Gerda Ben-Yaakow geb. Neumann

Verlegeort
Keithstraße 15
Historischer Name
Lutherstraße 3
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
22. Oktober 2021
Geboren
11. Februar 1922 in Berlin
Flucht
1938 Palästina
Überlebt
Biografie

Gerda kommt am 11.  Februar 1922 zur Welt. Ihre Eltern sind Ignatz und Charlotte Neumann, ihr Bruder Fritz Leo Neumann. Gerda ist elf Jahre alt, als die Nationalsozialisten an die Macht kommen. 

Gerda besucht zunächst die Volksschule in der Bötzowstraße Nr. 257, danach das Königsstädtische Oberlyceum an der Greifswalder Straße. Sie ist eine gute Schülerin und für sie und ihre Eltern steht fest, dass sie eine akademische Laufbahn einschlagen wird. 

Sie möchte gern Ärztin werden. Doch mit dem Verbot für jüdische Schüler*innen, höhere Schulen zu besuchen, finden ihre Wünsche und Pläne ein abruptes Ende. Gleichzeitig fallen Schulgeldermäßigungen für jüdische Schüler*innen weg und die Eltern können das Schulgeld nicht selbst aufbringen. 

Gerda schreibt in ihrem Lebenslauf für den Antrag auf Entschädigung: „Alle meine Zukunftspläne, Abitur, Universitätsbesuch waren also zunichtegeworden.“ Gerda wechselt auf eine jüdische Mittelschule in der Großen-Hamburger-Straße und beendet die Schule Anfang des Jahres 1938. 

Vergeblich versucht sie eine Lehrstelle zu finden - überall wird sie als Jüdin, als Staatenlose abgewiesen. Die Perspektivlosigkeit, die zunehmenden gewaltsamen Übergriffe auf Juden, Demütigungen und die wachsende Bedrohung veranlassen auch sie dazu, dem Beispiel ihres Bruders Fritz zu folgen und sich für ihre Flucht nach Palästina vorzubereiten. 

Sie begibt sich für ein halbes Jahr zur landwirtschaftlichen Ausbildung nach Sennfeld. Gerade noch rechtzeitig vor dem deutschlandweiten Pogromen um den 9. November gelingt es Gerda, am 7. November 1938 mit einer Jugendgruppe nach Palästina auszuwandern. 

Aus ihren Briefen an ihren Bruder in Dänemark, mit dem sie sich regelmäßig schreibt, ist herauszulesen, wie sehr sie sich um ihre Eltern in Deutschland ängstigt und sich verzweifelt wünscht, die ganze Familie endlich in Palästina wiederzusehen und in Sicherheit zu wissen. 

Gerda lebt und arbeitet zeitlebens in einem Kibbuz in der Nähe der syrischen Grenze, heiratet und bekommt drei Kinder. 

Gerda stirbt im Februar 2013 in Israel.