Moritz Rosenthal

Verlegeort
Jägerstr. 33
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
September 2008
Geboren
16. April 1883 in Nikolaiken / Mikołajki
Beruf
Fabrikant / Stadtverordneter
Deportation
am 05. März 1944 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 18. Mai 1944 nach Auschwitz
Ermordet
07. Juli 1944 in Auschwitz

„<i>Ein großer Teil der Kundschaft bestand aus jüdischen Firmen. Nachdem Hitler an die Macht kam, mussten diese Kunden ihre Geschäfte an Christen abgeben und denen war dann verboten, von Juden oder von jüdisch kontrollierten Fabriken zu kaufen, dadurch ging das Geschäft schnell zurück. </i>[...] <i>Rosenthal musste seine Fabriken </i>[...] <i>verkaufen, ohne dass er </i>[...] <i>die kontraktlich vereinbarte Zahlung erhielt. Die Bank erklärt seinen Grundbesitz für verfallen und Rosenthal musste Deutschland verlassen und nach Holland gehen ohne finanzielle Mittel.</i>“<br />
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Kurt Heinrich, Schwiegersohn von Moritz Rosenthal, 1947<br />
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Moritz Rosenthal, der aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammte, kam um 1900 nach Berlin. Er gründete 1906 eine Wäschefabrik, die er schon nach wenigen Jahren erweitern konnte. Daneben war er ehrenamtlicher Handelsrichter und bereits vor 1918 Stadtverordneter. Seit Mitte 1928 gehörte er dem Kreditausschuss der Stadtbank an, die zuvor auch Kredite an die wenig später als Betrüger überführten Gebrüder Sklarek vergeben hatte. Da Rosenthal seinerseits die Firma Sklarek mit Wäsche beliefert hatte, wurde 1929 ein Verfahren wegen Begünstigung gegen ihn eröffnet, aber später wegen Mangels an Beweisen eingestellt. 1930 wurde Rosenthal im Bezirk Kreuzberg zum unbesoldeten Stadtrat gewählt. 1933 verlor er alle seine Ehrenämter. 1936 emigrierten er und seine Familie: Während die drei älteren Kinder in die USA auswanderten, zogen Moritz Rosenthal, seine Frau Ulla und die jüngste Tochter Gabriele in die Niederlande. Dort wurden sie 1943 verhaftet und über das Lager Westerbork und das Ghetto Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Das Ehepaar wurde dort ermordet, die Tochter Gabriele hingegen überlebte das Lager. Alle Vermögenswerte der Familie in Europa wurden vom Deutschen Reich eingezogen. Zur Erinnerung an Moritz und Ulla Rosenthal wurde 1999 am Haus Stralauer Straße 42–45, dem Ort der Wäschefabrik, eine Gedenktafel angebracht.<br />
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Im Jahre 2003 gab es öffentliche Proteste, weil das Gemälde 'Lustige Gesellschaft' von Jacob Duck, dessen Herkunft aus dem geraubten Besitz von Moritz Rosenthal bekannt war, im Londoner Auktionshaus Christie’s versteigert wurde.<br />
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Moritz Rosenthal war Stadtverordneter 1921 – 1929 Stadtwahlvorschlag (DDP)

Ein großer Teil der Kundschaft bestand aus jüdischen Firmen. Nachdem Hitler an die Macht kam, mussten diese Kunden ihre Geschäfte an Christen abgeben und denen war dann verboten, von Juden oder von jüdisch kontrollierten Fabriken zu kaufen, dadurch ging das Geschäft schnell zurück. [...] Rosenthal musste seine Fabriken [...] verkaufen, ohne dass er [...] die kontraktlich vereinbarte Zahlung erhielt. Die Bank erklärt seinen Grundbesitz für verfallen und Rosenthal musste Deutschland verlassen und nach Holland gehen ohne finanzielle Mittel.

Kurt Heinrich, Schwiegersohn von Moritz Rosenthal, 1947

Moritz Rosenthal, der aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammte, kam um 1900 nach Berlin. Er gründete 1906 eine Wäschefabrik, die er schon nach wenigen Jahren erweitern konnte. Daneben war er ehrenamtlicher Handelsrichter und bereits vor 1918 Stadtverordneter. Seit Mitte 1928 gehörte er dem Kreditausschuss der Stadtbank an, die zuvor auch Kredite an die wenig später als Betrüger überführten Gebrüder Sklarek vergeben hatte. Da Rosenthal seinerseits die Firma Sklarek mit Wäsche beliefert hatte, wurde 1929 ein Verfahren wegen Begünstigung gegen ihn eröffnet, aber später wegen Mangels an Beweisen eingestellt. 1930 wurde Rosenthal im Bezirk Kreuzberg zum unbesoldeten Stadtrat gewählt. 1933 verlor er alle seine Ehrenämter. 1936 emigrierten er und seine Familie: Während die drei älteren Kinder in die USA auswanderten, zogen Moritz Rosenthal, seine Frau Ulla und die jüngste Tochter Gabriele in die Niederlande. Dort wurden sie 1943 verhaftet und über das Lager Westerbork und das Ghetto Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Das Ehepaar wurde dort ermordet, die Tochter Gabriele hingegen überlebte das Lager. Alle Vermögenswerte der Familie in Europa wurden vom Deutschen Reich eingezogen. Zur Erinnerung an Moritz und Ulla Rosenthal wurde 1999 am Haus Stralauer Straße 42–45, dem Ort der Wäschefabrik, eine Gedenktafel angebracht.

Im Jahre 2003 gab es öffentliche Proteste, weil das Gemälde 'Lustige Gesellschaft' von Jacob Duck, dessen Herkunft aus dem geraubten Besitz von Moritz Rosenthal bekannt war, im Londoner Auktionshaus Christie’s versteigert wurde.

Moritz Rosenthal war Stadtverordneter 1921 – 1929 Stadtwahlvorschlag (DDP)