Edith Bertha Port geb. Lucas

Verlegeort
Motzstraße 94
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
21. Oktober 2023
Geboren
24. Januar 1930 in Berlin
Flucht
1939 Australien
Überlebt

Edith Bertha Lucas wurde am 24. Januar 1930 in Berlin als zweites Kind der jüdischen Eheleute Otto und Ena Lucas geboren. Der Vater war Arzt und arbeitete sowohl als niedergelassener Internist und Allgemeinpraktiker als auch später als Chefarzt der Inneren Abteilung im Israelitischen Krankenheim der Gemeinde Adass Jisroel in Berlin, Elsässer Straße 85. Ihr Bruder Franz (später Frank) war drei Jahre älter.

Die Familie wohnte zunächst in der Landshuter Straße 34, ab 1933 in der Motzstraße 94. Bruder Frank Lucas schilderte in seinen Lebenserinnerungen, die er als alter Mann für seine Kinder und Enkel aufschrieb, den Umgang mit religiösen Dingen in der Familie wie folgt: „Bei uns zuhause feierten wir Freitagabend Schabbat, außerdem Pessach, Chanukka und hohe Feiertage“.  [Original in Englisch]

Und über die Ereignisse des Novemberpogroms 1938: „Damals war ich elf Jahre alt und wurde wie üblich zur Schule geschickt, wobei ich auf meine kleine Schwester aufpassen musste. Während der Fahrt bemerkten wir, dass die Straßen mit Glasscherben übersät waren und dass überall antijüdische Parolen hingeschmiert wurden, viel mehr als sonst. In der Ferne war noch der Rauch der brennenden Synagogen zu sehen. Ich war sehr verängstigt.“  [Original in Englisch]

Schließlich entschloss sich die Familie, Deutschland zu verlassen. Im Frühjahr 1939 gelang die Flucht über England nach Australien. Ein dort lebender entfernter Verwandter hatte eine Bürgschaft für die Familie übernommen und ihr so die Einwanderung ermöglicht. In Sydney, wo die Familie fortan lebte, musste mühsam ein Neuanfang unternommen werden. Edith Lucas heiratete 1950 den ebenfalls aus Europa geflohenen Leo Port, der von 1975 bis zu seinem frühen Tod 1978 Oberbürgermeister (Lord Mayor) von Sydney war. Das Paar hatte drei Kinder.

Edith Lucas wurde 88 Jahre alt. Sie starb am 1. Februar 2018 in Sydney.

Der australische Filmemacher Aaron Lucas, ein Großneffe von Edith Lucas, hat 2022 basierend auf den Memoiren seines Großvaters Frank Lucas einen bewegenden Film („I’ll Be Frank“) über das Schicksal der Familie Lucas während des Nationalsozialismus gedreht: https://aaronlucasfilm.com/work/il…