Alfred Tworoger

Verlegeort
Müllerstr. 126 a
Historischer Name
Müllerstr. 126
Bezirk/Ortsteil
Wedding
Verlegedatum
September 2009
Geboren
08. Dezember 1922 in Berlin
Flucht in den Tod
15. Mai 1943 in Berlin

Alfred Tworoger kam am 8. Dezember 1922 in Berlin als Sohn von Richard Tworoger und dessen Ehefrau Berta, geb. Peretz, zur Welt. Beide Eltern stammten aus der Provinz Posen und kamen vermutlich nach Ende des Ersten Weltkrieges nach Berlin. Der Vater Richard Tworoger war Kaufmann von Beruf und führte seit 1920 ein Geschäft für Textilwaren in der Brüsseler Straße 53 im Berliner Wedding. In dem Laden waren außer ihm noch zwei bis drei Angestellte beschäftigt. Auch die Mutter Berta Tworoger arbeitete im Geschäft, im Ein- und Verkauf.

Alfred Tworoger wuchs ohne Geschwister auf. 1925 brachte Berta Tworoger ein zweites Kind zur Welt, eine Tochter namens Frieda. Diese starb jedoch bereits kurz nach der Geburt. Alfred Tworoger besuchte bis etwa 1935 die Lehmannsche Privatschule an der Müllerstraße im Stadtteil Wedding. Als diese Schule schließen musste, wechselte er auf eine Volksschule. Seinem Vater zufolge wollte keine höhere Schule Alfred wegen seiner jüdischen Herkunft mehr aufnehmen. Nach Abschluss der Volksschule konnte dieser aus demselben Grund keine Lehrstelle finden und begann daraufhin im Geschäft des Vaters zu arbeiten. Nach den Novemberpogromen 1938 musste der Vater Richard Tworoger sein Geschäft aufgeben und die ganze Familie verlor daraufhin ihr Einkommen. Im Alter von 17 Jahren wurde Alfred Tworoger zur Zwangsarbeit verpflichtet. Er musste für die Firma Pertrix, eine Tochterfirma der zum Quandt-Konzern gehörenden Accumulatorenfabrik AG (AFA), arbeiten. Die Fabrik befand sich in Berlin-Niederschöneweide und stellte Trockenbatterien, Taschenlampen und Zünderbatterien für die Wehrmacht her. Die Firma Pertrix beschäftigte ab 1939 Berliner Jüdinnen und Juden im „geschlossenen Arbeitseinsatz“, insgesamt mindestens 290 Personen. Der Vater Richard Tworoger wurde ebenfalls zum Arbeitseinsatz verpflichtet und musste für die Firma Eltron in Berlin-Tempelhof arbeiten.

Die Familie Tworoger war zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 im Vorderhaus der Müllerstraße 126, Berlin-Wedding, gemeldet. Der Vermögenserklärung, die Richard Tworoger am 19. November 1942 ausfüllen musste, ist zu entnehmen, dass die Familie im Februar 1942 in die Brunnenstraße 116 umgezogen war, vermutlich auf Anordnung der Gestapo. Dort wohnte sie zusammen mit fünf weiteren jüdischen Untermietern in einer 4-Zimmer-Wohnung.

Berta Tworoger starb am 2. November 1942 an Brustkrebs. Kurz Zeit später beschlossen Vater und Sohn aus Angst vor der Festnahme und Deportation, in Berlin unterzutauchen.

Dies ging einige Monate gut. Doch am 20. April 1943 wurde Alfred Tworoger von der Gestapo auf der Straße aufgegriffen und verhaftet. Die Beamten brachten ihn zur Vernehmung in das Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz. Den Aussagen eines mit der Familie bekannten Kriminalbeamten zufolge ist Alfred Tworoger im Laufe der Vernehmung aus dem Fenster gestürzt, die Umstände des Sturzes lassen sich nicht mehr klären. Schwerverletzt wurde er in das Staatskrankenhaus der Polizei eingeliefert, wo er am 15. Mai 1943 starb. Sein Leichnam wurde anonym in einem Reihengrab auf dem Friedhof in Marzahn beigesetzt.

