Ludwig Scherk

Verlegeort
Mozartstr. 10
Bezirk/Ortsteil
Lankwitz
Verlegedatum
08. Oktober 2022
Geboren
01. Mai 1880 in Schwersenz / Swarzędz
Beruf
Parfümfabrikant
Flucht
09.07.1938 England
Tot
04. August 1946 in London

Ludwig Scherk wurde am 1. Mai 1880 in Schwersenz (Swarzędz), zehn Kilometer östlich von Posen, geboren.
Seine Eltern waren der Kaufmann Herrmann Scherk (1832 – 1906) und Pauline Danziger (1835 – 1907), die ebenfalls aus Schwersenz stammten.
Ludwig war das jüngste von neun Kindern. Seine Geschwister waren:

- Heinrich * 12.05.1862 - 1934
- Rudolf * 07.05.1864 - 1919
- Benno * 22.12.1866 - 1943
- Cerline Lina *21.06.1868 - 1931
- Siegfried * 04.08.1869 - 1923
- Berthold *31.03.1871 - 1955
- Hulda * 23.12.1873 - 1952
- Alfred * 04.10.1877 - 1942
Ende des 19. Jahrhunderts zog die Familie ins prosperierende Berlin. Nachweislich der Berliner Adressbücher betrieb sein Vater Hermann bereits 1880 in Berlin (Mitte) einen Getreide und Spirituosenhandel in der Raupachstr. 13. Dort wohnte die Familie bis 1894, danach verlegte Hermann Scherk seinen Geschäftssitz wie auch die Wohnung in den Grünen Weg 121.
Ab 1905 lebten Ludwig Eltern in der Magdeburger Str. 33.
Am 18. April 1906 starb Vater Herrmann Scherk und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.

Von 1900 bis 1905 war Ludwig Scherk als Angestellter in der Parfümerie- und Kosmetikfabrik von
Dr. Moritz Albersheim in Frankfurt am Main beschäftigt. Der Chemiker Dr. Moritz Albersheim hatte die Parfümerie 1892 gegründet. Die Frankfurter Firma war eine weithin bekannte Adresse für qualitativ wie preislich hochwertige Düfte, Verwöhnartikel und exquisite Accessoires. Das
Ladengeschäft befand sich in der Kaiserstraße, der Standort von Verwaltung und Produktion war in der Nähe des Hauptbahnhofs, in der heutigen Karlsruher Straße.
Zurück in Berlin hatte Ludwig Scherk 1906 ein Geschäft mit „Parfümerie und Toilettenartikel“ in der Joachimsthaler Str. 9 eröffnet. Für die Produkte von Dr. Moritz Albersheim hatte er
die Alleinvertriebsrechte in der Hauptstadt. Seine verwitwete Mutter Pauline wohnte bei ihm in der Steglitzer Str. 40. Die Mutter Pauline starb 1907.

Während seiner Angestelltenjahre bei Dr. Moritz Albersheim in Frankfurt hatte Ludwig bereits dessen Nichte Alice Carsch als junges Mädchen kennengelernt. Alice wurde am 11. Februar 1888 als sechstes Kind des in Frankfurt am Main lebenden jüdischen Unternehmerpaares Gustav Carsch (1850-1895) und Susanne Albersheim (1852-1906) geboren. Gustav Carsch betrieb Kaufhäuser für Herren- und Knaben-Konfektionskleidung in Frankfurt am Main und mehreren weiteren Städten. Alice erhielt eine musikalische Ausbildung am angesehenen Dr. Hoch’s Konservatorium, das damals in der Eschersheimer Landstraße 4 residierte.

Am 20. Januar 1911 heirateten Alice Carsch und Ludwig Scherk. Nach der Heirat lebte das junge Ehepaar in Berlin in der Augsburger Str. 33. Spätestens nach der Heirat mit Alice Carsch begann Ludwig Scherk mit der Herstellung von eigenen hochwertigen Kosmetikartikeln. Die Marke Scherk wurde gegründet.
Am 8. März 1913 wurde der erste Sohn, Walter, geboren.
1914 wurde Ludwig Scherk zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen.
Am 26. Mai 1918 wurde der zweite Sohn, Fritz, geboren. Im September 1918 zog die Familie in eine größere Wohnung in der Clausewitzstraße 5 nach Charlottenburg um.

In den 1920er Jahren expandierte die Firma Scherk mit Filialgründungen im Ausland: So gab es Scherk-Kosmetik nicht nur in Paris, sondern seit 1921 auch in New York eine Filiale „Parfumerie Scherk Berlin“ in der 47. Straße in Manhattan. 1923 wurde sogar in den USA hergestellt.
Ab 1925/6 wurde in Berlin am neuen Firmensitz in Steglitz, Kelchstr. 31 produziert. Die Zahl der Beschäftigen stieg auf über 400. Ludwigs Ehefrau Alice beeinflusste jahrelang maßgeblich das Design von Parfümflakons und Kosmetikartikeln.
1925 wurde auch ein Grundstück in der Mozartstr. 8-10 in Lankwitz erworben. Es diente der Familie einige Jahre als Garten. 1931 wurde das Wohnhaus fertiggestellt und der Umzug aus der Clausewitzstr. 5 nach Lankwitz erfolgte.

