen Crewmitgliedern des Schiffs „Rotterdam“, die am 1. Januar 1935 über Bermuda in New York angekommen waren. Offenbar fuhr er danach noch weiter zur See. Den Angaben seiner Tochter zufolge entschied er am 1. September 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, zusammen mit weiteren deutschen Kollegen in New York ohne Erlaubnis von Bord zu gehen. Er wurde zeitweise verhaftet, aber nicht ausgewiesen und konnte bis zu seinem Tod 1983 in den USA bleiben. Er wurde US-amerikanischer Staatsbürger und änderte seinen Nachnamen Anfang der 1950er-Jahre zu Kay.

Ernestine Krautwurst wohnte Ende der 1930er-Jahre zusammen mit ihrem Mann in der Hussitenstraße 38 (heute etwa auf Höhe der Hausnummer 34) – der Parallelstraße der Ackerstraße, in der ihre vorherige Wohnung lag. Ihr Mann Otto war nicht jüdisch, was Ernestine Krautwurst aber nicht vor der Deportation schützte.
Kurz nach ihrem 67. Geburtstag wurde sie am 27. August 1942 mit dem „51. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Von den 100 an diesem Tag von Berlin aus Deportierten überlebten nur vier. Ernestine Krautwurst starb bereits nach wenigen Tagen, am Morgen des 6. September 1942. In der Todesfallanzeige des Ghettos Theresienstadt ist als Todesursache akuter Darmkatarrh angegeben.