Markus Milet

Verlegeort
Krausnickstr. 18
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
November 2009
Geboren
02. Juli 1877 in Lemberg / Lwiw
Beruf
Tischlermeister
Tot
18. Januar 1943 in Berlin

Markus Milet wurde am 2. Dezember 1877 in Lemberg (heute: Lwiw / Ukraine) in einer jüdischen Familie geboren. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zog er nach Berlin und besuchte dort die Israelitische Taubstummen-Anstalt (ITA) in Berlin-Weißensee. Die ITA war 1873 von dem Pädagogen Markus Reich gegründet worden und widmete sich der Ausbildung gehörloser jüdischer Kinder. Markus Milet erlernte das Tischlerhandwerk und machte sich nach Abschluss der Ausbildung als Tischlermeister selbstständig. Er eröffnete eine Bau- und Möbeltischlerei in der Krausnickstraße 18 in Berlin-Mitte, er wohnte im selben Haus.<br />
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Markus Milet war mit Martha Wrede verheiratet. Sie hatten vier gemeinsame Söhne, die wie ihr Vater gehörlos zur Welt kamen. Die Ehefrau Martha verstarb bereits früh und Markus Milet zog die vier Kinder von da an alleine auf. Die beiden ältesten Söhne Walter und Philipp besuchten ebenfalls die ITA in Berlin-Weißensee. Der dritte Sohn Leon ging auf eine Sonderschule für Gehörlose. Der jüngste Sohn Max, 1916 geboren, ging auf die Taubstummen-Schule in der Albrechtstraße in Berlin-Neukölln. Drei der Söhne wurden nach Abschluss der Schule Tischler und arbeiteten im Betrieb ihres Vaters mit. Philipp erlernte das Schmiedehandwerk.<br />
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Ende der 1920er-Jahre erwarb Markus Milet ein kleines Grundstück in Berlin-Frohnau, wo er gemeinsam mit seinen Söhnen ein Wochenendhaus für die Familie errichtete.<br />
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Im Jahr 1936 feierte die Tischlerei der Familie Milet ihr 20-jähriges Betriebsjubiläum. Der Handwerksbetrieb lief erfolgreich und Markus Milet bildete dort mehrere Lehrlinge gleichzeitig aus. Während der antisemitischen Novemberpogrome 1938 wurde auch die Tischlerei zum Ziel der gewaltsamen Zerstörungen; ein Lieferwagen wurde zertrümmert. Wenig später musste Markus Milet den Betrieb ganz aufgeben, da sein Gewerbeschein von den Behörden nicht verlängert wurde. Er fand keinen Käufer für die Werkstatt, doch der Hausbesitzer drängte ihn, die Räume frei zu machen. So musste Markus Milet die gesamte Einrichtung und Werkzeuge schließlich zu Schleuderpreisen verkaufen. Auch das selbst erbaute Wochenendhaus musste die Familie im Jahr 1938 aufgeben.<br />
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Markus Milet wurde zur Zwangsarbeit verpflichtet. Er musste in einer Fabrik arbeiten und später als Straßenkehrer. Sein jüngster Sohn Max leistete Zwangsarbeit in verschiedenen Tischlereien und war zuletzt als Hilfsarbeiter in Berlin-Heiligensee beim Barackenbau eingesetzt.<br />
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Markus Milets letzter Wohnsitz war in der Stargarder Straße 38 in Berlin-Prenzlauer Berg.<br />
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Anfang 1943 wurde Markus Milet in das Jüdische Krankenhaus im Berliner Wedding eingewiesen. Er soll sich bei der Zwangsarbeit Erfrierungen zugezogen haben und litt darüber hinaus an Diabetes. Im Krankenhaus starb Markus Milet am 18. Januar 1943 im Alter von 65 Jahren. Angeblich wurde ihm eine Morphiumspritze verabreicht, um ihm die Qualen der bevorstehenden Deportation zu ersparen, die er in seinem Zustand nicht überlebt hätte.<br />
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Nur zwei der vier Söhne von Markus Milet überlebten die nationalsozialistische Verfolgung. Walter Milet hatte eine nichtjüdische Frau geheiratet und war zum Christentum konvertiert. Durch den Schutz dieser „Mischehe“ entging er einer Deportation. Max Milet wurde 1940 zwangssterilisiert, konnte untertauchen und überlebte versteckt in Berlin. Leon Milet wurde am 10. März 1944 zunächst in das Ghetto Theresienstadt, dann weiter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Philipp Milet wurde 1939 verhaftet und kam ebenfalls ums Leben.<br />
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Markus Milet wurde am 2. Dezember 1877 in Lemberg (heute: Lwiw / Ukraine) in einer jüdischen Familie geboren. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zog er nach Berlin und besuchte dort die Israelitische Taubstummen-Anstalt (ITA) in Berlin-Weißensee. Die ITA war 1873 von dem Pädagogen Markus Reich gegründet worden und widmete sich der Ausbildung gehörloser jüdischer Kinder. Markus Milet erlernte das Tischlerhandwerk und machte sich nach Abschluss der Ausbildung als Tischlermeister selbstständig. Er eröffnete eine Bau- und Möbeltischlerei in der Krausnickstraße 18 in Berlin-Mitte, er wohnte im selben Haus.

