Clara Rosenbaum geb. Glaser

Verlegeort
Lindenstr. 69
Historischer Name
Lindenstr. 70
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
18. Juli 2007
Geboren
25. September 1876 in Ueckermünde (Pommern)
Deportation
am 05. September 1942 nach Riga
Ermordet
08. September 1942 in Riga

Clara Glaser wurde am 25. September 1876 in der mecklenburgischen Seehafenstadt Ueckermünde geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Simon Glaser und seiner Frau Minna, geborene Ewer. Clara wuchs im Kreis von zwei Geschwistern auf: Ihre Schwester Margarete wurde im März 1878 in Ueckermünde geboren, ihre Schwester Irmgard kam 1886 zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Clara und ihrer Geschwister in Ueckermünde haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur kleinen Jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Clara nicht mehr als 50 der rund 5400 Einwohner zählten.

Spätestens um die Jahrhundertwende muss die Familie nach Berlin gezogen sein. Hier heiratete Clara am 30. Juni 1903 den Handelsvertreter Felix Rosenbaum. Ihr Ehemann war am 14. Dezember 1874 als Sohn des Kaufmanns Michaelis Julius Rosenbaum und dessen Frau Emma, geborene Peritz, in Berlin zur Welt gekommen. Als Kaufmann vertrat er in Berlin die „Ostdeutsche Jutespinnerei & Weberei GmbH“, die ihren Firmensitz in Barth hatte, und er war bis 1914/1915 Direktor eines Unternehmens, das als „Phönix G.m.b.H.“ firmierte.

Vor der Hochzeit hatte Clara mit ihrer Familie in einer Wohnung in der Auguststraße 38 in Mitte gelebt. Nach der Trauung nahm sich Clara mit Felix Rosenbaum eine Wohnung in der Allensteiner Straße 30 (heutige Liselotte-Herrmann-Straße) im Prenzlauer Berg. Ihre Mutter, Minna Glaser, war bereits vor 1903 verstorben und ihr Vater, Simon Glaser, starb vor der Hochzeit ihrer Schwester Irmgard, die im Oktober 1910 den aus Grünberg in Schlesien (dem heutigen Zielona Góra) stammenden Handlungsgehilfen Georg Heydemann heiratete. Im Dezember 1913 heiratete schließlich ihre zweite Schwester Margarete in Berlin den Geschäftsvertreter Paul Lesser. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zogen Clara und Felix Rosenberg aus der Allensteiner Straße in eine Wohnung in der Raumerstraße 16 im Helmholtzkiez des Prenzlauer Bergs. Im selben Jahr verstarb Claras Schwester Irmgard in Berlin im Alter von 34 Jahren. Ein zweiter Trauerfall ereignete sich in der Familie, als am 31. Januar 1927 Claras Ehemann Felix Rosenbaum im Alter von 52 Jahren verstarb.

Clara schaltete im Berliner Tageblatt vom 3. Februar 1927 eine Traueranzeige mit folgendem Wortlaut: „Am 31. Januar ist mein innigstgeliebter Mann, unser lieber Schwager und Onkel Felix Rosenbaum nach kurzem, schwerem Leiden im 52. Lebensjahr sanft entschlafen. Im Namen aller Hinterbliebenen Clara Rosenbaum, geb. Glaser. Raumerstrasse 16. Beerdigung: Freitag, 10 Uhr, Weissensee, Neue Halle. Von Beileidsbesuchen bitte ich abzusehen.“ 1932/1933 zog die verwitwete Clara zu ihrer Schwester Margarete und deren Ehemann Paul Lesser in die Lindenstraße 70 in Kreuzberg. In der Lindenstraße betrieb Clara in den 1930er-Jahren eine Buch- und Kunstdruckerei. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Clara Rosenberg im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Clara Rosenbaum und ihre Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Lessers und Clara Rosenbaum zunehmend in die Position von Rechtlosen. Ob Clara in den 1930er-Jahren, insbesondere nach den Gewaltexzessen der Pogrome im Mai und November 1938 Schritte verfolgten, Deutschland zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten Pläne bestanden haben, so scheiterten diese. Vermutlich 1938/1939 musste Clara ihre Buchdruckerei aufgeben, jedenfalls wird sie in den entsprechenden Adressbüchern Berlins in diesen Jahren letztmalig als Inhaberin aufgeführt.

Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Clara Rosenbaum zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Anfang 1941 mussten Margarete und Paul Lesser ihre langjährige Wohnung in der Lindenstraße 70 räumen. Sie nahmen sich zusammen mit Clara Rosenbaum ein Zimmer zur Untermiete in der Elsässerstraße 54 bei Schmoll. Am 18. September 1941 starb Margaretes 64-jähriger Ehemann Paul unter ungeklärten Umständen in Berlin. Margarete Lesser musste laut ihrer „Vermögenserklärung“, die sie kurz vor ihrer Deportation ausfüllen musste, Pflichtarbeit in einer Küche in der Johannisstraße 16, dem ehemaligen Gebäude der Jüdischen Reformgemeinde, leisten. Clara Rosenberg war zuletzt bei dem Rabbiner Dr. Max Weyl (1873–1942) bei der Jüdischen Gemeinde beschäftigt, bevor dieser im August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort ermordet wurde.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Die beiden Schwestern Clara Rosenbaum und Margarete Lesser erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Sie wurden mit dem „19. Osttransport“, der ursprünglich für den 31. August 1942 geplant war, aber erst am 5. September Berlin verließ, in das Ghetto Riga deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Clara Rosenbaum war zum Zeitpunkt der Deportation 66 Jahre alt; ihre Schwester Margarete 64 Jahre.