Scherk entwickelte sich neben Schering und Nivea zur dritten großen Marke am deutschen Kosmetikmarkt. 1926 eröffneten Ludwig Scherk und sein Bruder Berthold am Kurfürstendamm 231 ein hochmodernes Geschäft mit Parfümerieartikeln im Erdgeschoss und feinen Lederwaren im 1. Stock. Der bekannte Architekt Otto Salvisberg gestaltete 1927 Fassade und Innenausstattung völlig um. Interieur und Angebot vermittelten ein neues luxuriöses Einkaufserlebnis. Scherk- Geschäfte florierten "weltweit".

Die Erziehung der Söhne Walter und Fritz war ganz auf die Nachfolge im väterlichen Unternehmen ausgerichtet. So wurde der ältere Sohn Walter 1928 mit knapp sechzehn Jahren von der Schule genommen, um ihn auf die Kaufmannslehre und Aufenthalte im Ausland vorzubereiten.
Bei Ludwig Scherks Ehefrau Alice wuchs jedoch ihre Schwermut. In ihren Tagebüchern notierte sie schon Anfang der 1920ger Jahre, dass sie unter der antisemitischen Stimmung in Deutschland litt. Vermutlich verstärkte die endgültige Machübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 ihre Depressionen.
Am 24. April 1934 wurde sie im Wohnhaus tot aufgefunden.

Ludwig Scherk hielt trotz zunehmender Repressionen durch die Nationalsozialisten an der Kosmetik-Produktion fest. Aber die Rohstofflieferungen und die Produktion wurden für jüdische Unternehmer immer stärker eingeschränkt.
1938 wurde Scherk gezwungen, das Unternehmen an die Schering AG zu verkaufen.
Am 9. Juli 1938 emigrierte Ludwig Scherk nach London, wo er am 4. August 1946 starb.

Auch die Söhne Walter und Fritz konnten der Verfolgung durch Flucht entkommen: Walter über Frankreich und USA, Fritz schloss sich der französischen Fremdenlegion an und floh vom Einsatz in Nordafrika über Ägypten nach Israel.
1950 kehrte Fritz nach Berlin zurück, kaufte von Schering das Produktionsgebäude in der Kelchstr. 11 zurück und begann erneut mit der Herstellung von Kosmetikartikeln.
Walter kehrte nach Paris zurück. Er hatte das Alleinvertretungsrecht für Scherk in Frankreich und baute hier die Firma wieder auf.
Fritz Scherk starb im Jahr 1995 in Jerusalem.
Walter Scherk starb – laut Auskunft von Verwandten – im Jahr 2002 in Kambodscha.

Ludwig Scherk wurde am 1. Mai 1880 in Schwersenz (Swarzędz), zehn Kilometer östlich von Posen, geboren.
Seine Eltern waren der Kaufmann Herrmann Scherk (1832–1906) und Pauline Danziger (1835–1907), die ebenfalls aus Schwersenz stammten.
Ludwig war das jüngste von neun Kindern. Seine Geschwister waren:

  • Heinrich * 12.05.1862–1934
  • Rudolf * 07.05.1864–1919
  • Benno * 22.12.1866–1943
  • Cerline Lina * 21.06.1868–1931
  • Siegfried * 04.08.1869–1923
  • Berthold *31.03.1871–1955
  • Hulda * 23.12.1873–1952
  • Alfred * 04.10.1877–1942

Ende des 19. Jahrhunderts zog die Familie ins prosperierende Berlin. Den Berliner Adressbüchern zufolge betrieb Ludwigs Vater Hermann bereits 1880 in Berlin (Mitte) einen Getreide- und Spirituosenhandel in der Raupachstraße 13. Dort wohnte die Familie bis 1894, danach verlegte Hermann Scherk seinen Geschäftssitz wie auch die Wohnung in den Grünen Weg 121.
Ab 1905 lebten Ludwig Scherks Eltern in der Magdeburger Straße 33. Am 18. April 1906 starb Herrmann Scherk und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.

Von 1900 bis 1905 war Ludwig Scherk als Angestellter in der Parfümerie- und Kosmetikfabrik von Dr. Moritz Albersheim in Frankfurt am Main beschäftigt. Der Chemiker Dr. Moritz Albersheim hatte die Parfümerie 1892 gegründet. Die Frankfurter Firma war eine weithin bekannte Adresse für qualitativ wie preislich hochwertige Düfte, Verwöhnartikel und exquisite Accessoires. Das Ladengeschäft befand sich in der Kaiserstraße, der Standort von Verwaltung und Produktion war in der Nähe des Hauptbahnhofs, in der heutigen Karlsruher Straße.
Zurück in Berlin hatte Ludwig Scherk 1906 ein Geschäft für „Parfümerie und Toilettenartikel“ in der Joachimsthaler Straße 9 eröffnet. Für die Produkte von Dr. Moritz Albersheim hatte er die Alleinvertriebsrechte in der Hauptstadt. Seine verwitwete Mutter Pauline wohnte bei ihm in der Steglitzer Straße 40, bis zu ihrem Tod im September 1907.

