Richard Tworoger

Verlegeort
Müllerstr. 126 a
Historischer Name
Müllerstr. 126
Bezirk/Ortsteil
Wedding
Verlegedatum
September 2009
Geboren
06. Februar 1884 in Ostrowo (Posen) / Ostrów
Beruf
Kaufmann
Überlebt

Richard Tworoger wurde am 6. Februar 1884 als Sohn einer jüdischen Familie in Ostrowo in der Provinz Posen (heute: Ostrówam / Polen) geboren. Er ergriff den Beruf des Kaufmanns. Von 1914 bis 1917 war er als deutscher Soldat im Ersten Weltkrieg eingesetzt. 1917 heiratete er Berta Peretz, die ebenfalls aus der Provinz Posen stammte. Die beiden ließen sich in Berlin nieder.

Im Jahr 1920 eröffnete Richard Tworoger ein Geschäft für Textilwaren in der Brüsseler Straße 53 im Berliner Wedding. Er beschäftigte dort noch zwei bis drei Angestellte. Seine Frau Berta war für den Ein- und Verkauf zuständig.

Am 8. Dezember 1922 wurde der Sohn Alfred geboren. Im Jahr 1925 brachte Berta Tworoger noch ein zweites Kind zur Welt, eine Tochter namens Frieda. Diese starb jedoch bereits kurz nach der Geburt. Der Sohn Alfred Tworoger besuchte bis etwa 1935 die Lehmannsche Privatschule an der Müllerstraße im Stadtteil Berlin-Wedding. Als diese Schule schließen musste, wechselte er auf eine Volksschule. Richard Tworoger zufolge wollte keine höhere Schule seinen Sohn wegen seiner jüdischen Herkunft mehr aufnehmen. Nach Abschluss der Volksschule konnte Alfred Tworoger aus demselben Grund keine Lehrstelle finden und begann daraufhin im Geschäft des Vaters zu arbeiten. Nach den Novemberpogromen 1938 musste Richard Tworoger die Textilhandlung aufgeben und die ganze Familie verlor daraufhin ihr Einkommen. Richard Tworoger wurde zum Arbeitseinsatz verpflichtet und musste für die Firma Eltron in der Eresburgstraße in Berlin-Tempelhof Zwangsarbeit leisten. Die Firma für Heißwassergeräte stellte ihre Produktion mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf Rüstungsgüter für die Luftwaffe um. Der Sohn Alfred Tworoger wurde im Alter von 17 Jahren zur Zwangsarbeit für die Firma Pertrix in Berlin-Niederschöneweide verpflichtet.

Die Familie Tworoger war zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 im Vorderhaus der Müllerstraße 126, Berlin-Wedding, gemeldet. Der Vermögenserklärung, die Richard Tworoger am 19. November 1942 ausfüllen musste, ist zu entnehmen, dass die Familie im Februar 1942 in die Brunnenstraße 116 umgezogen war, vermutlich auf Anordnung der Gestapo. Dort wohnte sie zusammen mit fünf weiteren jüdischen Untermietern in einer 4-Zimmer-Wohnung.

Berta Tworoger starb am 2. November 1942, die Todesursache ist nicht bekannt. Kurz Zeit später beschlossen Vater und Sohn aus Angst vor der Festnahme und Deportation, in Berlin unterzutauchen.

Dies ging einige Monate gut. Doch am 20. April 1943 wurde Alfred Tworoger von der Gestapo auf der Straße aufgegriffen und verhaftet. Die Beamten brachten ihn zur Vernehmung in das Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz. Den Aussagen eines mit der Familie bekannten Kriminalbeamten zufolge soll sich Alfred Tworoger nach der Vernehmung durch einen Gestapobeamten aus dem Fenster gestürzt haben. Schwerverletzt wurde er in das Staatskrankenhaus der Polizei eingeliefert, wo er am 15. Mai 1943 starb. Sein Leichnam wurde anonym in einem Reihengrab auf dem Friedhof in Marzahn beigesetzt.

