Frieda Sara Wiener

Verlegeort
Mommsenstr. 18
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. November 2021
Geboren
16. November 1901 in Berlin
Deportation
am 19. Januar 1942 nach Riga
Später deportiert
1944 nach Stutthof
Ermordet
01. Dezember 1944 in Stutthof

Frieda Wiener war die Tochter des Buchdruckers und Schriftsetzers Gustav Naphtali Wiener – er stammte aus dem Raum Hannover - und der Näherin Martha Wiener geb. Heimann. Martha war als Tochter eines Schneidermeisters in Danzig geboren worden. Zur Zeit ihrer Hochzeit am 10. Oktober 1899 wohnten beide in Pankow – Niederschönhausen.
 Das erste Kind der Wieners, ein Junge, kam im ersten Jahr ihrer Ehe tot zur Welt.
Frieda Sara – ihr zweiter Vorname war zugleich ihr späterer Zwangsname - wurde am 16. November 1901 geboren. Noch wohnten die Wieners in der Danziger Straße in Niederschönhausen. Bald darauf erfolgte ein Umzug nach Reinickendorf. Dort wurde am 23. November 1903 Friedas Schwester Thekla Ester geboren. Frieda wird sich später kaum an die kleine Schwester erinnert haben, denn diese wurde nur 9 Monate alt und starb im September 1903. Friedas Mutter war damals hochschwanger und brachte am 26. Dezember 1903 den Sohn Hans Sirach zur Welt. Ein weiterer Bruder, Kurt Ely, wurde am 31. März 1905 geboren.

Als Friedas Mutter Martha 1922 starb, wird Frieda schon ihren Unterhalt eigenständig verdient haben. Sie war – ganz in der mütterlichen Familientradition - von Beruf Schneiderin. Da sie ledig blieb und die Einkünfte aus ihrer Arbeit ihr sicherlich keine großen Sprünge erlaubten, wohnte sie wohl ihr ganzes Leben lang bei Anderen zur Untermiete. Es existieren keinerlei Dokumente, die Aufschluss über ihre Anschriften geben könnten.

In der Sonderkartei für Juden, die im Mai 1939 im Zuge einer Volkszählung angelegt wurde, ist Frieda Wiener als Untermieterin bei Rosa Hirsch geb. Jacobi in der Mommsenstraße 18 genannt.

Weil ein NSDAP Parteigenosse die Räume beanspruchte, wurde Rosa Hirsch 1939 aus dieser Wohnung vertrieben und in die Duisburger Straße 19 eingewiesen und so musste auch Frieda Wiener umziehen. Sie kam 2 Häuser weiter in der Mommsenstraße 20 unter. In diesem Haus wohnte die 10 Jahre ältere Ida Linde und es ist sehr wahrscheinlich, dass Frieda bei ihr ein Zimmer bezog. Beide Frauen wurden am 19. Januar 1942 in dem 1009 Menschen umfassenden IX.Transport nach Riga verschleppt. Der Transport ging vom Bahnhof Berlin Grunewald ab, trotz eisiger Kälte in gedeckten Güterwagen. 
1944 begann man angesichts des Vorrückens der Roten Armee, die Insassen des Rigaer Ghettos auf dem Seeweg in das bei Danzig gelegene KZ Stutthof zu transportieren. Am 9. August traf der erste von vier Transporten aus Riga in Stutthof ein. Es war der Todestag Ida Lindes, möglicherweise hat sie schon den Transport im Bauch des Schiffes, wo die Menschen „wie Heringe zusammengedrängt, ohne Wasser und Toiletten“ lagen, nicht überlebt.
In Stutthof erfuhren die Menschen noch einmal die ganze grausame Wirklichkeit eines Konzentrationslagers mit Hunger, Schlägen, Appellen und Tag und Nacht brennenden Krematoriumsöfen.

Es ist nicht bekannt, mit welchem der vier Transporte aus Riga Frieda Wiener nach Stutthof gebracht wurde, ihr Todestag ist auf den 1. Dezember 1944 festgelegt.


Vor ihrer eigenen Deportation hatte Frieda erleben müssen, wie ihre Brüder verfolgt und verhaftet wurden. 
Kurt, von Beruf Buchbinder, gelang es unterzutauchen und er überlebte unter unbekannten Umständen den Holocaust.1934 hatte er die Wäschenäherin Lilly Rosenthal geheiratet, deren Schicksal unbekannt blieb. 1950 lebte er in Kleinmachnow, heiratete dort ein zweites Mal und 1953 ein drittes Mal.

Hans wurde 1937 unter dem Vorwand „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und zunächst ins Zuchthaus Brandenburg - Görden eingeliefert, von 1940 bis 1942 saß er im KZ Sachsenhausen ein und wurde im Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert. Dort arbeitete er als Häftlingspfleger im Krankenbau, später kam er ins Nebenlager Schwientochlowitz. Im Januar 1945, nachdem das Vernichtungslager Auschwitz aufgelöst worden war, verbrachte man ihn nach Mauthausen, wo er am 6. Mai durch Einheiten der US Army befreit wurde. Im Auschwitz Prozess 1964 trat er als Zeuge in der Strafsache Mulka auf. 
Seine Ehe mit der evangelischen Telefonistin Elsbeth Rieger war 1941 während seiner Haftzeit in Sachsenhausen geschieden worden. Das Ehepaar hatte ein Kind.

