Ernst Adler

Verlegeort
Innsbrucker Straße 28
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
06. Mai 2024
Geboren
30. Januar 1900 in Beuthen (Schlesien) / Bytom
Beruf
Bauarbeiter
Verhaftet
27. Mai 1942 bis 28. Mai 1942 im Sammellager Levetzowstraße
Ermordet
28. Mai 1942 in Sachsenhausen

Ernst wurde am 30. Januar 1900 in Beuthen/Oberschlesien, jetzt Polen, geboren. Sein Vater war der Schlossermeister Gustav Adler, seine Mutter war Franziska Adler, geb. Fernbach. Die Heirat der Eltern war im Dezember 1897. Ernst hatte die Schwestern Gertrud Cäcilie (geb. Dez.1898), Ruth (geb. Dez. 1903), und Margarete (geb. Jan. 1905). Der Vater Gustav Adler verstarb mit 44 Jahren im Oktober 1913.

Wann Ernst nach Berlin zog, ist nicht bekannt. Laut seiner Heiratsurkunde vom 27. September 1935 lebte er zu diesem Zeitpunkt in der Nürnberger Str. 25/26 in Charlottenburg. Auf dieser Urkunde wird sein Beruf mit Bauarbeiter bezeichnet. Er heiratete die Buchhalterin Margot geb. Rosenberger auf dem Standesamt Friedenau. Eine Trauzeugin war die Mutter der Braut, Hedwig Rosenberger, die zu diesem Zeitpunkt die Adresse Cäciliengärten 40 angab.

Wie das junge Paar mit der wachsenden Diskriminierung und den vielen antijüdischen Gesetzen zurechtkam, können wir nur erahnen. Zur Zeit der Volkszählung am 17. Mai 1939 lebten Ernst und Margot Adler in der Innsbrucker Straße 28, im HH 4.Etage. Die Schwiegermutter Hedwig Rosenberger sah für sich keinen Ausweg und flüchtete im Januar 1942 in den Tod. Todesursache laut Sterbeurkunde: Wunden an den Handgelenken, Selbstmord durch Schlafmittelvergiftung.

Es ist zu vermuten, dass Ernst und auch Margot zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Zumindest ab 1942 wohnten sie zwangsweise in der Karlsruher Str. 23 in Charlottenburg, als Untermieter bei Chaim Hermann Askanas.  Dort liegen seit 2013 insgesamt neun Stolpersteine, für ihn,seine Frau Jenny und weitere frühere HausbewohnerInnen.

Am 27. Mai 1942 wurde Ernst Adler, wie viele weitere jüdische Männer durch die Gestapo verhaftet und über das Sammellager, zu dem die Synagoge Levetzowstraße zweckentfremdet worden war, ins KZ Sachsenhausen verbracht und am nächsten Tag im sogenannten Industriehof erschossen.

Anlass war ein Brandanschlag auf die antibolschewistische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten, den zwei kommunistische Widerstandsgruppen, die Gruppe um Herbert Baum sowie um Joachim Funke und Werner Steinbrink verübt haben. Weil sich unter den bald darauf Verhafteten auch mehrere jüdische Personen befanden, ordnete Heinrich Himmler als Vergeltung persönlich die Erschießung „jüdischer Geiseln“ an, was am 28. und 29. Mai erfolgte. Voraus ging die Verhaftung von 500 Berliner Juden, unter denen Ernst Adler war. Er wurde 42 Jahre alt.

Ermordet wurden bei dieser Racheaktion 96 Häftlinge, die sich schon im KZ Sachsenhausen befanden, 154 Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlin und weitere 100 willkürlich ausgewählte Männer aus der Gruppe dieser 500 Verhafteten. Im Bundesarchiv existiert die Liste mit den Namen dieser 250 erschossenen Geiseln. Auch die Familien dieser Männer wurden zeitnah ins Konzentrationslager deportiert und ermordet.

Margot, die Frau von Ernst Adler nahm sich am 4. Juni 1942 das Leben, also etwa eine Woche nach der Ermordung ihres Mannes. Es ist nicht bekannt, ob sie schon vom Tod ihres Mannes erfahren hatte, oder ob sie vielleicht schon die Aufforderung zur Deportation bekommen hatte.

Ernst und Margot Adler hatten keine Kinder. Es wurde kein Entschädigungsverfahren angestrengt.