Fritz Leo wird am 31. Juli 1919 in Berlin geboren. Seine Eltern sind Ignatz und Charlotte Neumann. Fritz ist 13 alt, als die Nationalsozialisten an die Macht kommen.
Er besucht bis 1933 die Königstädtische Oberrealschule in der Pasteurstraße im Bötzowviertel. Dann muss er die Schule wegen seiner jüdischen Herkunft verlassen. (1)
Er besucht zunächst eine jüdische Schule, entscheidet sich aber nach einem Jahr für eine Lehre zum Typografen in einer Buchdruckerei, da in ihm schon damals der Entschluss reift, auszuwandern und er dafür einen praktischen Beruf erlernen muss. Eigentlich wäre er aufgrund seiner technischen Begabung gern Ingenieur geworden. Dieser Berufswunsch wird ihm mit der Machtübernahme der Nazis verwehrt, was ihn Zeit seines Lebens bekümmert.
Nach vier Jahren bekommt er Berufsverbot. Er geht für einen Monat nach Sennfeld in Baden, wo sich eine Hachschara (2) befindet– ein landwirtschaftliches Lehrgut zur Vorbereitung von Jungen und Mädchen auf ihre Auswanderung nach Palästina.
Noch im Sommer 1938, nach seiner Rückkehr aus Sennfeld, flüchtet er nach Dänemark. Dort arbeitet er „als landwirtschaftlicher Eleve“, wie er in seinem Lebenslauf für das Entschädigungsamt schreibt, und möchte ein guter und nützlicher Kibbuznik werden.
Als im Oktober 1943 die Deportation aller Juden in Dänemark droht, rettet die dänische Bevölkerung in einer beispiellosen Rettungsaktion die Juden in ihrem Land. Dänische Fischer bringen ca. 7000 Juden im Laufe weniger Nächte in Fischkuttern über den Öresund nach Schweden. Fritz ist am 8. Oktober 1943 unter ihnen und verliert ein zweites Mal alles, was er hat. (3)
In Schweden arbeitet Fritz zunächst in der Landwirtschaft, ab 1947 wieder als Typograf in einer Druckerei und bildet sich zum Maschinensetzer fort.
Er bleibt in Schweden, heiratet, eine Tochter kommt zur Welt. Die Tochter ist noch ein Kind, als sich ihre Mutter, die im Holocaust alle Angehörigen verloren hat, in einem depressiven Schub das Leben nimmt.
Fritz stirbt mit über 90 Jahren in Schweden.
Fußnoten:
- Jüdischen Schüler*innen war es mit der 1. Verordnung zum Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen vom 25. April 1933 verboten, höhere Schulen zu besuchen.
- Von 1936-1939 bestand in Sennfeld eine Hachschara, ein landwirtschaftliches Lehrgut für die Vorbereitung von jungen Menschen zur Auswanderung nach Palästina. In Sennfeld und Umgebung (Baden- Württemberg) hatten sich vermutlich schon im 14. Jahrhundert Juden niedergelassen. Sie lebten lange Zeit fast ausschließlich von Vieh-, Pferde- und Getreidehandel. (Quelle: Wikipedia)
- Die schwedische Regierung hatte, als sie von der bevorstehenden Deportation der dänischen Juden erfahren hatte, beschlossen, die Grenzen für jeden Flüchtling zu öffnen. (vgl. Broschüre des Königlich Dänischen Ministeriums des Äusseren und das Museum des Dänischen Widerstandes 1940-1945, Oktober 1943, Die dänischen Juden- Rettung vor der Vernichtung S. 21) „Siebentausend Menschen wurden im Laufe weniger Tage in Fischkuttern und anderen Kleinbooten übergesetzt.“ (ebda., S. 17)