Naftalin Plattring

Verlegeort
Kirchstr. 84
Bezirk/Ortsteil
Marienfelde
Verlegedatum
25. November 2011
Geboren
26. Juni 1878 in Tarnopol (Ostgalizien) / Ternopil
Beruf
Selbstständiger Kaufmann
Deportation
am 13. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
in Riga

Naftalin (Natalio) Plattring wurde am 26. Juni 1878 im ostgalizischen Tarnopol (heute: Ternopil/Ukraine) in Österreich-Ungarn geboren. Mit seiner Frau Antonie, geb. Sommer, wanderte er vor der Jahrhundertwende auf die Philippinen aus. Auf der Insel Cebu wollte sich der Kaufmann mit Hilfe eines dort lebenden Onkels eine Existenz als Perlenhändler aufbauen. Dort kamen auch ihre fünf Kinder zur Welt. Naftalin Plattring erwarb die philippinische Staatsangehörigkeit, die er jedoch 1926 wieder verlor, danach war er staatenlos. Er beherrschte mehrere Sprachen, u.a. Spanisch, weshalb er sich selbst Natalio nannte.<br />
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Um 1922 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und wohnte in Berlin-Tempelhof im Ortsteil Marienfelde. Dort erwarb Naftalin Plattring 1925 das Grundstück Kirchstraße 85, zwei Jahre später baute er auf dem gegenüberliegenden Grundstück Kirchstraße 84 ein Haus, in das er mit seiner Familie einzog. Außerdem besaßen Plattrings ein Grundstück in Schöneiche bei Berlin.<br />
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Naftalin Plattring gründete 1922 zusammen mit seinem Geschäftspartner Rudolf Stern eine Fabrik zur Herstellung von Flaschenverschlüssen in der Potsdamer Straße 61 in Berlin-Schöneberg (heute Nr. 146). Nach dem Tod von Stern 1927 war Plattring Geschäftsführer. Seine Söhne Friedrich und Adolf arbeiteten als Prokuristen mit im Betrieb, bis Naftalin Plattring die Firma 1936 zwangsweise und unter Wert an die Mitgesellschafter verkaufen musste. Zwischen 1936 und 1939 gelang den fünf Kindern die rettende Auswanderung. Um sich selbst eine neue Existenz im Ausland aufzubauen, fühlten Naftalin und Antonie Plattring sich wohl zu alt.<br />
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1938 musste das Ehepaar das Haus in der Kirchstraße 84 an den Fabrikanten Wilhelm Brösel verkaufen, der auch das gegenüberliegende Haus erwarb. Das Grundstück in Schöneiche mussten sie ebenfalls veräußern. Im Dezember 1940 waren sie gezwungen, das Haus in der Kirchstraße 84, in dem sie nun zur Miete wohnten, für den Handelsvertreter Otto Ebert zu räumen. Sie lebten dann zur Untermiete in einem Zimmer in der Charlottenburger Uhlandstraße 182. Am 20. Dezember 1941 erhielten Plattrings, zusammen mit ihrer Vermieterin Ella Rosenbaum, den Befehl zur Deportation. Wie aus der Vermögenserklärung, die vor der Verschleppung ausgefüllt werden musste, hervorgeht, besaß Naftalin Plattring damals lediglich noch 1 Herrenhut, 1 Garnitur Unterwäsche, 3 Krawatten, 2 Kragen und 3 Paar Strümpfe. Über sein restliches Vermögen in Höhe von 9.000,-- RM konnte er nicht mehr verfügen. Es wurde schließlich dem Deutschen Reich überschrieben.<br />
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Mit dem 8. Transport vom 13. Januar 1942 wurden Naftalin Plattring und seine Frau, zusammen mit 1.032 Menschen, ins Ghetto Riga überführt. Es gibt kein weiteres Lebenszeichen von ihnen.

Naftalin (Natalio) Plattring wurde am 26. Juni 1878 im ostgalizischen Tarnopol (heute: Ternopil/Ukraine) in Österreich-Ungarn geboren. Mit seiner Frau Antonie, geb. Sommer, wanderte er vor der Jahrhundertwende auf die Philippinen aus. Auf der Insel Cebu wollte sich der Kaufmann mit Hilfe eines dort lebenden Onkels eine Existenz als Perlenhändler aufbauen. Dort kamen auch ihre fünf Kinder zur Welt. Naftalin Plattring erwarb die philippinische Staatsangehörigkeit, die er jedoch 1926 wieder verlor, danach war er staatenlos. Er beherrschte mehrere Sprachen, u.a. Spanisch, weshalb er sich selbst Natalio nannte.

Um 1922 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und wohnte in Berlin-Tempelhof im Ortsteil Marienfelde. Dort erwarb Naftalin Plattring 1925 das Grundstück Kirchstraße 85, zwei Jahre später baute er auf dem gegenüberliegenden Grundstück Kirchstraße 84 ein Haus, in das er mit seiner Familie einzog. Außerdem besaßen Plattrings ein Grundstück in Schöneiche bei Berlin.

Naftalin Plattring gründete 1922 zusammen mit seinem Geschäftspartner Rudolf Stern eine Fabrik zur Herstellung von Flaschenverschlüssen in der Potsdamer Straße 61 in Berlin-Schöneberg (heute Nr. 146). Nach dem Tod von Stern 1927 war Plattring Geschäftsführer. Seine Söhne Friedrich und Adolf arbeiteten als Prokuristen mit im Betrieb, bis Naftalin Plattring die Firma 1936 zwangsweise und unter Wert an die Mitgesellschafter verkaufen musste. Zwischen 1936 und 1939 gelang den fünf Kindern die rettende Auswanderung. Um sich selbst eine neue Existenz im Ausland aufzubauen, fühlten Naftalin und Antonie Plattring sich wohl zu alt.

1938 musste das Ehepaar das Haus in der Kirchstraße 84 an den Fabrikanten Wilhelm Brösel verkaufen, der auch das gegenüberliegende Haus erwarb. Das Grundstück in Schöneiche mussten sie ebenfalls veräußern. Im Dezember 1940 waren sie gezwungen, das Haus in der Kirchstraße 84, in dem sie nun zur Miete wohnten, für den Handelsvertreter Otto Ebert zu räumen. Sie lebten dann zur Untermiete in einem Zimmer in der Charlottenburger Uhlandstraße 182. Am 20. Dezember 1941 erhielten Plattrings, zusammen mit ihrer Vermieterin Ella Rosenbaum, den Befehl zur Deportation. Wie aus der Vermögenserklärung, die vor der Verschleppung ausgefüllt werden musste, hervorgeht, besaß Naftalin Plattring damals lediglich noch 1 Herrenhut, 1 Garnitur Unterwäsche, 3 Krawatten, 2 Kragen und 3 Paar Strümpfe. Über sein restliches Vermögen in Höhe von 9.000,-- RM konnte er nicht mehr verfügen. Es wurde schließlich dem Deutschen Reich überschrieben.

Mit dem 8. Transport vom 13. Januar 1942 wurden Naftalin Plattring und seine Frau, zusammen mit 1.032 Menschen, ins Ghetto Riga überführt. Es gibt kein weiteres Lebenszeichen von ihnen.