Clara Glaser wurde am 25. September 1876 in der mecklenburgischen Seehafenstadt Ueckermünde geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Simon Glaser und seiner Frau Minna, geborene Ewer. Clara wuchs im Kreis von zwei Geschwistern auf: Ihre Schwester Margarete wurde im März 1878 in Ueckermünde geboren, ihre Schwester Irmgard kam 1886 zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Clara und ihrer Geschwister in Ueckermünde haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur kleinen Jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Clara nicht mehr als 50 der rund 5400 Einwohner zählten.

Spätestens um die Jahrhundertwende muss die Familie nach Berlin gezogen sein. Hier heiratete Clara am 30. Juni 1903 den Handelsvertreter Felix Rosenbaum. Ihr Ehemann war am 14. Dezember 1874 als Sohn des Kaufmanns Michaelis Julius Rosenbaum und dessen Frau Emma, geborene Peritz, in Berlin zur Welt gekommen. Als Kaufmann vertrat er in Berlin die „Ostdeutsche Jutespinnerei & Weberei GmbH“, die ihren Firmensitz in Barth hatte, und er war bis 1914/1915 Direktor eines Unternehmens, das als „Phönix G.m.b.H.“ firmierte.

Vor der Hochzeit hatte Clara mit ihrer Familie in einer Wohnung in der Auguststraße 38 in Mitte gelebt. Nach der Trauung nahm sich Clara mit Felix Rosenbaum eine Wohnung in der Allensteiner Straße 30 (heutige Liselotte-Herrmann-Straße) im Prenzlauer Berg. Ihre Mutter, Minna Glaser, war bereits vor 1903 verstorben und ihr Vater, Simon Glaser, starb vor der Hochzeit ihrer Schwester Irmgard, die im Oktober 1910 den aus Grünberg in Schlesien (dem heutigen Zielona Góra) stammenden Handlungsgehilfen Georg Heydemann heiratete. Im Dezember 1913 heiratete schließlich ihre zweite Schwester Margarete in Berlin den Geschäftsvertreter Paul Lesser. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zogen Clara und Felix Rosenberg aus der Allensteiner Straße in eine Wohnung in der Raumerstraße 16 im Helmholtzkiez des Prenzlauer Bergs. Im selben Jahr verstarb Claras Schwester Irmgard in Berlin im Alter von 34 Jahren. Ein zweiter Trauerfall ereignete sich in der Familie, als am 31. Januar 1927 Claras Ehemann Felix Rosenbaum im Alter von 52 Jahren verstarb.

Clara schaltete im Berliner Tageblatt vom 3. Februar 1927 eine Traueranzeige mit folgendem Wortlaut: „Am 31. Januar ist mein innigstgeliebter Mann, unser lieber Schwager und Onkel Felix Rosenbaum nach kurzem, schwerem Leiden im 52. Lebensjahr sanft entschlafen. Im Namen aller Hinterbliebenen Clara Rosenbaum, geb. Glaser. Raumerstrasse 16. Beerdigung: Freitag, 10 Uhr, Weissensee, Neue Halle. Von Beileidsbesuchen bitte ich abzusehen.“ 1932/1933 zog die verwitwete Clara zu ihrer Schwester Margarete und deren Ehemann Paul Lesser in die Lindenstraße 70 in Kreuzberg. In der Lindenstraße betrieb Clara in den 1930er-Jahren eine Buch- und Kunstdruckerei. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Clara Rosenberg im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Clara Rosenbaum und ihre Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Lessers und Clara Rosenbaum zunehmend in die Position von Rechtlosen. Ob Clara in den 1930er-Jahren, insbesondere nach den Gewaltexzessen der Pogrome im Juni und November 1938 Schritte verfolgten, Deutschland zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten Pläne bestanden haben, so scheiterten diese. Vermutlich 1938/1939 musste Clara ihre Buchdruckerei aufgeben, jedenfalls wird sie in den entsprechenden Adressbüchern Berlins in diesen Jahren letztmalig als Inhaberin aufgeführt.

Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Clara Rosenbaum zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Anfang 1941 mussten Margarete und Paul Lesser ihre langjährige Wohnung in der Lindenstraße 70 räumen. Sie nahmen sich zusammen mit Clara Rosenbaum ein Zimmer zur Untermiete in der Elsässerstraße 54 bei Schmoll. Am 18. September 1941 starb Margaretes 64-jähriger Ehemann Paul unter ungeklärten Umständen in Berlin. Margarete Lesser musste laut ihrer „Vermögenserklärung“, die sie kurz vor ihrer Deportation ausfüllen musste, Pflichtarbeit in einer Küche in der Johannisstraße 16, dem ehemaligen Gebäude der Jüdischen Reformgemeinde, leisten. Clara Rosenberg war zuletzt bei dem Rabbiner Dr. Max Weyl (1873–1942) bei der Jüdischen Gemeinde beschäftigt, bevor dieser im August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort ermordet wurde.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Die beiden Schwestern Clara Rosenbaum und Margarete Lesser erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Sie wurden mit dem „19. Osttransport“, der ursprünglich für den 31. August 1942 geplant war, aber erst am 5. September Berlin verließ, in das Ghetto Riga deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Clara Rosenbaum war zum Zeitpunkt der Deportation 66 Jahre alt; ihre Schwester Margarete 64 Jahre.