Richard Tworoger blieb bis zur Befreiung Berlins durch die Alliierten unentdeckt und konnte so überleben. Im Mai 1945 eröffnete er erneut ein Textilwarengeschäft in der Stadt. Richard Tworoger starb am 9. Mai 1965 im Alter von 81 Jahren.
 

Richard Tworoger wurde am 6. Februar 1884 als Sohn einer jüdischen Familie in Ostrowo in der Provinz Posen (heute: Ostrówam / Polen) geboren. Er ergriff den Beruf des Kaufmanns. Von 1914 bis 1917 war er als deutscher Soldat im Ersten Weltkrieg eingesetzt. 1917 heiratete er Berta Peretz, die ebenfalls aus der Provinz Posen stammte. Die beiden ließen sich in Berlin nieder.

Im Jahr 1920 eröffnete Richard Tworoger ein Geschäft für Textilwaren in der Brüsseler Straße 53 im Berliner Wedding. Er beschäftigte dort noch zwei bis drei Angestellte. Seine Frau Berta war für den Ein- und Verkauf zuständig.

Am 8. Dezember 1922 wurde der Sohn Alfred geboren. Im Jahr 1925 brachte Berta Tworoger noch ein zweites Kind zur Welt, eine Tochter namens Frieda. Diese starb jedoch bereits kurz nach der Geburt. Der Sohn Alfred Tworoger besuchte bis etwa 1935 die Lehmannsche Privatschule an der Müllerstraße im Stadtteil Berlin-Wedding. Als diese Schule schließen musste, wechselte er auf eine Volksschule. Richard Tworoger zufolge wollte keine höhere Schule seinen Sohn wegen seiner jüdischen Herkunft mehr aufnehmen. Nach Abschluss der Volksschule konnte Alfred Tworoger aus demselben Grund keine Lehrstelle finden und begann daraufhin im Geschäft des Vaters zu arbeiten. Nach den Novemberpogromen 1938 musste Richard Tworoger die Textilhandlung aufgeben und die ganze Familie verlor daraufhin ihr Einkommen. Richard Tworoger wurde zum Arbeitseinsatz verpflichtet und musste für die Firma Eltron in der Eresburgstraße in Berlin-Tempelhof Zwangsarbeit leisten. Die Firma für Heißwassergeräte stellte ihre Produktion mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf Rüstungsgüter für die Luftwaffe um. Der Sohn Alfred Tworoger wurde im Alter von 17 Jahren zur Zwangsarbeit für die Firma Pertrix in Berlin-Niederschöneweide verpflichtet.

Die Familie Tworoger war zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 im Vorderhaus der Müllerstraße 126, Berlin-Wedding, gemeldet. Der Vermögenserklärung, die Richard Tworoger am 19. November 1942 ausfüllen musste, ist zu entnehmen, dass die Familie im Februar 1942 in die Brunnenstraße 116 umgezogen war, vermutlich auf Anordnung der Gestapo. Dort wohnte sie zusammen mit fünf weiteren jüdischen Untermietern in einer 4-Zimmer-Wohnung.

Berta Tworoger starb am 2. November 1942 an Brustkrebs. Kurze Zeit später beschlossen Vater und Sohn aus Angst vor der Festnahme und Deportation, in Berlin unterzutauchen.

Dies ging einige Monate gut. Doch am 20. April 1943 wurde Alfred Tworoger von der Gestapo auf der Straße aufgegriffen und verhaftet. Die Beamten brachten ihn zur Vernehmung in das Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz. Den Aussagen eines mit der Familie bekannten Kriminalbeamten zufolge soll sich Alfred Tworoger nach der Vernehmung durch einen Gestapobeamten aus dem Fenster gestürzt haben. Schwerverletzt wurde er in das Staatskrankenhaus der Polizei eingeliefert, wo er am 15. Mai 1943 starb. Sein Leichnam wurde anonym in einem Reihengrab auf dem Friedhof in Marzahn beigesetzt.

Richard Tworoger blieb bis zur Befreiung Berlins durch die Alliierten unentdeckt und konnte so überleben. Im Mai 1945 eröffnete er erneut ein Textilwarengeschäft in der Stadt. Richard Tworoger starb am 9. Mai 1965 im Alter von 81 Jahren.