Max Goldstein

Verlegeort
Jungfernstieg 18
Historischer Name
Jungfernstieg 18
Bezirk/Ortsteil
Lichterfelde
Verlegedatum
07. Oktober 2022
Geboren
20. Februar 1919 in Berlin
Flucht
1938 Schweden
Überlebt

Joachim, Max und Helmut Goldstein

Helmut, Max und Joachim Goldstein waren die Kinder von Charlotte und Martin Goldstein, die Enkelkinder von Max und Julie Goldstein. Ihre Großeltern kamen bereits 1889 nach Lichterfelde, als der Arzt Max Goldstein hier gemeinsam mit Alfred Lilienfeld das Gesellschaftshaus Lichterfelde übernahm und zu einem privaten Sanatorium für Nervenkranke und Erholungsbedürftige umbaute.

 

Die Familie wohnte gemeinsam mit der Großmutter Julie Goldstein in einer Villa im Jungfernstieg 18, schräg gegenüber dem Sanatorium, dessen Leitung Julie Goldstein nach dem Tod ihres Mannes übernommen hatte. Martin Goldstein, wie sein Schwiegervater Nervenarzt, unterstützte seine Schwiegermutter im Sanatorium und führte im Haus der Familie seine Praxis.

Die Brüder besuchten zunächst die Grundschule in der Kastanienstraße, später das Schillergymnasium in der Berliner Straße, dem heutigen Ostpreußendamm. An diesem von den Militärfamilien der nahen Kadettenanstalt geprägten humanistischen Gymnasium hatte auch schon ihr Onkel Fritz Goldstein das Abitur gemacht. Heute beherbergt das Gebäude das Oberstufenzentrum Bürowirtschaft I.

Im Juli des Jahres 1926 starb der Vater der Geschwister im Alter von nur 41 Jahren. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee bestattet.[i] Nun war ihre Mutter mit gerade einmal 35 Jahren Witwe, Joachim, der jüngste der Brüder, nicht einmal sechs Jahre alt. Zu ihnen ins Haus zog ihre Großtante Frieda Goldstein, eine Schwester ihres Großvaters, die lange Jahre die Küche des Sanatoriums führte.

Bereits im Frühjahr 1933 entschlossen sich Sophie Michaeli, die jüngste Schwester Charlottes, und ihr Mann Wilhelm, zur Emigration nach Schweden. Mit ihrer Hilfe werden im Lauf der Jahre viele Mitglieder der Familie Goldstein diesen Weg gehen.

Als Helmut Goldstein im Frühjahr 1927 auf das Schillergymnasium kam, gab es mit ihm lediglich acht jüdische Schüler.  Im Frühjahr 1936 machte Helmut Goldstein dort sein Abitur und begann an einer Hachschara-Stätte eine landwirtschaftliche Ausbildung, die ihn auf die Alija (Einwanderung) nach Erez Israel vorbereiten soll, eine der wenigen Ausbildungsmöglichkeiten, die ihm als Juden in Deutschland noch geblieben war. Allein in Brandenburg und Berlin gab es zeitweise mehr als zehn Standorte der jüdischen Hachschara-Bewegung. Wo Helmut Goldstein seine Ausbildung machte, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass er Palästina nie erreicht hat. Im Sommer 1938 gelang ihm die Emigration nach Schweden.

Zwei Jahre später machte Max Goldstein sein Abitur. Er folgte im Dezember 1938 seinem Bruder nach Schweden. Joachim Goldstein kam im Frühjahr 1930 an das Schillergymnasium. Er war ein sehr guter Sportler, besiegte seine Mitschüler vor allem im Hoch- und Weitsprung, aber auch im Laufen und nahm erfolgreich an vielen Leichtathletikwettbewerben teil, bis ihm dies 1937 endgültig verboten wurde. Aber er konnte noch im Frühjahr 1938 sein Abitur am Schillergymnasium machen, bevor nach den Novemberpogromen allen jüdischen Schüler:innen der Besuch öffentlicher Schulen verboten wurde. Im Januar 1939 gelang Joachim Goldstein, gerade einmal 18 Jahre alt, die Flucht nach Schweden.

Es dauerte noch über ein Jahr, bis auch Charlotte Goldstein im Mai 1940 nach Schweden fliehen konnte. Im März 1941 wurde Charlotte Goldstein und ihren Söhnen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.[ii]

Kurz darauf beschlagnahmte des Reichspostministerium die Villa im Jungfernstieg 18 und überließ sie Manfred von Ardenne. Der erweiterte dort sein Forschungslabor und ließ im Garten drei Bunker erbauen. In der Lankwitzer Bombennacht vom 23. August 1943 wurde das Gebäude schwer getroffen. Doch da war Familie Goldstein längst im sicheren Exil in Schweden.