Während seiner Angestelltenjahre bei Dr. Moritz Albersheim in Frankfurt hatte Ludwig dessen Nichte Alice Carsch bereits als junges Mädchen kennengelernt. Alice war am 11. Februar 1888 als sechstes Kind des in Frankfurt am Main lebenden jüdischen Unternehmerpaares Gustav Carsch (1850–1895) und Susanne Albersheim (1852–1906) geboren worden. Gustav Carsch betrieb Kaufhäuser für Herren- und Knaben-Konfektionskleidung in Frankfurt am Main und mehreren weiteren Städten. Alice erhielt eine musikalische Ausbildung am angesehenen Dr. Hoch’s Konservatorium, das damals in der Eschersheimer Landstraße 4 residierte.

Am 20. Januar 1911 heirateten Alice Carsch und Ludwig Scherk. Nach der Heirat lebte das junge Ehepaar in Berlin in der Augsburger Straße 33. Spätestens nach der Heirat mit Alice Carsch begann Ludwig Scherk mit der Herstellung von eigenen hochwertigen Kosmetikartikeln. Die Marke Scherk wurde gegründet.

Am 8. März 1913 wurde der erste Sohn Walter geboren. Im folgenden Jahr wurde Ludwig Scherk zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Am 26. Mai 1918 kam der zweite Sohn Fritz zur Welt. Im September 1918 zog die Familie in eine größere Wohnung in der Clausewitzstraße 5 nach Charlottenburg um.

In den 1920er Jahren expandierte die Firma Scherk mit Filialgründungen im Ausland: So gab es Scherk-Kosmetik nicht nur in Paris, sondern seit 1921 auch eine New Yorker Filiale der „Parfumerie Scherk Berlin“ in der 47. Straße in Manhattan. 1923 wurde sogar in den USA hergestellt.
Ab 1925/6 wurde in Berlin am neuen Firmensitz in Steglitz in der Kelchstraße 31 produziert. Die Zahl der Beschäftigen stieg auf über 400. Ludwigs Ehefrau Alice beeinflusste jahrelang maßgeblich das Design von Parfümflakons und Kosmetikartikeln.
1925 wurde auch ein Grundstück in der Mozartstraße 8–10 in Lankwitz erworben, das der Familie einige Jahre als Garten diente. 1931 wurde dort ein Wohnhaus fertiggestellt und der Umzug aus der Clausewitzstraße 5 nach Lankwitz erfolgte.

Scherk entwickelte sich neben Schering und Nivea zur dritten großen Marke am deutschen Kosmetikmarkt. 1926 eröffneten Ludwig Scherk und sein Bruder Berthold am Kurfürstendamm 231 ein hochmodernes Geschäft mit Parfümerieartikeln im Erdgeschoss und feinen Lederwaren im 1. Stock. Der bekannte Architekt Otto Salvisberg gestaltete 1927 Fassade und Innenausstattung völlig um. Interieur und Angebot vermittelten ein neues luxuriöses Einkaufserlebnis. Scherk-Geschäfte florierten auch international.

Die Erziehung der Söhne Walter und Fritz war ganz auf die Nachfolge im väterlichen Unternehmen ausgerichtet. So wurde der ältere Sohn Walter 1928 mit knapp sechzehn Jahren von der Schule genommen, um ihn auf die Kaufmannslehre und Aufenthalte im Ausland vorzubereiten.
Bei Ludwig Scherks Ehefrau Alice wuchs jedoch ihr Schwermut. In ihren Tagebüchern notierte sie schon Anfang der 1920ger Jahre, dass sie unter der antisemitischen Stimmung in Deutschland litt. Vermutlich verstärkte die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 ihre Depressionen.
Am 24. April 1934 wurde sie im Wohnhaus der Familie tot aufgefunden.

Ludwig Scherk hielt trotz zunehmender Repressionen durch die Nationalsozialisten an der Kosmetikherstellung fest. Aber die Rohstofflieferungen und die Produktion wurden für jüdische Unternehmer immer stärker eingeschränkt. 1938 wurde Scherk gezwungen, das Unternehmen an die Schering AG zu verkaufen.
Am 9. Juli 1938 emigrierte Ludwig Scherk nach London, wo er am 4. August 1946 starb.

Auch die Söhne Walter und Fritz konnten der Verfolgung durch Flucht entkommen: Walter ging über Frankreich in die USA, Fritz schloss sich der französischen Fremdenlegion an und floh vom Einsatz in Nordafrika über Ägypten nach Israel.
1950 kehrte Fritz nach Berlin zurück, kaufte von Schering das Produktionsgebäude in der Kelchstraße 11 zurück und begann erneut mit der Herstellung von Kosmetikartikeln.
Walter kehrte nach Paris zurück. Er hatte das Alleinvertretungsrecht für Scherk in Frankreich und baute hier die Firma wieder auf.
Fritz Scherk starb im Jahr 1995 in Jerusalem, Walter Scherk laut Auskunft von Verwandten im Jahr 2002 in Kambodscha.