Gustav Wiener, der im März 1928 wieder geheiratet hatte, wurde am 2. März 1943 mit dem „32. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Vielleicht ist er seinem Sohn Hans unter diesen elenden Umständen noch einmal begegnet. Er hat das Vernichtungslager nicht überlebt.

 

Frieda Wiener war die Tochter des Buchdruckers und Schriftsetzers Gustav Naphtali Wiener – er stammte aus dem Raum Hannover - und der Näherin Martha Wiener geb. Heimann. Martha war als Tochter eines Schneidermeisters in Danzig geboren worden. Zur Zeit ihrer Hochzeit am 10. Oktober 1899 wohnten beide in Pankow – Niederschönhausen. Das erste Kind der Wieners, ein Junge, kam im ersten Jahr ihrer Ehe tot zur Welt. Frieda Sara – ihr zweiter Vorname war zugleich ihr späterer Zwangsname - wurde am 16. November 1901 geboren. Noch wohnten die Wieners in der Danziger Straße in Niederschönhausen. Bald darauf erfolgte ein Umzug nach Reinickendorf. Dort wurde am 23. November 1903 Friedas Schwester Thekla Ester geboren. Frieda wird sich später kaum an die kleine Schwester erinnert haben, denn diese wurde nur 9 Monate alt und starb im September 1903. Friedas Mutter war damals hochschwanger und brachte am 26. Dezember 1903 den Sohn Hans Sirach zur Welt. Ein weiterer Bruder, Kurt Ely, wurde am 31. März 1905 geboren.

Als Friedas Mutter Martha 1922 starb, wird Frieda schon ihren Unterhalt eigenständig verdient haben. Sie war – ganz in der mütterlichen Familientradition - von Beruf Schneiderin. Da sie ledig blieb und die Einkünfte aus ihrer Arbeit ihr sicherlich keine großen Sprünge erlaubten, wohnte sie wohl ihr ganzes Leben lang bei Anderen zur Untermiete. Es existieren keinerlei Dokumente, die Aufschluss über ihre Anschriften geben könnten.

In der Sonderkartei für Juden, die im Mai 1939 im Zuge einer Volkszählung angelegt wurde, ist Frieda Wiener als Untermieterin bei Rosa Hirsch geb. Jacobi in der Mommsenstraße 18 genannt.

Weil ein NSDAP Parteigenosse die Räume beanspruchte, wurde Rosa Hirsch 1939 aus dieser Wohnung vertrieben und in die Duisburger Straße 19 eingewiesen und so musste auch Frieda Wiener umziehen. Sie kam 2 Häuser weiter in der Mommsenstraße 20 unter. In diesem Haus wohnte die 10 Jahre ältere Ida Linde und es ist sehr wahrscheinlich, dass Frieda bei ihr ein Zimmer bezog. Beide Frauen wurden am 19. Januar 1942 in dem 1009 Menschen umfassenden IX. Transport nach Riga verschleppt. Der Transport ging vom Bahnhof Berlin Grunewald ab, trotz eisiger Kälte in gedeckten Güterwagen. 1944 begann man angesichts des Vorrückens der Roten Armee, die Insassen des Rigaer Ghettos auf dem Seeweg in das bei Danzig gelegene KZ Stutthof zu transportieren. Am 9. August traf der erste von vier Transporten aus Riga in Stutthof ein. Es war der Todestag Ida Lindes, möglicherweise hat sie schon den Transport im Bauch des Schiffes, wo die Menschen „wie Heringe zusammengedrängt, ohne Wasser und Toiletten“ lagen, nicht überlebt. In Stutthof erfuhren die Menschen noch einmal die ganze grausame Wirklichkeit eines Konzentrationslagers mit Hunger, Schlägen, Appellen und Tag und Nacht brennenden Krematoriumsöfen.
Es ist nicht bekannt, mit welchem der vier Transporte aus Riga Frieda Wiener nach Stutthof gebracht wurde, ihr Todestag ist auf den 1. Dezember 1944 festgelegt.

Vor ihrer eigenen Deportation hatte Frieda erleben müssen, wie ihre Brüder verfolgt und verhaftet wurden. Kurt, von Beruf Buchbinder, gelang es unterzutauchen und er überlebte unter unbekannten Umständen den Holocaust.1934 hatte er die Wäschenäherin Lilly Rosenthal geheiratet, deren Schicksal unbekannt blieb. 1950 lebte er in Kleinmachnow, heiratete dort ein zweites Mal und 1953 ein drittes Mal.

Hans wurde 1937 unter dem Vorwand „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und zunächst ins Zuchthaus Brandenburg - Görden eingeliefert, von 1940 bis 1942 saß er im KZ Sachsenhausen ein und wurde im Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert. Dort arbeitete er als Häftlingspfleger im Krankenbau, später kam er ins Nebenlager Schwientochlowitz. Im Januar 1945, nachdem das Vernichtungslager Auschwitz aufgelöst worden war, verbrachte man ihn nach Mauthausen, wo er am 6. Mai durch Einheiten der US Army befreit wurde. Im Auschwitz Prozess 1964 trat er als Zeuge in der Strafsache Mulka auf. Seine Ehe mit der evangelischen Telefonistin Elsbeth Rieger war 1941 während seiner Haftzeit in Sachsenhausen geschieden worden. Das Ehepaar hatte ein Kind.

Gustav Wiener, der im März 1928 wieder geheiratet hatte, wurde am 2. März 1943 mit dem „32. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Vielleicht ist er seinem Sohn Hans unter diesen elenden Umständen noch einmal begegnet. Er hat das Vernichtungslager nicht überlebt.