Der Vater Richard Tworoger blieb bis zur Befreiung durch die Alliierten unentdeckt und überlebte.
 

Alfred Tworoger kam am 8. Dezember 1922 in Berlin als Sohn von Richard Tworoger und dessen Ehefrau Berta, geb. Peretz, zur Welt. Beide Eltern stammten aus der Provinz Posen und kamen vermutlich nach Ende des Ersten Weltkrieges nach Berlin. Der Vater Richard Tworoger war Kaufmann von Beruf und führte seit 1920 ein Geschäft für Textilwaren in der Brüsseler Straße 53 im Berliner Wedding. In dem Laden waren außer ihm noch zwei bis drei Angestellte beschäftigt. Auch die Mutter Berta Tworoger arbeitete im Geschäft, im Ein- und Verkauf.

Alfred Tworoger wuchs ohne Geschwister auf. 1925 brachte Berta Tworoger ein zweites Kind zur Welt, eine Tochter namens Frieda. Diese starb jedoch bereits kurz nach der Geburt. Alfred Tworoger besuchte bis etwa 1935 die Lehmannsche Privatschule an der Müllerstraße im Stadtteil Wedding. Als diese Schule schließen musste, wechselte er auf eine Volksschule. Seinem Vater zufolge wollte keine höhere Schule Alfred wegen seiner jüdischen Herkunft mehr aufnehmen. Nach Abschluss der Volksschule konnte dieser aus demselben Grund keine Lehrstelle finden und begann daraufhin im Geschäft des Vaters zu arbeiten. Nach den Novemberpogromen 1938 musste der Vater Richard Tworoger sein Geschäft aufgeben und die ganze Familie verlor daraufhin ihr Einkommen. Im Alter von 17 Jahren wurde Alfred Tworoger zur Zwangsarbeit verpflichtet. Er musste für die Firma Pertrix, eine Tochterfirma der zum Quandt-Konzern gehörenden Accumulatorenfabrik AG (AFA), arbeiten. Die Fabrik befand sich in Berlin-Niederschöneweide und stellte Trockenbatterien, Taschenlampen und Zünderbatterien für die Wehrmacht her. Die Firma Pertrix beschäftigte ab 1939 Berliner Jüdinnen und Juden im „geschlossenen Arbeitseinsatz“, insgesamt mindestens 290 Personen. Der Vater Richard Tworoger wurde ebenfalls zum Arbeitseinsatz verpflichtet und musste für die Firma Eltron in Berlin-Tempelhof arbeiten.

Die Familie Tworoger war zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 im Vorderhaus der Müllerstraße 126, Berlin-Wedding, gemeldet. Der Vermögenserklärung, die Richard Tworoger am 19. November 1942 ausfüllen musste, ist zu entnehmen, dass die Familie im Februar 1942 in die Brunnenstraße 116 umgezogen war, vermutlich auf Anordnung der Gestapo. Dort wohnte sie zusammen mit fünf weiteren jüdischen Untermietern in einer 4-Zimmer-Wohnung.

Berta Tworoger starb am 2. November 1942 an Brustkrebs. Kurze Zeit später beschlossen Vater und Sohn aus Angst vor der Festnahme und Deportation, in Berlin unterzutauchen.

Dies ging einige Monate gut. Doch am 20. April 1943 wurde Alfred Tworoger von der Gestapo auf der Straße aufgegriffen und verhaftet. Die Beamten brachten ihn zur Vernehmung in das Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz. Den Aussagen eines mit der Familie bekannten Kriminalbeamten zufolge ist Alfred Tworoger im Laufe der Vernehmung aus dem Fenster gestürzt, die Umstände des Sturzes lassen sich nicht mehr klären. Schwerverletzt wurde er in das Staatskrankenhaus der Polizei eingeliefert, wo er am 15. Mai 1943 starb. Sein Leichnam wurde anonym in einem Reihengrab auf dem Friedhof in Marzahn beigesetzt.

Der Vater Richard Tworoger blieb bis zur Befreiung durch die Alliierten unentdeckt und überlebte.