Markus Milet war mit Martha Wrede verheiratet. Sie hatten vier gemeinsame Söhne, die wie ihr Vater gehörlos zur Welt kamen. Die Ehefrau Martha verstarb bereits früh und Markus Milet zog die vier Kinder von da an alleine auf. Die beiden ältesten Söhne Walter und Philipp besuchten ebenfalls die ITA in Berlin-Weißensee. Der dritte Sohn Leon ging auf eine Sonderschule für Gehörlose. Der jüngste Sohn Max, 1916 geboren, ging auf die Taubstummen-Schule in der Albrechtstraße in Berlin-Neukölln. Drei der Söhne wurden nach Abschluss der Schule Tischler und arbeiteten im Betrieb ihres Vaters mit. Philipp erlernte das Schmiedehandwerk.

Ende der 1920er-Jahre erwarb Markus Milet ein kleines Grundstück in Berlin-Frohnau, wo er gemeinsam mit seinen Söhnen ein Wochenendhaus für die Familie errichtete.

Im Jahr 1936 feierte die Tischlerei der Familie Milet ihr 20-jähriges Betriebsjubiläum. Der Handwerksbetrieb lief erfolgreich und Markus Milet bildete dort mehrere Lehrlinge gleichzeitig aus. Während der antisemitischen Novemberpogrome 1938 wurde auch die Tischlerei zum Ziel der gewaltsamen Zerstörungen; ein Lieferwagen wurde zertrümmert. Wenig später musste Markus Milet den Betrieb ganz aufgeben, da sein Gewerbeschein von den Behörden nicht verlängert wurde. Er fand keinen Käufer für die Werkstatt, doch der Hausbesitzer drängte ihn, die Räume frei zu machen. So musste Markus Milet die gesamte Einrichtung und Werkzeuge schließlich zu Schleuderpreisen verkaufen. Auch das selbst erbaute Wochenendhaus musste die Familie im Jahr 1938 aufgeben.

Markus Milet wurde zur Zwangsarbeit verpflichtet. Er musste in einer Fabrik arbeiten und später als Straßenkehrer. Sein jüngster Sohn Max leistete Zwangsarbeit in verschiedenen Tischlereien und war zuletzt als Hilfsarbeiter in Berlin-Heiligensee beim Barackenbau eingesetzt.

Markus Milets letzter Wohnsitz war in der Stargarder Straße 38 in Berlin-Prenzlauer Berg.

Anfang 1943 wurde Markus Milet in das Jüdische Krankenhaus im Berliner Wedding eingewiesen. Er soll sich bei der Zwangsarbeit Erfrierungen zugezogen haben und litt darüber hinaus an Diabetes. Im Krankenhaus starb Markus Milet am 18. Januar 1943 im Alter von 65 Jahren. Angeblich wurde ihm eine Morphiumspritze verabreicht, um ihm die Qualen der bevorstehenden Deportation zu ersparen, die er in seinem Zustand nicht überlebt hätte.

Nur zwei der vier Söhne von Markus Milet überlebten die nationalsozialistische Verfolgung. Walter Milet hatte eine nichtjüdische Frau geheiratet und war zum Christentum konvertiert. Durch den Schutz dieser „Mischehe“ entging er einer Deportation. Max Milet wurde 1940 zwangssterilisiert, konnte untertauchen und überlebte versteckt in Berlin. Leon Milet wurde am 10. März 1944 zunächst in das Ghetto Theresienstadt, dann weiter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Philipp Milet wurde 1939 verhaftet und kam ebenfalls ums Leben.