Frank Samuel Lucas

Verlegeort
Motzstraße 94
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
21. Oktober 2023
Geboren
25. Februar 1927 in Berlin
Beruf
Arzt
Flucht
1939 Australien
Überlebt

Frank Lucas wurde als Franz Samuel Lucas am 25. Februar 1927 in Berlin als erstes Kind der jüdischen Eheleute Otto und Ena Lucas geboren. Der Vater war Arzt und arbeitete sowohl als niedergelassener Internist und Allgemeinpraktiker als auch später als Chefarzt der Inneren Abteilung im Israelitischen Krankenheim der Gemeinde Adass Jisroel in Berlin (Elsässer Straße 85).

Die Familie wohnte zunächst in der Landshuter Straße 34, ab 1933 in der Motzstraße 94. 1930 kam Franks Schwester Edith Bertha zur Welt. In seinen Lebenserinnerungen, die er als alter Mann für seine Kinder und Enkel aufschrieb, schilderte Frank Lucas auch den Umgang mit religiösen Dingen: „Bei uns zuhause feierten wir Freitagabend Schabbat, außerdem Pessach, Chanukka und hohe Feiertage. Zu anderen Gelegenheiten ging ich kaum in die Synagoge, bis ich etwa 10 Jahre alt war. Dann bin ich dem Chor der Synagoge in der Oranienburgerstraße beigetreten. Danach ging ich Freitagabends, Samstagmorgens und an allen heiligen Tagen sowie zweimal unter der Woche zum Gottesdienst. Wir wurden (als Chorsänger) nicht bezahlt, aber wir bekamen unsere Straßenbahnfahrkarten erstattet aus einer großen Ledergeldbörse mit einem Davidstern darauf. Ich habe dem Chorleiter vorgeschwindelt, wie viel Geld ich brauche, damit ich immer noch genug für ein Eis übrighatte.“  [Original in Englisch]

Über die Ereignisse des Novemberpogroms 1938 schrieb Frank Lucas rückblickend: „Damals war ich elf Jahre alt und wurde wie üblich zur Schule geschickt, wobei ich auf meine kleine Schwester aufpassen musste. Während der Fahrt bemerkten wir, dass die Straßen mit Glasscherben übersät waren und dass überall antijüdische Parolen hingeschmiert wurden, viel mehr als sonst. In der Ferne war noch der Rauch der brennenden Synagogen zu sehen. Ich war sehr verängstigt.“  [Original in Englisch]

Schließlich entschloss sich die Familie, Deutschland zu verlassen. Im Frühjahr 1939 gelang die Flucht über England nach Australien. Ein dort lebender entfernter Verwandter hatte eine Bürgschaft für die Familie übernommen und ihr so die Einwanderung ermöglicht. In Sydney, wo die Familie fortan lebte, musste mühsam ein Neuanfang unternommen werden. Franz Lucas änderte seinen Namen und nannte sich fortan Frank Lucas. Dieser Umstand war maßgeblich für den Titel des Films „I’ll be Frank“, den sein Enkel, der australische Filmemacher Aaron Lucas, im Jahr 2022 basierend auf den Lebenserinnerungen seines Großvaters drehte: https://aaronlucasfilm.com/work/il…

Frank Lucas studierte in Australien Medizin und wurde Arzt – wie sein Vater. Er heiratete und bekam mit seiner Frau Martha (geb. Balog) vier Kinder (13 Enkelkinder). Frank Lucas wurde 86 Jahre alt. Er starb am 26. Dezember 2013 in Sydney.