Ella Weiler geb. Ederheimer

Verlegeort
Lynarstr. 11
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg-Wilmersdorf
Verlegedatum
17. Mai 2023
Geboren
14. Dezember 1879 in Frankfurt (Main)
Deportation
am 08. Juli 1942 nach Ghetto Theresienstadt
Später deportiert
am 19. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
1942 in Treblinka

Ella Ederheimer kam am 14. Dezember 1879 in Frankfurt/Main als Tochter des Samuel Ederheimer und seiner Frau Pauline (geborene Honig) zur Welt.
1903 heiratete sie in Frankfurt den Kaufmann Fritz Weiler. Das Paar bekam zwei Kinder: Carl am 31. Juli 1904 und Mathilde am 29. Dezember 1908. Ihr Mann handelte damals mit Lederwaren.


1914 zog die Familie auf Bitten des Vaters von Fritz, Moses Weiler, dann nach Brakel, Kreis Höxter. Hier trat Fritz in die teilweise seiner Familie gehörende Firma Weiler, Heineberg & Flechtheim A.G. ein, einen in der Region führenden  Landhandel. Sein Bruder Hermann war ebenfalls in der Firma tätig. Fritz Weiler wurde Vorstandsmitglied und bezog ein Monatsgehalt von 2000 RM. Ihm gehörte 1/5 des Aktienkapitals von 200.000,- RM.


Um 1920 kaufte er eine Villa in Brakel, Am Gänseanger 5, die zwölf Zimmer hatte sowie Küche, 2 Badezimmer, einen Weinkeller und Nebengelass, auch befand sich im Haus ein Lastenaufzug für Speisen und Getränke. Die Familie beschäftigte eine Köchin und ein Hausmädchen. Durch den wachsenden Druck der Nationalsozialisten auf jüdisches Vermögen in Deutschland litt auch die Familie Weiler. 1936 musste die Villa verkauft werden, die Einrichtung wurde teils nach Berlin verschickt, zum Teil veräußert. Im selben Jahr wurde die Firma Weiler, Heineberg & Flechtheim A.G. „arisiert“. Fritz Weiler und seine Frau zogen 1937 nach Berlin, wo Fritz ein Handelsgeschäft für Sämereien in der Lietzenburger Straße 5 betrieb- Privat lebte das Paar in der Lynarstraße 11 in Grunewald in einer Fünf-Zimmer-Wohnung. Ellas Sohn Carl studierte Jura in Freiburg und Breslau und wurde promoviert. Nach seiner Ernennung zum Hilfsrichter in Berlin 1933 wurde er wegen der antijüdischen Gesetzgebungen bereits im selben Jahr wieder entlassen. Er arbeitete fortan bis zu deren Verlust als Rechtsberater der elterlichen Firma in Brakel. Ende 1937 gelang ihm die Emigration. Mathilde hatte sich verheiratet und lebte mit ihrem Mann, Joszef Fodor, in Budapest. Carl lebte bis zu seiner Emigration in der Lietzenburger Straße 5.


Ella und Fritz versuchten über die Schweiz auszuwandern, zu diesem Zweck packten sie zwei große Koffer und übergaben diese der Spedition Charles Brändli A.G. in Basel. Die Auswanderung scheiterte jedoch aus uns unbekannten Gründen. Zu diesem Zeitpunkt nannte Fritz Weiler immer noch ein Vermögen von ca. 30.000,- RM sein eigen.


Am 8. Juli 1942 wurde das Ehepaar Weiler aus der Lynarstraße 11 über den Anhalter Bahnhof mit dem 17. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Ella und Fritz verließen ihren letzten unfreiwilligen Aufenthaltsort, Theresienstadt am 19. September 1942. Sie erreichten mit einem Transport das Vernichtungslager Treblinka, wo sie sofort ermordet wurden.Sohn Carl lebte ab 1937 in den USA. Bei der Überfahrt führte er Schuhcreme der Marke Collonil mit sich. Die Büchse wurde von seinen Töchtern neben anderen Gegenständen dem USHMM gestiftet. Carl heiratete die 1938 emigrierte Dr. Mina Kaufmann. Er arbeitete als Buchhalter in einer Weinhandlung, 1988 starb er in Baltimore. Carl und Mina hatten zwei Töchter: Judy verheiratete Gartner und Susan verheiratete Oberfeld.Die Tochter Mathilde hatte am 14. Juli 1936 den Sohn Alexander Karl (Charles) geboren. 1944 wurde Mathilde aus Budapest deportiert, in Österreich wurde sie im KZ Lichtenwörth bei Schanzarbeiten eingesetzt, wo sie Ende 1944/Anfang 1945 an Typhus und Unterernährung starb. Ihr Sohn und ihr Mann konnten sich den Verfolgungen in Ungarn entziehen.